Gelsenkirchen. Die Gelsenkirchener Gewerkschaft Erziehung und Bildung verurteilt die Pläne der Bildungsministerin, Abstandsgebote in Grundschulen aufzuheben.
Mit einer vehementen Stellungnahme reagiert Lothar Jacksteit (CDU) als Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Gelsenkirchen auf die Ankündigung der Schulministerin Yvonne Gebauer, die Grundschulen ab 15. Juni komplett zu öffnen.
Öl auf die Mühlen der Verschwörungstheoretiker
„Fassungslosigkeit, Empörung, Enttäuschung, Wut – Nach der Entscheidung des Schulministeriums sind Eltern und Beschäftigte an Schulen, insbesondere Grund- und Förderschulen, entsetzt. Obwohl die Konzepte und Pläne bis zu den Ferien reichen und sich alle darauf eingestellt haben, macht das Ministerium mit einem Federstrich alles zunichte und bringt Unruhe und Unsicherheit in Familien und Schulen. Eltern fragen Lehrkräfte, warum das Bildungsministerium mit dem Leben ihrer Kinder experimentieren will. Lehrkräfte, die bislang in Kleingruppen die Kinder auffangen konnten und die hochangesetzten Hygienevorschriften mühsam umgesetzt haben verstehen ihren Arbeitgeber nicht mehr. Alles soll auf einmal nicht mehr gelten!? Öl auf die Mühlen der Verschwörungstheoretiker? Zwei Wochen, in denen die Kinder das aufholen sollen, was Politik schon vor einiger Zeit versäumt hat?“
Versäumnisse von Jahren in zwei Wochen nicht aufholbar
Die GEW habe bereits vor der Corona-Krise die Parteien in Gelsenkirchen aufgefordert, den Bildungsnotstand auszurufen. Corona habe die Versäumnisse offenbart. „Wir wurden und werden auch jetzt wieder mit den Problemstellungen alleine gelassen!“, beklagten sich Lehrkräfte, Sozialarbeiter, Sozialpädagogen und Schulleitungen, so Jacksteit. Erst in der Krise sorge sich Politik darum, dass die Bildungskluft noch größer werden könnte. Zwei Wochen Unterricht könnten wohl kaum politische Versäumnisse mehrerer Jahre kompensieren. In der Krise habe sich gezeigt, dass in Kleingruppen viel konzentrierter und mit deutlich weniger Ablenkung gearbeitet worden und dadurch ein enormer Lernzuwachs erzielt worden ist.
Durchmischung lässt sich nicht vermeiden
„Wie Hohn“ klinge es in der Schulmail, dass „der Kita- und Schulbetrieb in Bezug auf Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln gesondert zu betrachten ist.“ Die Notwendigkeit der Abstandswahrung tritt laut Schulmail zurück, „sofern konstante (Lern-)gruppen gebildet werden können und Infektionsprävention durch Vermeidung von Durchmischung geleistet werden kann.“ Jacksteit bezweifelt, dass sich angesichts von Fachkräftemangel eine Durchmischung vermeiden lässt, vor allem im Bereich der offenen Ganztagsschule (OGS).
Jacksteit verweist auf die Kinderstudie des Virologen Drosten, die keine Hinweise zeige, dass Kinder weniger infektiös sein können als Erwachsene. Wer in der noch Pandemiesituation viele Kinder in zu kleine Räume setze, spiele mit der Gesundheit der Kinder, deren Familien und der Beschäftigten in Schulen.
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