Gelsenkirchen-Buer. Laut Stadt fehlen Unterlagen für die Baugenehmigung. Baufirma Harfid wollte mit Projekt “Wohnen am Goldberg“ eigentlich jetzt starten.
Es sollte längst Geschichte sein, das Amtsgericht Buer: Nachdem Anfang März 60 Bäume in unmittelbarer Nähe zum Gebäude gefällt worden waren, hätten eigentlich kurz darauf die Abrissarbeiten beginnen sollen. Für September war der Baubeginn des prestigeträchtigen Projekts "Wohnen am Goldberg" geplant. Doch daraus wird - zunächst - noch nichts.
Laut Stadt "hakt" es an der Genehmigung für den Bau der sechs Mehrfamilienhäuser mit 107 Wohneinheiten und einer Tiefgarage. Die Gesellschaft Lavida Wohnen 6. Verwaltungs GmbH als neuer Eigentümer des 10.750 Quadratmeter großen Grundstücks habe zwar Ende 2019 einen entsprechenden Antrag gestellt, aber nicht alle dafür notwendigen Unterlagen beigebracht. Der Aufforderung der Verwaltung, diese schnellstmöglich nachzureichen, sei sie jedoch nicht nachgekommen, "so dass wir mehrfach nachgefragt haben", so Stadtsprecher Oliver Schäfer.
Gelsenkirchener Nachbarn beschwerten sich über verwahrlosten Zustand
Als weitere Hürde entpuppte sich bei der Planung, dass die vier unterschiedlichen Flurstücke im Grundbuch nicht zusammenzufassen sind und verschiedene Baulasten existieren. "So führen etwa Versorgungsleitungen quer durch alle Flurstücke, die jeweils einzeln zu betrachten sind. Diese Bereiche dürfen auch nicht überbaut werden. Das macht die Planung sehr aufwendig und kleinteilig", so Stadtsprecher Oliver Schäfer.
Nachdem sich bereits mehrere Nachbarn über den verwahrlosten Zustand des Gebäudes und Lärm beschwert hätten - Jugendliche hätten immer wieder Scheiben eingeschlagen und seien ins Innere eingedrungen - habe die Verwaltung mehrfach den Eigentümer ermahnt, Sicherungsmaßnahmen zu treffen.
Stadt begleitet Projekt "intensiv", um Stillstand zu verhindern
"Das ist am Ende auch passiert, nachdem wir mit einer Ersatzvornahme gedroht haben", berichtet Schäfer. Diese sieht vor, dass die Stadt auf eigene Initiative Sicherungszäune für eine Immobilie beschafft und aufstellen lässt; diese Maßnahme wird dann aber dem Eigentümer in Rechnung gestellt.
Die "intensive Begleitung" sei schließlich erfolgreich gewesen: Bei einem Ortstermin am Amtsgericht hätten Ende Juli alle planungsrechtlichen Details geklärt werden können. Schäfer: "Wir sind nun guter Hoffnung, dass die Unterlagen in zwei bis vier Wochen vorliegen und eine Baugenehmigung erteilt werden kann." Anliegen sei es zu verhindern, "dass es bei einem so wichtigen Projekt mitten in Buer zu einem Stillstand kommt."
Die Harfid GmbH selbst begründet die Verzögerung mit "innerbehördlichen Abstimmungsproblemen" sowie der schwierigen Entsorgung von Asbest und Mineralwolle. "Wir haben wirklich größtes Interesse an dem Projekt und wollen es schnellstmöglich angehen", so Projektentwickler André Althoff.
Baumaterialien sollen auf Schadstoffe untersucht werden
Für den Abbruch benötigt die Essener Harfid GmbH, die an Lavida Wohnen beteiligt und als „Partner rund ums Bauen“ mit der Ausführung des Projekts betraut ist, indes keine Genehmigung. Notwendig sind aber sehr wohl ein Lärmschutz-, Staubminderungskonzept sowie ein Entsorgungsplan. Am vergangenen Freitag seien bei einem Ortstermin Proben an verschiedenen Stellen des 1973 bezogenen Gebäudes entnommen worden, um diese auf Schadstoffe wie Asbest, PCB und Mineralwolle zu untersuchen.
Die Harfid GmbH plant nun, das Amtsgericht noch im Herbst, womöglich gar schon Ende September abzureißen. Anwohner sollen per Briefeinwurf über den genauen Zeitpunkt informiert werden. Das Unternehmen ist Hauptsponsor von Rot-Weiß Essen. Eine Tochter - die Harfid Waldquartier GmbH - baut am Buerschen Waldbogen ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage.
>> Anwohner liefen gegen Baukörper-Höhe Sturm
Bevor der Rat dem Projekt "Wohnen am Goldberg" zustimmte, gab es Proteste vor allem von Nachbarn, die durch die fünfgeschossige Bauweise eine Verschattung ihrer Wohnungen und Balkone fürchteten. Deshalb wurde im nordöstlichen Bereich der Baukörper um einige Meter zurückversetzt.
Die sechs Mehrfamilienhäuser sollen viergeschossig errichtet und mit einem zusätzlichen Staffelgeschoss versehen werden. Geplant ist auch ein öffentlicher Quartierplatz sowie eine starke Durchgrünung des Grundstücks in unmittelbarer Nähe zum Goldbergpark.