Gelsenkirchen. Jazz trifft Sinfonieorchester: Beim Konzert unter dem Motto „MiR goes Jazz“ im Gelsenkirchener Musiktheater stand Duke Ellington im Mittelpunkt.

Das schönste Opernhaus im Revier verwandelte sich am Samstagabend in den schönsten und größten Jazzclub im Revier. Und die Neue Philharmonie Westfalen gab dabei unter der Leitung von „Bandleader“ Rasmus Baumann bravourös und souverän die swingende Big Band. Für einen solchen Sound-Wechsel sorgte einmal mehr die Erfolgsreihe „MiR goes...“, bei der diesmal sinfonische Klassik auf den vibrierenden Rhythmus amerikanischer Jazzclubs traf.

Die Neue Philharmonie präsentierte Duke Ellington (1899-1974), das MiR den New Yorker Cotton Club. Und die Musiker zelebrierten dabei eine durchaus überraschende Mischung aus nahezu sinfonischen, romantisch-schwelgerischen Arrangements und wunderbar swingenden, schrägen, vom rauen Bläsersound getriebenen Ellington-Hits. Da prallten zwei Welten aufeinander und verschmolzen zu einem üppigen, mitreißenden Sound, für den es am Ende im gut besetzten Haus Jubel und stehende Ovationen gab.

Auf Moderation wurde verzichtet

Auch wenn diesmal leider etwas fehlte, das traditionell den Reiz der „MiR goes…“-Konzerte ausmacht: die Moderation, die die Crossover-Projekte sonst informativ und anekdotenreich in den musikgeschichtlichen Kontext einordnet. Das aktuelle Programm konzentriert sich ausschließlich auf die Kraft der Musik Duke Ellingtons, einem der bedeutendsten Jazz-Pianisten und Bandleader. Und diese Musik hat es wahrlich in sich.

Carsten Gronwald sorgte mit seiner Trompete für satte Jazz-Sounds.
Carsten Gronwald sorgte mit seiner Trompete für satte Jazz-Sounds. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

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Einsteigen, bitte! Generalmusikdirektor Rasmus Baumann, „Vater“ der populären Reihe, startete seine rasante Jazz-Tour mit dem Ellington-Standard „Take The A-Train“. Da ging es mit der New Yorker Subway geradewegs hinein ins trubelige afro-amerikanische Harlem. Baumann spielte in fließenden Übergängen das Piano und dirigierte mit Verve. Unterstützt wurden die Philharmoniker von jazzerfahrenen Gästen, die immer wieder, wie auch andere Orchestermusiker, zu brillanten Soli ansetzten. Für die perfekte, satte Klangmelange sorgten als Jazzer der ausgezeichnete Trompeter Carsten Gronwald, die Saxophonisten Rolf Rasch, Andreas Hilner, Martin Hilner, Elmar Frey und Thomas Käseberg, Bassist Heiko Pape, Schlagzeuger Andy Pilger und Violinist Christoph König.

Anfeuern wie im Jazz-Club erwünscht

Generalmusikdirektor Rasmus Baumann (stehend) gab sein Debüt in die Crossover-Reihe am Musiktheater bereits mit Duke Ellington.
Generalmusikdirektor Rasmus Baumann (stehend) gab sein Debüt in die Crossover-Reihe am Musiktheater bereits mit Duke Ellington. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Gab’s für die Soli anfangs noch Zwischenapplaus, musste Baumann das Publikum im zweiten Teil ermuntern, die Solisten wie im Jazz-Club anzufeuern. Den Sound der Goldenen Zwanziger traf Sängerin Viviane Essig, passend in langer Samtrobe, mit hell timbrierter, einschmeichelnder Stimme, die die Jazz-Symphonik mit Songs wie „You’re The One“ oder „Maybe“ stilvoll aufpeppte.

Weiteres Programm

Nach den beiden Konzerten „MiR goes Jazz“ gibt es in dieser Spielzeit noch zwei weitere Programme. Am 30. April heißt es „MiR goes funny“. Dann steht der britische Dirigenten-Comedian und Allroundkünstler Rainer Hersch im Mittelpunkt.

Am 7. Juni gibt es einmal mehr „MiR goes Film“. Diesmal erklingt Filmmusik von Robin Hood bis Derrick.

Infos und Karten: Theaterkasse am Kennedyplatz, unter 0209 4097-200 oder www.musiktheater-im-revier.de

Zu den Höhepunkten des Konzertes zählte die gut viertelstündige, effektvolle „Harlem Suite“ (1951) mit ihren erfrischenden Einfällen. Zum fröhlichen Mitklatschen gab’s am Ende eine Adaption des Hits „It Dont’t Mean A Thing If It Ain’t Got That Swing“ aus dem Jahre 1999 und zwei Zugaben.

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Für Rasmus Baumann war dieses Konzert übrigens eine Herzensangelegenheit: Denn im Jahre 2008 gab er als neuer GMD am Musiktheater seinen erfolgreichen Einstand in die Crossover-Reihe ausgerechnet mit Duke Ellington. Wer das Konzert verpasst hat: Der Jazzclub öffnet noch einmal am 16. Februar seine Pforten.

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