Gelsenkirchen-Bismarck. Anwohner des Gelsenkirchener Quartiers Graf Bismarck schlagen wegen Raser Alarm. Kritik: Kontrollen zeigen Wirkung, aber zu wenig.

Raser und Poser – darunter die aus der Spur geratenen Selbstdarsteller von rund 100 Hochzeitsgesellschaften – haben zuletzt die Schlagzeilen in NRW beherrscht. Auch Gelsenkirchen übt auf Fahrer von PS-Boliden einen Reiz aus, weshalb die Anwohner des Hafenquartiers Graf Bismarck erneut Alarm schlagen.

Wolfgang Kothe, Sprecher der Interessengemeinschaft Graf Bismarck: „Polizei, Ordnungsamt und Verkehrsüberwachung treten massiver auf. Aber es reicht nicht. Die Szene hat sich etabliert.“ Das Kernproblem: Beschleunigungsrennen. Qualmten anfangs noch auf der Johannes-Rau-Allee die Reifen, so haben Schwellen auf der Allee die Tempo-Jünger dazu bewogen, nunmehr das Gaspedal in den schnurgeraden Straßen zu den Einfamilienhäusern durchzudrücken.

Lärm, Müll, Schüsse

Dazu kommen laut Wolfgang Kothe „Belästigungen durch Lärm und Pistolenschüsse, Shisha rauchende Gruppen, die ihren Müll zurücklassen sowie Lkw, die das Quartier nutzen, um hier Pause zu machen.“

Unterstützung erhält die Interessengemeinschaft von Dominik Mosbacher, Geschäftsführer der in Graf Bismarck ansässigen Stölting Service Group GmbH. Auch er hat registriert, dass durch die schärferen Kontrollen das Raser- und Poser-Aufkommen abgenommen hat, aber auch, dass „Besucher eher abgeschreckt, als angelockt werden“. Und damit meint Mosbacher nicht nur die neue Bar „M One“, sondern explizit Gäste der Eisdiele oder der Pizzeria: „Keiner der Betriebe ist aufgrund der Raserei erfreut.“

Ansicht des Karl-Arnold-Wegs in der Neubausiedlung Graf Bismarck in Gelsenkirchen. Dort trifft sich an manchen Wochenenden die Auto-Raser- und -Poser-Szene.
Ansicht des Karl-Arnold-Wegs in der Neubausiedlung Graf Bismarck in Gelsenkirchen. Dort trifft sich an manchen Wochenenden die Auto-Raser- und -Poser-Szene. © Olaf Ziegler

Mosbachers, Kothes und die Hoffnung vieler Anwohner ruhen nun darauf, dass der eigens einberufene „Runde Tisch Hafen Bismarck“ mit Polizei, Ordnungs- und Sicherheitsdienst einen Maßnahmenkatalog erarbeitet, der der PS-Protzerei „ein jähes Ende bereitet“.

Liste von Vorschlägen

Die Interessengemeinschaft hat dem Leiter des Referates Ordnung und Sicherheit, Hans-Joachim Olbering, eine Liste mit Vorschlägen unterbreitet – das Spektrum reicht von Videoüberwachung über eine enger gefasste Anliegerbeschilderung und ein Shishaverbot bis hin zu mehr Müllbehältern und einer besseren ÖPNV-Anbindung.

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Die Stadt teilte mit, dass die Vorschläge geprüft würden, „Ergebnisse zeitnah mitgeteilt werden“. Möglicherweise erfahren die Anwohner von neuen Maßnahmen bei der anstehenden Sitzung des Präventionsrates (Info-Box) am Dienstag.

Videoüberwachung sind Grenzen gesetzt

Es dürfte aber schwer bis unmöglich sein, jeden Vorschlag zu realisieren. Der Videoüberwachung durch die Polizei etwa sind erhebliche gesetzliche Grenzen gesetzt. Voraussetzung ist unter anderem, dass es sich um „einen Kriminalitätsschwerpunkt“ handelt.

Auch die von der Stadt angekündigte Erweiterung des Durchfahrverbots (Anlieger und Radfahrer frei) ist kein Allheilmittel. Selbst unerwünschte Besucher eines Anliegers seien zum Einfahren berechtigt, erklärte Olbering. „Eine Überwachungsmöglichkeit, ob das Befahren der Straße berechtigt oder unberechtigt ist, ist daher nahezu ausgeschlossen.“

Wohn-, Gewerbe- und Naherholungsgebiet erzeugen von sich aus eine Fülle von möglichen Anliegen.