Gelsenkirchen. Lebensmittelgeschäfte halten die Versorgung in der Corona-Krise aufrecht. Jetzt warnt die Gewerkschaft NGG vor Eingriffen ins Arbeitszeitgesetz.

Sie sorgen für Nachschub im Supermarkt: Die rund 1400 Menschen, die in Gelsenkirchen in der Lebensmittelindustrie arbeiten, leisten während der Coronavirus-Pandemie einen entscheidenden Beitrag dafür, dass Essen und Trinken nicht knapp werden. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hingewiesen und zugleich vor Eingriffen ins Arbeitszeitgesetz gewarnt. Credo: Noch mehr Belastung erhöhe die Gefahr von Unfällen und Erkrankung. Auch müsse die Versorgung mit Schutzkleidung sichergestellt sein.

„Überstunden und Extra-Schichten sind in der Lebensmittelindustrie schon seit Wochen an der Tagesordnung. Die Menschen arbeiten am Limit, damit Aldi, Lidl, Rewe, Edeka & Co. die Ware nicht ausgeht“, sagt Adnan Kandemir von der NGG-Region Ruhrgebiet. Die Politik habe dies erkannt und die Lebensmittelbranche für „systemrelevant“ erklärt. Bei den Beschäftigten allerdings tauchen gerade jetzt viele Fragen auf, so die Gewerkschaft.

Kritik: Konzerne übten zu viel Druck aus

Scharfe Kritik übt der NGG-Gewerkschaftssekretär an den Vorgaben von Supermarktketten. Die Konzerne forderten von den Herstellern auf der einen Seite, in der Krise noch schneller und noch mehr zu produzieren. Zugleich wolle man die Preise drücken. „Das geht letztlich auf Kosten der Mitarbeiter, die ohnehin unter Volllast arbeiten“, so Kandemir.

Daher warnt die NGG vor geplanten einschneidenden Eingriffen in das Arbeitszeitgesetz. „Corona darf nicht dafür herhalten, die Höchstgrenzen bei der Arbeitszeit auszuhebeln“, betont der Gewerkschafter. Gesetzliche Standards seien wichtig. Sonst leide am Ende die Gesundheit der Beschäftigten. Das derzeit gültige Arbeitszeitgesetz setze ein klares Limit: nicht mehr als zehn Stunden am Tag und nicht mehr als 60 Stunden pro Woche.

Forderung: Arbeitsschutz nicht vernachlässigen

Auch der richtige Arbeitsschutz sei mit Blick auf den laufenden Hochbetrieb in der Ernährungsindustrie und im Lebensmittelhandwerk „extrem ernst“ zu nehmen. „Die Firmen müssen dafür sorgen, dass genug Schutzkleidung da ist und die Abstandsregeln – etwa an Produktionsstraßen – eingehalten werden. Der Schutz vor Infektionen hat höchste Priorität“, so Kandemir.

Die NGG hat umfassende Arbeitnehmer-Informationen zur Coronavirus-Pandemie online gestellt: www.ngg.net/corona