Resse. Raupen schwimmen im Pool, Härchen fliegen überall, Kinder erhalten Cortison: Wie eine Familie unter dem Eichenprozessionsspinner leidet.
Mutter Katrin, Vater Christian, Marvin (8) und Marlon (5): Alle vier Mitglieder der Familie Ringeler aus Resse sind mit Pusteln übersäht. „Ich wende mich an Sie, da ich gerade sehr verzweifelt bin“, schrieb am Dienstag Katrin Ringeler an diese Redaktion. Und wer ihre Familie sieht, kann ihre Verzweiflung verstehen.
Arme sehen verbrannt aus
Arme, Beine und Bauch der beiden Söhne sind gerötet. Vater Christians Arme sehen aus, als habe er sich schwer verbrannt. Familie Ringeler wohnt in der Nollendorfstraße direkt gegenüber des Geländes von Victoria Resse. Und gegenüber von dutzenden Eichen, auf denen sich der Eichenprozessionsspinner ausgebreitet hat.
Mutter im vierten Monat schwanger
Den Garten ihres Reihenhäuschens können die vier auch bei 35 Grad in diesen Tagen nicht nutzen, genauso wenig wie ihren Pool. „Wir müssen im Haus bleiben. Die Härchen fliegen hier überall herum. Im Schwimmbad liegen die Raupen“, erzählt Christian Ringeler. Seit drei Wochen leide die Familie unter permanentem Ausschlag, die Kinder werden mit Antiallergikum und Cortison behandelt. Katrin Ringeler selbst kann sich nicht behandeln, sie ist im vierten Monat schwanger.
Stadt vertröstet die Familie
Christian Ringeler habe, so erzählt er es bei unserem Besuch, die Situation sofort der Stadt gemeldet, und auch in den Wochen danach mehrfach nachgehakt: Ob man die Spinner bitte schnell entfernen könne? „Da haben sie mich vertröstet.“ Kindergärten und Schulen hätten Vorrang und man sei permanent im Einsatz. „Warum setzen sie dann nicht mehr Leute ein? Für uns ist die Situation dramatisch. Und wir sind nicht die einzigen. Der ganzen Nachbarschaft geht es so.“
Bei der Stadt gibt man sich verständnisvoll. „Wir wollen der Familie helfen, aber wir haben eine Prioritätenliste, die wir abarbeiten müssen“, erklärt Sprecher Oliver Schäfer. „Victoria Resse ist in dieser Woche noch dran, und auch die Straßenbäume an dem Gelände.“
Eltern bekamen es mit der Angst zutun
Die Ringelers sind skeptisch. Erst Sonntagabend haben sie die Feuerwehr gerufen, die dann einen Notarzt verständigte: Als Marlon nach einer kurzen Abkühlung aus dem Pool kletterte, waren seine Pusteln so rot und riesig, dass die Eltern es mit der Angst zu tun bekamen. Inzwischen hat der Junge Medikamente bekommen. „Wir versuchen alles, um den Prozess zu beschleunigen, sagt der Stadtsprecher. „Können wir denn jetzt gar nicht mehr im Garten spielen, Mama?“, quängelt der Fünfjährige. Mutter Katrin schüttelt traurig den Kopf. „Im Moment nicht.“
Zentrale Nummer für Notfälle
Oliver Schäfer bietet allen Betroffenen an, sich bei der zentralen Nummer 0209/169-3000 zu melden. „Im Notfall kommen wir mit der Feuerwehr“, so der Stadtsprecher.