Gelsenkirchen. Gelsenkirchen plant den Neubau von zwei zusätzlichen Gesamtschulen. Aber schon im kommenden August wird es an den Schulen extrem eng.

An den weiterführenden Schulen in Gelsenkirchen wird es extrem eng im kommenden Schuljahr. Ulrike Purz, Sprecherin der Gesamtschulleiter in Gelsenkirchen, und ihre Kollegen begrüßen den nach dem Gutachten zur Schulentwicklung vorgeschlagenen Plan der Verwaltung zum Neubau von sogar zwei Gesamtschulen. Wie die Zeit bis zur Fertigstellung dieser Bauten überbrückt werden soll -- da sieht aber nicht nur sie große Probleme, spricht vom "Ende der Fahnenstange", das erreicht sei.

An den Gesamtschulen der Stadt ist schon jetzt kein Platz mehr frei. Bereits bei den Erstanmeldungen war dies absehbar, doch nun ist auch der letzte Platz dort besetzt. 141 Aufnahmen an der Gesamtschule Ückendorf bei eigentlich nur 140 Plätzen, und auch alle anderen Gesamtschulen haben alle Aufnahmemöglichkeiten ausgeschöpft. 28 Kinder je Klasse, inklusive drei Kindern je Klasse mit Förderbedarf, eigentlich sieht das Gemeinsame Lernen höchstens 27 vor. Wenn nun -- wie regelmäßig der Fall -- im Laufe es fünften oder sechsten Schuljahres bei weiteren Kindern besonderer Förderbedarf festgestellt wird, überschreitet das die Maximalgrenze von drei Kindern je Klasse.

Kaum noch Platz für Quereinsteiger

Zudem gibt es im Laufe des Schuljahres stets Quereinsteiger, bedingt durch Umzüge oder Zuwanderung aus EU-Ost-Ländern oder von Flüchtlingen. Wer aus einer Gesamtschule in einer anderen Stadt kommt, hat Anspruch auf einen Gesamtschulplatz. Zudem haben in den letzten Jahren gerade integrierte Systeme wie Gesamt- und Sekundarschulen stets auch im laufenden Schuljahr zahlreiche Schüler aufgenommen, die aus Internationalen Förderklassen (IFÖ) in Regelklassen überführt wurden, dafür vielfach Mehrklassen gebildet. Auch das wird ab dem Sommer schwer möglich. Eine Überlegung für die Zukunft ist, ältere Quereinsteiger nicht in Gesamtschulen zu überführen wie bisher üblich, sondern an andere Schulformen. So könnten ältere Quereinsteigerkinder etwa ab 14 Jahren die Erstförderung verstärkt an Gymnasien bekommen, an denen noch Platz ist, und von dort -- wenn keine Gymnasialempfehlung vorliegt -- statt an die Gesamtschulen direkt ans Berufskolleg wechseln.

Eng aber wird es nicht nur im kommenden Schuljahr -- schwarz sieht Gesamtschulleiter Achim Elvert von der Gesamtschule Ückendorf auch für die Zeit danach. "Wenn die Realschulen und Gymnasien nach Jahrgang sechs und sieben wieder versuchen, Kinder aus ihrem System zu entlassen -- wohin sollen diese Kinder wechseln? Haupt-, Sekundar- und Gesamtschulen haben dafür keinen Platz."

Expertise der Gesamtschulen beim Aufbau der neuen Schulen mit einbeziehen

Beim Aufbau der beiden neuen geplanten Gesamtschulen für den Stadtsüden hofft Ulrike Purz "dass wir Gesamtschulleiter mit unserer Expertise einbezogen werden. Das wurde uns von der Verwaltung auch zugesagt. Es geht auch darum sicher zu stellen, dass die beiden neuen Schulen keine Restschulen werden, sondern eine gemischte Schülerschaft gewonnen werden kann." In die Auseinandersetzung um die bauliche Qualität von Modulbauten unter Federführung der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GGW) mag sie sich nicht einmischen, verweist allerdings ebenso wie Achim Elvert auf die Dringlichkeit der Neubauten. "Wichtig ist, dass die Räume nicht zu klein sind und vor allem, dass auch Räume für soziale Begegnung geschaffen werden, großzügige Mehrzweckbereiche, Differenzierungsmöglichkeiten", wünscht sich Ulrike Purz. Das erscheine ihr wichtiger als architektonische Details, auch wenn das optische Lernumfeld ebenfalls wichtig sei.

Rein rechnerisch noch Platz an anderen Schulformen

Am Limit sind -- von den Fünfer-Anmeldezahlen ausgehend -- in Gelsenkirchen noch nicht alle Schulformen. An Gymnasien der Stadt -- vor allem im Stadtsüden -- gibt es noch 94 freie Plätze, fünf davon im Stadtnorden. Darunter hat bis auf das Schalker Gymnasium (sechs Schüler im Rahmen des Gemeinsamen Lernens unter den neuen Fünfern) kein Gymnasium Schüler mit besonderem Förderbedarf aufgenommen. Allerdings verweist Wilhelm Derichs, Rektor am Schalker Gymnasium, als Schulformsprecher auf den gestiegenen Raumbedarf an Gymnasien wegen der Rückkehr zum Abitur nach 13 Schuljahren.

Auch an der Mulvany-Realschule (15) und der Realschule Mühlenstraße (36) gab es nach der Erstanmeldung noch freie Plätze -- Gertrud-Bäumer- und Lessing-Realschule allerdings mussten Kinder abweisen. Alle Realschulen außer der Mühlenstraße haben dabei auch Kinder im Gemeinsamen Lernen aufgenommen. Die vier Hauptschulen hatten zwar nach der Erstanmeldung ebenfalls noch freie Kapazitäten, rein rechnerisch sogar 102 Plätze. Allerdings dürften diese durch Zuzüge und IFÖ-Klassen schnell ebenfalls besetzt sein.

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