Gelsenkirchen. Eichenprozessionsspinner: Die Stadt setzt auf Nachhaltigkeit im Kampf gegen die giftigen Raupen. Dafür erprobt sie zwei besondere Maßnahmen.
In den vergangenen Jahren sind die Raupen des Eichenprozessionsspinners besonders in den Hochsommermonaten in Gelsenkirchen zu einer wahren Plage und Gefahr für die Gesundheit geworden. Und schon jetzt ist klar, relativ früh im Jahr: 2020 könnte es ähnlich aussehen. Wie die Stadt und vor allem Gelsendienste in diesem Jahr neue Wege der Bekämpfung gehen wollen.
Gelsenkirchen: Erster Befall durch den Eichenprozessionsspinner
Denn die ersten Raupen, sie zeigen sich schon: Im Norden der Stadt ist bereits in den vergangenen Tagen ein erneuter Befall durch den Eichenprozessionsspinner festgestellt worden. Der Ort: Am Vierhöfeweg und an der Straße Am Mühlenteich. Am Mittwoch seien externe Dienstleister gekommen, um die Nester und Raupen abzusaugen, berichtet Gelsendienste.
Dass die ersten Fälle so früh auftreten, überrasche nicht, erläutert Tobias Heyne von der Unternehmenskommunikation bei den Gelsendiensten: „Die warme und trockene Witterung in den vergangenen Wochen hat für die Entwicklung der wärmeliebenden Raupe ideale Bedingungen geboten."
Die Stadt Gelsenkirchen setzt auf natürliche Bekämpfung
Die Stadt setzt auf einen natürlichen Kampf gegen die Raupen mit den giftigen Brennhaaren, erprobt in diesem Jahr zwei neue Maßnahmen: „Im Umfeld von in den Vorjahren befallenen Eichen wurden im Frühjahr insgesamt 200 Nistkästen aufgehangen", berichtet Tobias Heyne. So geschehen unter anderem an der Oststraße und dem Nordring im Norden der Stadt.
Ziel sei es, durch das Angebot von zusätzlichen Nistmöglichkeiten „insbesondere die Population von Meisen als natürlichem Fressfeind des Eichenprozessionsspinners zu stärken". In den Niederlanden sind damit schon gute Erfahrungen gemacht worden.
An 200 Eichen hängen zudem auch Pheromonfallen
Eine weitere Hoffnung: An ebenfalls 200 Eichen hängen nun auch schon seit einigen Wochen so genannte EPS-Fallen. Sie sind unüberwindbar für die am Baumstamm entlang „prozessierenden" Raupen. Eine Manschette sorgt für kein Weiterkommen, ein Auffangbehälter für eine Umleitung. Einmal im Beutel können die Raupen nicht mehr zurück ins Freie - und so einfach abgesammelt werden.
Dass die Stadt natürliche Wege geht, sei ganz bewusst so gewählt: „Es wurden in den vergangenen Monaten viele Dinge überlegt", erläutert Oliver Schäfer, Pressesprecher der Stadt. Der Gedanke dahinter: Es sollte keine schnelle, sondern eine nachhaltige Lösung gefunden werden, so Schäfer. Die Verwendung von Bioziden würde nicht in Betracht kommen. Zu groß der Schaden, den die Umweltgifte beispielsweise bei anderen Schmetterlingsarten und weiteren Insekten anrichten könnten.
So problematisch wie in 2019 war es noch nie
„So problematisch wie im vergangenen Jahr war es noch nie", erinnert sich Tobias Heyne. Vor allem der Norden war stark durch den Befall der Raupen betroffen. Das können auch die Betreiber des Golfclubs Haus Leythe bestätigen. Wie auch in anderen Bereichen der Stadt gab es auf der Anlage in Erle besonders in den Jahren 2018 und 2019 viele der Raupen. Ein erstes Nest habe man vor Kurzem entdeckt, berichtet Clubmanager Markus Bisping.
An der Middelicher Straße setzt man ebenfalls auf Nachhaltigkeit: „Wir haben Meisennistkästen und Pheromonfallen aufgehängt", so Markus Bisping. Man habe jetzt schon gut vorgesorgt, fürchte aber, dass der Befall ähnlich stark, wenn nicht gar stärker als in den vergangenen Jahren werden könnte. „Jetzt müssen wir aber erstmal abwarten", so Bisping weiter.
Auch in diesem Jahr rechnet die Stadt mit einem starken Befall
Die Stadt geht ebenfalls davon aus, dass es auch in diesem Jahr wieder einen starken Befall geben wird. Für die Bekämpfung müsse es eine „Reihe von Dingen geben, nicht nur einzelne Maßnahmen", sagt Oliver Schäfer. Die letzte Möglichkeit sei immer das Absaugen der Nester. Das erfolgt durch spezialisierte Unternehmen, beauftragt durch die Stadt beziehungsweise Gelsendienste.
„Die Durchführung der Einsätze erfolgt gemäß einer Einteilung nach Prioritäten", so Tobias Heyne. Kriterien seien da etwa die räumliche Nähe zu Kinderspielplätzen, Kindertagesstätten oder Schulen, die Höhe, in welcher sich das Nest am Baum befinde sowie die „Nutzungsfrequenz an der jeweils betroffenen Örtlichkeit".
Für die Stadt ist das Meldesystem sehr wichtig
Und was ist zu tun, wenn beim Blick gen Himmel ein befallener Baum auffällt? „Für uns ist das Meldesystem sehr wichtig", betont Oliver Schäfer. Deswegen bittet die Stadt auch darum, möglichst immer den städtischen Mängelmelder zu nutzen. Hierzu wurde nun ganz neu die Kategorie „Eichenprozessionsspinner“ in der „GE-meldet“-App (gelsenkirchen.de/gemeldet) eingerichtet. Die Vorteile hier: eine exakte Verortung, Fotos oder eine automatische Dubletten-Prüfung. Eine telefonische Meldung kann über die Leitstelle des Kommunalen Ordnungsdienstes erfolgen (0209/169-3000).
„Falls Bäume betroffen sein sollten, die nicht auf einem Grundstück der Stadt Gelsenkirchen stehen, werden Meldungen an den jeweiligen Eigentümer wie zum Beispiel den RVR oder Straßen.NRW weitergeleitet", erklärt Tobias Heyne. Für befallene Bäume auf Privatgrundstücken ist der jeweilige Eigentümer verantwortlich.
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