Gelsenkirchen-Erle/-Bismarck. Gelsenkirchens Hotellandschaft bekommt Zuwachs. Zwei neue Häuser sollen Touristen anziehen. Was vorgesehen ist und wie weit die Planungen sind.

Der Tourismus im Ruhrgebiet erlebt seit Jahren einen Höhenflug, regelmäßig berichtet die Branche von erneut gestiegenen Übernachtungszahlen im Revier. Auch in Gelsenkirchen sind neue Hotels geplant, eines beispielsweise im Schlagschatten der Arena auf Schalke, das andere im schicken neuen Wohn- und Gewerbequartier Graf Bismarck. Ein Einblick zum Stand der Dinge.

Am weitesten gediehen sind bislang die Pläne für das neue Hampton by Hilton-Hotel im Arena-Park. Auf einer Fläche von 3550 Quadratmetern entsteht ein flacher Drei-Sterne Komplex mit 124 Zimmern. Investitionssumme: 18 Millionen Euro, verbunden mit 34 neuen Arbeitsplätzen.

„Der Kaufvertrag ist fertig, wir rechnen mit einem Baubeginn im Spätherbst 2020“, sagt Manfred Gahmann, Co-Geschäftsführer der Curator-Hotelbetriebsgesellschaft. Das Unternehmen führt auch das Renaissance Bochum Hotel, die Courtyard by Marriott-Häuser in Gelsenkirchen und Bochum sowie die Bochumer Gastronomie im Stadtpark. Derzeit arbeiteten Architekten und Ingenieure an den einzureichenden Bauanträgen.

Von der Stadt kommen dazu ebenso positive Botschaften. „Wir müssen uns noch auf einen Notar einigen und einen Unterzeichnungstermin festlegen“, bestätigt Rainer Schiffkowski, Referatsleiter der Wirtschaftsförderung. Übrigens: Gleich nebenan errichtet Medicos auf Schalke sein zweites Haus. Ein Hotel neben dem Gesundheits- und Rehabilitationszentrum könnte einen zusätzlichen Synergie-Effekt nach sich ziehen.

Drei-Sterne-Haus direkt an der Marina am Stölting Harbour

Noch nicht ganz so weit, aber auf gutem Wege dahin ist der geplante Hotelneubau im Stadtquartier Graf Bismarck am Rhein-Herne-Kanal. „Der örtliche Gestaltungsbeirat hat gerade den Architekturplänen zugestimmt“, erklärte Rainer Schiffkowski, der in diesem Gremium Mitglied ist.

Auf einer Grundstücksgröße von etwa 5700 Quadratmetern soll direkt am östlichen Hafenbecken (Schiffsanleger) „ein viergeschossiges Hotel mit 120 Zimmern mit Gastronomie und Außenterrasse sowie mit Blick auf die Marina von Stölting Harbour entstehen“, so der Wirtschaftsförderer. Investitionssumme: 15 Millionen Euro. Das Drei-Sterne-Haus soll durch einen Investor beziehungsweise Bauherren an eine Hotelbetriebsgesellschaft langfristig verpachtet werden. Der Pachtvertrag ist Schiffkowski zufolge bereits „endverhandelt“.

Da es sich um ein börsennotiertes Unternehmen handele, steht die finale Freigabe der Betreibergesellschaft noch aus. Mit dem Projektstart (Bauantrag) ist nach Angaben des Gelsenkirchener Wirtschaftsförderers im dritten Quartal 2020 zu rechnen.

Die Stadt erhofft sich neben dem Zugewinn an Lebensqualität auch ein Plus an sozialer Kontrolle durch den Hotelneubau an der Gelsenkirchener Marina. Denn das Quartier hat häufiger abends und nachts mit einer schwer belehrbaren Raser-und Poserszene zu kämpfen – insbesondere an sonnigen Wochenenden. Das hat bis zur Sperrung der Zufahrt und Parkverboten an der Johannes-Rau-Allee geführt.

Zehntes touristisches Rekordjahr in Folge für das Ruhrgebiet

„Grundsätzlich betrachten wir den geplanten Hotelneubau positiv“, sagt Wolfgang Kothe, Sprecher der Interessengemeinschaft Graf Bismarck, die Stadt und Polizei nach verstärkten Protesten der Anwohner für diese Problematik stark sensibilisiert hat. „Gegen Gäste von Eisdiele, Bäcker, Café und Restaurants haben wir nichts“, so Kothe weiter, „nur gegen Lärm, Müll und Raserei.“

Kothe hat mit Blick auf den Ansatz „soziale Kontrolle“ so seine Zweifel, ob ein gediegeneres Umfeld die Szene auch wirklich fernhält. Ein weiteres Unternehmen in dem Gewerbe- und Wohngebiet dürfte aber die Schar derer anwachsen lassen, die in ihrem Umfeld eine derartige Szene nicht sehen und vor allem hören wollen. Insofern ist der Interessengemeinschaft der weitere Mitstreiter aus der Hotelbranche doppelt willkommen.

Mehr als 4,4 Millionen Gäste und gut 8,6 Millionen Übernachtungen zählte das Ruhrgebiet im vergangenen Jahr. Das hat die Ruhr Tourismus GmbH Mitte Februar bekannt gegeben. Damit war 2019 das zehnte touristische Rekordjahr in Folge für die Region. Mit einem Plus von 3,9 Prozent bei den Besuchern und 4,5 Prozent bei den Übernachtungen gegenüber 2018 liegen die Zuwächse über dem NRW-Schnitt von jeweils 2,6 Prozent.