Gelsenkirchen-Altstadt. Das 5. Sinfoniekonzert der Neuen Philharmonie Westfalen präsentierte mit „Philosophie“ intensive Werke. Solistin Suwanai überzeugte an der Geige.
Und wieder einmal eine fantastische Programmgestaltung des Generalmusikdirektors Rasmus Baumann. „Philosophie“, hieß es für die Neue Philharmonie Westfalen am Montag im Musiktheater im Revier. Die Werke des Abends gingen von der fast kammermusikalisch anmutenden Sinfonie Nr. 22 Es-Dur von Joseph Haydn bis zum ganz großen Wurf des riesigen Orchesterapparats von Richard Strauss´ „Also sprach Zarathustra“. Ein kontinuierliches Crescendo der Emotionen.
Der Beginn, eben „haydnisch“, ein feierlich getragener Einstieg, kirchenmusikalisch schöne Harmonien. Die zwei zauberhaften Englischhörner traten vor allem im zweiten Satz klar hervor. Rauschende Streicherkaskaden, gehaltvoll in den Tiefen der Celli und Bässe. Ein Werk, wie ein wacher Spaziergang in einem gepflegten Park des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Was macht den Menschen aus? Sein Geist oder seine Instinkte, das Pulsieren unter der Haut? Leonard Bernsteins „Serenade für Violine und Orchester nach Platons Symposion“ jedenfalls beleuchtete schonungslos die Palette der Leidenschaften, der Ekstasen.
Akiko Suwanai kühl an der Violine
Solistin des Abends ist Akiko Suwanai, Geigerin von Weltruhm mit einer Stradivari von 1714. Suwanai überzeugt mit ihrer Technik in den fünf Sätzen im perfekten Zusammenspiel mit dem Orchester, sie selbst vielleicht eine Spur zu kühl. Oder erzeugte gerade dieser Gegensatz zur aufgewühlten, von Erotik strotzender Komposition, zusätzlichen Reiz?
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Bernstein malte mit allen Klangfarben die Plädoyers für Liebe und Begierde, Baumann zelebrierte die Emotionen mit intensiver Spannung. Abrupte Rhythmuswechsel, Pauke und Röhrenglocken punktgenau einschneidend, besessene Streicher. Ausgezeichnet war auch Felix Drake als Cello-Solist im fünften Satz im Dialog mit Suwanai. Diese beglückte das staunende Publikum mit der virtuosen Zugabe einer Solosonate von Eugène Ysaye.
Abgründe und Höhen von Schöpfung und Mensch
Mit Macht folgte nach der Pause die opulente Tondichtung von Richard Strauss. Dem „hymnischen Propheten“ Friedrich Nietzsche gewidmet reihten sich die neun Sequenzen in gewaltiger Vollendung aneinander, Abgründe und Höhen von Schöpfung und Mensch. Gewaltiges Blech, betörende Holzbläser, Harfen, die Orgel, die Schlagwerker und die mannigfache Streicherbesetzung – alle Orchestersektionen in höchster Konzentration. Konzertmeister Misha Nodelman glänzte in eindringlichen Solo-Passagen, Erfüllung bescherten die Kontrabässe mit einem atemberaubenden „Pianissimo“ im Epilog.
Stehende Ovationen für einen tiefsinnigen Konzertgenuss.
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