Gelsenkirchen. Die Leistungsschau der digitalen Modellkommune beeindruckt am Dienstag NRW-Minister Andreas Pinkwart – trotz Startschwierigkeiten.
Sei es der letzte Platz im großen Deutschland-Report des ZDF vor zwei Jahren (#401GE), sei es das aktuelle Kommunalranking NRW mit Rang 396 (von 398): Studien ramponieren regelmäßig das Image der Stadt Gelsenkirchen. Und wenn dann auch noch die Ballkünstler von Schalke 04 als Botschafter zu kämpfen haben, wird die Luft dünner. Wie gut, dass Gelsenkirchen noch mit dem Zugpferd Digitalisierung als Modellkommune des Landes wuchern kann – und das beim Besuch von NRW-Minister Andreas Pinkwart (FDP) am Dienstag auch kräftig tat.
Wobei: Die Visite des Ministers für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie startete zunächst ruckelig. Hatte Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) nach eigenen Angaben am Morgen noch in glasklarer Qualität mit der EU-Kommission in Brüssel über weitere Fördergelder gesprochen, stockte die Videoleitung in der Digitalkonferenz am Mittag.
Verbindung zur digitalen Modellkommune Aachen stockt – zunächst
„Als wir in den Raum kamen, fingen die technischen Schwierigkeiten an", berichtet Andreas Pinkwart später leicht schmunzelnd, während Gelsenkirchen die Verbindung nach Aachen zu stabilisieren versuchte – beide bilden gemeinsam mit Paderborn, Soest und Wuppertal das mit Einhundert Millionen Euro geförderte Quintett unter dem Titel der „Digitalen Modellregion NRW“.
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Der runde Tisch der Fünf entwickelte sich dann doch noch in die gewünschte Richtung, so wie die Gelsenkirchener Leistungsschau zügig an Fahrt aufnahm. Im Stadtbauraum, dem Hauptquartier der „Vernetzten Stadt“, präsentierte Frank Baranowski seinem Gast kurz darauf den neusten Stand der verschiedenen Projekte.
Testlabor auf Schalke, die Smartphone-Bürger-ID in den Startlöchern
So stellte sich etwa das „Open Innovation Lab“ vor, das im Schatten der Arena bald zum Reallabor für digitale Anwendungen vom Verkehr über die Bildung bis zur Abfallentsorgung wird. Oder „Next Level Sports“, das sich ganz der Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und deren Mischform verschrieben hat – und mit entsprechender Brille und Bedienung aufwartete, um erste Anwendungen etwa für die Sport-Therapie zu demonstrieren.
Nachhaltig Eindruck hinterließ beim Minister außerdem die Smartphone-Bürger-ID, die mit wenigen Knopfdrücken einen fertigen Bewohnerparkausweis präsentierte und mittelfristig um weitere Funktionen der digitalen Verwaltung erweitert wird. Kurzum: „Das ist Unglaubliches, was hier schon gelungen ist“, freut sich Andreas Pinkwart.
Infrastruktur und Einstellung machen Gelsenkirchen zum Vorreiter
Neben der technischen Infrastruktur sei die innovative Grundeinstellung ausschlaggebend für die Gelsenkirchener Vorreiterrolle, zieht der 59-Jährige zum Abschluss Bilanz. Baranowski ergänzt den Teamaspekt: „Wir denken nicht in Stadtgrenzen, sondern vernetzt darüber hinaus.“ Ergebnisse werden mit den Partnerkommunen geteilt, um Dopplungen zu vermeiden und Prozesse zu beschleunigen.
Gelsenkirchen ist noch nicht am Ende
Dabei immer im Fokus: die Bürger. „Das sind keine digitalen Spielereien. Und wir reden nicht nur darüber, die Digitalisierung findet konkret statt“, betont Gelsenkirchens Oberbürgermeister.
Säulen digitale Verwaltung und Stadtentwicklung
Das Land investiert mit dem Förderprogramm „Digitale Modellregion NRW“ seit 2018 in insgesamt 67 Projekte der Kommunen Gelsenkirchen, Wuppertal, Paderborn, Aachen und Soest, die das Thema Digitalisierung voran bringen. Zur Verfügung stehen 100 Millionen Euro, davon kommen 72 Millionen Euro vom Land NRW.
Die zwei Säulen sind die digitale Verwaltung (E-Government) und digitale Stadtentwicklung (Smart City). Insgesamt acht Vorhaben aus diesen beiden Bereichen führt die Stadt Gelsenkirchen auf ihrer Homepage aktuell auf – mit Laufzeiten bis Ende 2021 bzw. Mitte 2022. Weitere folgen in den nächsten Wochen und Monaten.
Und so hat die Stadt noch einige Pfeile im Köcher. Schließlich ergeben sich aus leistungsfähiger Infrastruktur Experimentierfelder, wie Andreas Pinkwart bemerkt, die genutzt werden könnten. Neue Pläne sind gemacht, doch zu viel verraten möchte Manfred vom Sondern als Chief Digital Officer (CDO) von Gelsenkirchen noch nicht. Nur so viel: das ewige Thema Parken spielt eine Rolle.
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