Gelsenkirchen. Gelsenkirchens Dezernentin und Schulamtsdirektorin sprechen von extremer personeller und räumlicher Herausforderung. Hygienekonzept als Problem

Sie kam auch diesmal an einem Freitag, die Schulmail aus dem Düsseldorfer Ministerium, die die aufwendigen Planungen der Grundschulen in den letzten Wochen über den Haufen wirft. Alle Grundschüler sollen jeden Tag wieder zur Schule gehen, noch vor den Sommerferien. Die ausgeklügelten Stundenpläne, die jedes Kind an mindestens einem Tag der Woche in der Schule unterrichten und den Rest der Woche im Homeschooling versorgen sollte, sind nun ab 15. Juni Makulatur.

Kehrtwende mitten in den Vorbereitungen für das neue Schuljahr

Zwar gibt es diesmal eine Woche Vorlauf zur Vorbereitung, doch es ist dank Feiertag am Donnerstag eine kurze Woche, in der viele Schulen zudem am Freitag eigentlich einen Brückentag haben. Eigentlich. Die neue Ansage erwischt die Schulverwaltung, die Schulaufsicht, Schulleitungen und die Lehrer selbst mitten in den konzeptionellen Vorbereitungen für das neue Schuljahr ab August und bei soeben fertiggestellten Konzepten für die Wochen bis zu den Schulferien, die nun in der Form hinfällig sind.

Schulamtsdirektorin Petra Bommert kann sich ein Hygienekonzept unter diesen Bedingungen nur schwer vorstellen. "Die Abstandswahrung tritt als Notwendigkeit zurück, das könnte auch eine Signalwirkung auf das öffentliche Leben haben", fürchtet sie. Stattdessen setzt die Ministerin nun auf das Verhindern jeder Durchmischung von Gruppen. Was beim Klassenunterricht an Grundschulen, die nach dem Klassenlehrerprinzip lernen, machbar sein mag -- falls genug gesunde Klassenlehrer verfügbar sind -- ist in der Offenen Ganztagsbetreuung schwerer umsetzbar.

10.000 Grundschüler sind betroffen in Gelsenkirchen

"Viele Lehrkräfte, die zur Risikogruppe gehören, sind jetzt auf Atteste nach individuellen Einschätzungen der Ärzte angewiesen" gibt Bommert zu denken. "Dabei sind viele Lehrkräfte jetzt geradezu aufgeblüht, als es um die Konzepte für neue Schuljahr und die Konzepte für digitales Unterrichten ging. Jetzt müssen wir alles wieder neu denken. Aber natürlich stellen wir uns der Aufgabe", verspricht Petra Bommert. Die Herausforderung lautet, ab 15. Juni wieder täglich 10.000 Schüler in Gelsenkirchener Grundschulen zu unterrichten, und zwar unter anzupassenden Corona-Regeln.

Bildungsdezernentin Annette Berg ist verwundert über die geforderte Kurzfristigkeit, zwei Wochen vor den Ferien. Der Beweggrund dafür sei ihr noch nicht klar. "Wir sind auch der Meinung, dass wir die Kinder sehen müssen, um Gefährdungen und Benachteiligungen zu verhindern. Aber das ist ja auch möglich, wenn sie, wie bislang vorgesehen, jede Woche für einen Tag in der Schule sind." Auch die Offene Ganztagsbetreuung werde sich dadurch verändern müssen. Wie genau, das müsse man nun planen, gemeinsam mit Schulleitungen und Trägern.

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