Buer. Der Imkerverein Gelsenkirchen hat einen jungen Vorstand. Benjamin Brooke (35) und Martin Spickermann (34) setzen auf Artenvielfalt.
Sie ist zum Symbol geworden für den Artenschutz, für die Folgen des Eingriffs der Menschen in die Natur: die Biene. Das kleine Insekt drückt für viele die Angst vor ungewissen Zeiten aus.
In Buer kümmert sich seit nunmehr 110 Jahren der Imkerverein um ihr Wohlergehen. Der Verein stellt sich gerade auf für die Zukunft – mit einem jungen Gespann an der Spitze.
Gleichberechtigt und gemeinsam
Seit März bekleidet der 35-jährige Benjamin Booke den ersten Vorsitz, sein Stellvertreter ist der 34-jährige Martin Spickermann. Die erste Neuerung: Beide arbeiten gleichberechtigt und gemeinsam – für Bienen und Artenvielfalt am Ort.
„Mit Anfang 20 bekam ich eine Pollenallergie. Ein Arzt riet mir, ich solle Honig von lokalen Imkern essen und ich habe mich gefragt, ob es die hier überhaupt gibt“, erklärt Benjamin Booke, wie er zur Biene kam. Er informierte sich und entschied schließlich, in der Imkerschule eine Ausbildung zu absolvieren.
Sechs Völker im Kleingarten
Seither hält er selbst mehrere Völker. Allein sechs davon stehen im Erler Kleingarten, gleich neben einem kleinen Teich und in ganz idyllischer Kulisse. Emsig fliegen sie aus und ein. Und auf der Wiese gleich daneben krabbeln etliche der kleinen Tierchen herum. Die nehmen beide Imker beherzt auf die Hand. Das sei völlig gefahrlos. Denn es handelt sich um die Bienen-Jungs. „Die können nicht stechen“, erklärt Martin Spickermann. Und überhaupt, jene, die hier zu Fuß unterwegs sind, seien auch nicht die Kandidaten mit den besten Überlebenschancen. „Das ist die Natur“, sagt der Jungimker.
Er kam auf ganz anderem Wege zu seiner Passion. „Es war ein bisschen ein Versehen. Wir haben zu Hause zwei große Gewächshäuser mit Tomaten. Aber das mit der Bestäubung klappte nicht so gut. An der Uni Bochum hatte ich vom Fach Bienenhaltung erfahren und einen Einsteigerkurs absolviert. Seitdem haben wir Bienen. Erst danach haben wir erfahren, dass die gar keine Tomaten bestäuben. Das tun nur Hummeln. Deswegen halten wir die jetzt auch.“
Die Arbeit mit den Bienen bereitete dem jungen Mann so viel Freude, dass er sie weiter gibt – als Ausbilder für angehende Imker. Davon gebe es immer mehr. Weil die Biene Symbolcharakter bekommen hat.
Nachhaltiger Umgang mit der Natur
„Man hört das ganz oft: Oh, du hältst Bienen“, sagt Benjamin Booke, dass manch einer ihm dafür einen „Weltretter-Bonus“ einräume. „Aber so möchte ich nicht dastehen. Ich mache das für mich.“
Zumal es mit dem Halten von Honigbienen nicht getan ist, erklärt Martin Spickermann. „Unter dem Begriff Bienensterben versteht man eigentlich den starken Rückgang der Biomasse bestäubender Insekten insgesamt. Das sind vor allem Wildbienen.“ Deren Rückgang belaufe sich auf rund 80 Prozent. „Das Sterben der Honigbienen dagegen geht vor allem auf Fehler des Imkers zurück.“ Beide Männer sind Botschafter eines nachhaltigen Umgangs mit der Natur. „Es ist ein Zeitgeist-Thema“, wissen beide. Und so freuen sie sich, dass immer mehr Menschen den Weg in die Imkerschule finden, es bereits viele Anmeldungen gibt für die Ausbildung im nächsten Jahr. Zu viele Imker könne es kaum geben, sagt Martin Spickermann. „Die Bienenvölkerdichte könnte noch um ein vielfaches wachsen und noch immer würden alle Tiere satt.“