Gelsenkirchen. Polizei und Feuerwehr rückten Silvester 265 Mal in Gelsenkirchen aus. Dramatisch: Der Böllerunfall eines 15-Jährigen. Er schwebt in Lebensgefahr.

Insgesamt 265 Einsätze haben die Gelsenkirchener Polizei und Feuerwehr in der Silvesternacht in Atem gehalten. Sowohl Ordnungshüter als auch Retter sprechen in ihrer Gesamtbetrachtung von „einer arbeitsreichen Nacht ohne schwerwiegende Einsätze“, ziehen ein „positives Fazit“. Allerdings: Es floss auch Blut. Ein Jugendlicher musste notoperiert werden.

Metallsplitter im Oberkörper: Notoperation im Krankenhaus

Ein 15-jähriger Gelsenkirchener zog sich laut Polizei bei der Explosion eines Silvesterböllers schwere Verletzungen zu. Der Teenager hatte den Angaben zufolge gemeinsam mit einem Freund einen Knaller auf der Straße gefunden und ihn entzündet. Vermutlich aus Jux wollten die beiden einen ebenfalls gefundenen Topfdeckel auf den Knallkörper legen.

Aber während der 15-Jährige diesen ablegte, explodierte der Böller und zerriss den Deckel. Der Jugendliche zog sich schwerste Verletzungen im Halsbereich und am rechten Unterarm sowie an der rechten Hand zu. Der kleine Finger der rechten Hand musste amputiert werden. Der Jugendliche wurde ins künstliche Koma versetzt, aufgrund des hohen Infektionsrisikos besteht zurzeit Lebensgefahr.

Zuvor berichtete die Feuerwehr über den Vorfall, der sich nach Angaben von Einsatzleiter Frank Gies in der Silvesternacht um 0.45 Uhr an der Bösingfelder Straße im Ortsteil Scholven ereignete. Er sprach am Mittwochmittag gegenüber der WAZ noch davon, „dass dem 15-Jährigen eine Hand und drei Finger der anderen Hand abgerissen wurden“. Die Redaktion berichtete in einer früheren Version dieses Artikels entsprechend. Wie Feuerwehr-Pressesprecher Carsten Jost am Abend einräumte, ist die Darstellung der Polizei die aktuellere und damit zutreffend.

Nach Böllerei verletzt in Spezial-Augenklinik

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An den Augen durch explodierende Knallkörper verletzt wurden beim Übergang ins Jahr 2020 zudem drei weitere Personen, wie Brandamtsrat Frank Gies berichtete. Sie wurden von den Einsatzkräften zur Behandlung in das spezialisierte Uni-Klinikum Essen gebracht. Gies: „Solche Verletzungen sind selbst für die Feuerwehr nicht alltäglich und zeigen auf schreckliche Weise, wie gefährlich Feuerwerkskörper sein können.“

217 Einsätze allein für die Feuerwehr

Wie erwartet war es eine unruhige Schicht an Silvester für die Feuerwehr Gelsenkirchen mit insgesamt 217 Einsätzen – davon 168 im Rettungsdienst und Krankentransport sowie 49 Einsätze im Brandschutz und der technischen Hilfeleistung. „Ungewöhnlich hoch war die Einsatzdichte aber in den ersten Stunden des neuen Jahres 2020“, so Gieß weiter. Über 100 Einsätze ab 0 Uhr – ein rekordverdächtiger Stand. Zudem erschwerte dichter Nebel das Erreichen der Einsatzstellen, „die teilweise mangels Sicht im Schritttempo angefahren werden mussten“.

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Beim Brandschutz waren 44 Kleinbrände das, was die Feuerwehr auf Trab hielt. Einige schrillende Brandmeldeanlagen – darunter zwei in Firmen, die auf durch die Lüftung angesaugten Böllerqualm reagierten – und zwei brennende Pkw ergaben einen arbeitsreichen Dienst.

48 Mal rückte die Polizei aus

Die Polizei registrierte zwischen Dienstag, 31. Dezember, 18 Uhr und Mittwoch, 1. Januar, 6 Uhr, insgesamt 48 Einsätze mit Silvesterbezug. Die Polizisten legten nach elf Körperverletzungen, einem Taschendiebstahls- und einem Branddelikt Strafanzeigen vor. Bei den Taten erlitten zwei Männer leichte Verletzungen.

Café-Besitzer mit Fäusten geschlagen

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Mit Faustschlägen haben drei alkoholisierte Männer (22, 26, 24) den 77-jährigen Inhaber einer Shisha-Bar an der Hiberniastraße in der Altstadt angegriffen. Der Ladenbesitzer hatte laut Polizei das Trio darum gebeten, vom „Abbrennen von Feuerwerk“ an seinem Lokal abzusehen. Das Ergebnis waren Hiebe.

Als der Besitzer und ein Helfer (67) zum Schutz vor weiteren Angriffen die Tür zuhielten, sei das Glas zu Bruch gegangen. „Der 22- und der 26-Jährige kamen zur Ausnüchterung ins Gewahrsam“, so die Polizei, der 24-Jährige habe einen Platzverweis erhalten.

Cut am Auge und eine blutige Lippe

Mit „einem Cut am Auge und einer blutigen Lippe“ endete laut Polizei der Versuch eines 85-Jährigen Anwohners, eine Gruppe Jugendlicher dazu zu bewegen, die Knallerei auf dem Schulhof der Gemeinschaftsgrundschule Grillostraße in Schalke sein zu lassen. Als die Polizei antraf, waren die Jugendlichen bereits geflohen.

Endstation Gleisbett, Achsbruch am Bordstein

Die Gesamtbilanz der Polizei fällt so aus: In 25 Fällen waren Randalierer, in neun Fällen Verdächtige Personen beziehungsweise Feststellungen und in zwei Fällen hilflose Personen die Ursache eines Polizeieinsatzes. Insgesamt nahmen die Beamten fünf Personen in Gewahrsam und erteilten 30 Störern einen Platzverweis.

Bei zwei Verkehrsunfällen standen die Autofahrer jeweils unter Alkoholeinfluss, sie mussten eine Blutprobe abgeben. Bei Unfall Nummer eins um 3.35 Uhr an der Feldmarkstraße/Hans-Böckler-Allee in Feldmark hatte sich ein Gelsenkirchener (24) mit seinem Wagen im Gleisbett der Straßenbahn festgefahren. Bei Unfall Nummer zwei kam eine 21-jährige Gelsenkirchenerin um 3.30 Uhr auf der Braukämperstraße/Weidenstraße von der Straße ab, der Wagen krachte auf einen Bordstein und die Achse des Autos brach.

Positiv: Polizisten und Rettungskräfte kamen bei Einsätzen nicht zu Schaden.