Gelsenkirchen-Buer. Der Startschuss für das Neubauprojekt „Wohnen am Goldberg“ ist gefallen. Geplant sind dort sechs Mehrfamilienhäuser mit 107 Wohneinheiten.
Lange war es ruhig rund um das seit 2016 leerstehende Amtsgericht in Buer, von (jugendlichen) Einbrechern mal abgesehen. Bautätigkeiten waren auf dem Gelände an der Goldbergstraße jedenfalls nicht zu beobachten, wo das prestigeträchtige Neubauprojekt „Wohnen am Goldberg“ geplant ist. Bis jetzt: Ende der Woche hat die Essener Gesellschaft Lavida Wohnen 6. Verwaltungs GmbH als neuer Eigentümer 60 Bäume fällen lassen. In Kürze soll das markante Gebäude aus Glas, Stahl und Beton abgerissen werden.
Anwohner Alfons Harms (79) ist nicht der einzige, der seinen Augen kaum trauen mochte, als er Ende der Woche eine Runde auf dem Goldberg drehte. „Das Gelände war nach dem Kahlschlag nicht mehr wiederzuerkennen“, berichtet er und verweist auf die Baumstämme und -kronen, die fein säuberlich an der Seite des Amtsgerichts zu einem meterhohen Stapel aufgeschichtet liegen.
Eigentümer hatte eine Fällgenehmigung
Entfernt wurden Bäume rund um das Gebäude bis hin zum benachbarten Kindergarten-Grundstück auf der linken Seite und zu den Gymnasien auf der rechten Seite. „Dafür lag dem Eigentümer eine Fällgenehmigung vor“, teilte Stadtsprecher Oliver Schäfer mit. Einige jüngere Bäume am Parkplatz Richtung Goldbergstraße blieben stehen. Der Wegfall der 60 Bäume soll durch umfangreiche Neu- und Ersatzbepflanzung nach Abschluss der Hochbauarbeiten ausgeglichen werden.
Dass es zu den Fällungen kommen würde, stand seit Jahren fest: Lavida Wohnen hat bei der Stadt einen Bauantrag für sechs Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 107 Wohneinheiten und einer großen Tiefgarage mit 81 unterirdischen und 30 oberirdischen Stellplätzen eingereicht, wie Schäfer auf Anfrage bestätigte. Dabei handelt es sich um viergeschossige Baukörper mit einem zusätzlichen Staffelgeschoss.
Neues Wohnquartier soll stark durchgrünt werden
Das Neubauprojekt auf dem rund 10.750 Quadratmeter großen Baugrundstück ist als stark durchgrüntes Wohnquartier konzipiert, „das hohe Wohn- und Aufenthaltsqualität sowohl für Bewohner als auch für die Öffentlichkeit bietet“, so die Essener Harfid GmbH, die mit der Bollmann-Gruppe aus Bochum an Lavida Wohnen beteiligt ist und als „Partner rund ums Bauen“ mit der Ausführung des Projekts betraut ist. So ist etwa auch ein „großzügig gestalteter öffentlicher Quartierplatz“ vorgesehen, der „umfangreich begrünt“ werden soll. Im September, so die Planungen, sollen die Bauarbeiten beginnen und im September 2022 abgeschossen sein.
Amtsgerichts-Anfänge reichen zurück bis 1879
Das Amtsgericht Buer wurde 1879 als Königlich-Preußisches Amtsgericht Buer i.W. im damaligen Kreis Recklinghausen im Haus Buer Nr. 126 – dem Gebäude an der heutigen Hochstraße 66 – errichtet.
Es war ursprünglich für das Gebiet des Amts Buer zuständig und gehörte anfangs zum Bezirk des Landgerichts Münster. 1888 wurde es dem Landgericht Essen zugeordnet.
1903 bis 1973 war dann das neu errichtete Gerichtsgebäude an der Westerholter Straße 7 Sitz der Behörde, bevor 1973 das Haus an der Goldbergstraße bezogen wurde. Ende 2015 wurde das Amtsgericht Buer aufgehoben. Seit 2016 ist das Justizzentrum Gelsenkirchen an der Bochumer Straße Sitz des vereinigten Amtsgerichts Gelsenkirchen.
Dem Projekt gingen viele zum Teil hitzige Diskussionen voraus: Für Verstimmung bei vielen Bueranern sorgte einerseits die Aufgabe des 1973 bezogenen Gebäudes, weil damit 2015 auch die Aufhebung des Amtsgerichts Buer einherging – eines der letzten Relikte der einst selbstständigen Stadt Buer. Wie berichtet, wurde die Behörde 2016 in Buer mit der in Gelsenkirchen an der Bochumer Straße im Justizzentrum in Ückendorf zusammengelegt.
Anwohner fürchten Verschattung ihrer Wohnungen
Andererseits rief die vorgesehene Fünfgeschossigkeit der neuen Baukörper Protest bei den unmittelbaren Anwohnern hervor, die eine Verschattung ihrer Räume und damit eine Beeinträchtigung der Wohnqualität fürchteten.
In der Folge wurde die Planung gegenüber dem Vorentwurf von 2015 noch einmal geändert: Die neue Bebauung im nordöstlichen Bereich wurde um einige Meter zurückversetzt, um den Abstand zu den bereits bestehenden Gebäuden auf den nördlich angrenzenden Grundstücken zu vergrößern.