Gelsenkirchen-Erle. Im Innenhof der Gesamtschule Erle in Gelsenkirchen ziehen noch vor den Sommerferien drei Bienenvölker ein. Wie das Schüler-Projekt zustande kam.
Diese Geschichte ist ab dem ersten Moment eine besondere: Da kommt Anfang Oktober vergangenen Jahres ein junger Mann zum Bezirksforum Ost, stellt ganz souverän sein Projekt vor und zugleich einen Antrag auf finanzielle Unterstützung in Höhe von 500 Euro.
Weil der 13-jährige Tom Wolke ebenso mit seiner Courage überzeugt wie mit der Idee, Bienen und Umwelt zu schützen, erhält er Applaus, Beachtung und die volle Förderhöhe. Seither hat sich viel getan: Tom wird zum Imker ausgebildet und bald ein „Bienenvater“ sein.
Gelsenkirchen: Biologieunterricht macht Lust auf die Bienen
Seitdem sie im Biologieunterricht ein Projekt durchgeführt haben rund um die Bienen und deren Bedeutung, sind die Achtklässler der Gesamtschule Erle echte Bienenfreunde. Da müsste man doch mehr machen, beschließen Kiana Pütz und Tom Wolke.
Die junge Dame schreibt daher dem Bezirksbürgermeister einen Brief. „Davon habe ich Andreas Lisson bei einem unserer Treffen erzählt“, erinnert sich Wilfried Heidl, der regelmäßig in Kontakt mit dem Schulleiter steht: „Weil das Bezirksforum vor der Tür stand, haben wir gesagt, das ist doch eine gute Idee, für die Finanzierung zu sorgen.“
Hygienestandards müssen eingehalten werden
Wie das im Leben oft so spielt, reichen die 500 Euro lange nicht aus. Es bedarf weiterer Unterstützung – und die kommt vom schuleigenen Förderverein und der Sparkasse Gelsenkirchen. Mittlerweile absolvieren sechs Schüler und drei Lehrerinnen die Ausbildung zum Imker. Denn es soll alles fachmännisch über die Bühne gehen.
„Da muss man schon verantwortungsvoll sein“, sagt Andreas Lisson, der immer wieder zu bedenken gab, ein solches Vorhaben erfordere Kontinuität. Ein weiterer Aspekt: „Man muss Hygienestandards einhalten. Schließlich arbeitet man mit einem Lebensmittel.“ So entsteht die Idee zu einem Abkommen: „Die Schüler und Lehrer lassen sich ausbilden und entscheiden dann, ob sie diese Verantwortung wirklich übernehmen wollen.“
2021 steht die erste Ernte an
Es kommt anders. „Im Verlauf habe ich gesehen, wie sehr alle Feuer und Flamme sind für dieses Projekt“, erzählt der Schulleiter, der daraufhin Grünes Licht gibt. Drei erste Behausungen, sogenannte Beuten, stehen schon im Innenhof der Schule. In der kommenden Woche ziehen hier drei Bienenvölker ein. Es sind Jungvölker. Das passt zu den Jungimkern - beide können gemeinsam wachsen.
„Die sind einfacher in der Pflege. Sonst stünde für uns jetzt schon die erste Honigernte an“, erläutert Ramona Halsch, Lehrerin für Biologie und Chemie: „So können wir uns in Ruhe eigene Wirtschaftsvölker heranziehen.“ Im nächsten Jahr sei also mit der ersten Honigernte zu rechnen - wenn alles gut geht. Rund 35 Kilo Honig könnte ein Volk im Jahr erzeugen, sagt die angehende Imkerin. Jenen wolle man dann auch vertreiben. „Die Idee ist, dass wir uns später selbst finanzieren über den Verkauf des Honigs.“
Mitstreiter für das Projekt gesucht
In einem weiteren Punkt arbeitet man hier nachhaltig: Weil die Schüler wachsen und irgendwann ihrer Aufgabe entwachsen, muss früh an den Nachwuchs gedacht werden. „Das Projekt ist darauf ausgelegt, dass die Schüler, die jetzt durch den Lehrgang ausgebildet werden, später andere Schüler anleiten“, sagt Ramona Halsch.
Da kommen wieder Tom und Kiana ins Spiel. Beide sind voll bei der Sache, finden ihre neue Aufgabe „cool“. Weil „die Bienen so nützlich sind und der Honig für uns Menschen wichtig ist“, weiß Tom. Er ist sehr zufrieden mit den Folgen seines großen Auftritts im vergangenen Herbst. „Ich würde das wieder machen und es auch anderen empfehlen.“ Dann richtet er sich noch ganz bewusst an örtliche Naturfreunde jeden Alters: „Ich empfehle auch, bei uns mitzumachen. Wir können noch Hilfe gebrauchen.“
>>>Info: Imker kommen auch in den Sommerferien
Rund 60.000 Bienen ziehen noch vor den Sommerferien im Innenhof der Gesamtschule Erle ein – und wollen fortan versorgt werden. Auch in den Ferien kommen die angehenden Imker regelmäßig zu Besuch um zu schauen, ob alles in Ordnung ist.
Überstehen die Tiere den Winter gut, könnten die drei Völker anwachsen auf jeweils rund 40.000 Bienen. Wollen die Jungimker ihr Engagement ausbauen, könnte man dann über weitere Völker nachdenken. Das jedoch macht die Truppe davon abhängig, wie sie mit ihrer neuen Aufgabe zurechtkommt.
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