Gelsenkirchen. Die CDU Gelsenkirchen geht mit Schatzmeister Stuckmann und nicht mit Parteichef Kurth ins Rennen ums OB-Amt. Hinter den Kulissen rumort es.

Als erste Partei in Gelsenkirchen hat die CDU am Freitag die Katze aus dem Sack gelassen: Malte Stuckmann ist der Kandidat der Christdemokraten für das Amt des Oberbürgermeisters. Der Kreisvorstand der CDU hat sich in seiner Sitzung am Donnerstag für seinen derzeitigen Schatzmeister ausgesprochen. Es gab keinen Gegenkandidaten. Stuckmann will nun Nachfolger von Amtsinhaber Frank Baranowski (SPD) werden. Das entscheiden die Bürger am 13. September 2020. Dann sind Kommunalwahlen in NRW.

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„Seit etwa einem Jahr habe ich mich mit dem Gedanken auseinandergesetzt, als Kandidat anzutreten“, sagt der 41-jährige Rechtsanwalt am Freitagvormittag im Gespräch mit der WAZ. Sein Antrieb: „In Gelsenkirchen gibt es so viele Baustellen. Mir liegt viel daran, sie zu bearbeiten und bestenfalls zu beseitigen.“

Im Sommer habe er erstmals Gelsenkirchens CDU-Chef Sascha Kurth von seinen Ambitionen erzählt. Der sagt: „Wir haben in der Partei intensiv diskutiert und am Ende eine sehr gute Entscheidung getroffen.“ Das klingt nach Harmonie und großer Eintracht. Aber hat Sascha Kurth als Parteivorsitzender nicht selbst Ambitionen gehabt, ins Rennen zu gehen? Er wiegelt ab: „Es gab keinen Zwist, es gab auch keine Kampfabstimmung.“

Sascha Kurth verhinderte mit Rückzieher eine Kampfabstimmung

Auch Gelsenkirchens CDU-Vorsitzender Sascha Kurth hat nach WAZ-Informationen deutliche Ambitionen gehabt, Oberbürgermeister-Kandidat seiner Partei zu werden.
Auch Gelsenkirchens CDU-Vorsitzender Sascha Kurth hat nach WAZ-Informationen deutliche Ambitionen gehabt, Oberbürgermeister-Kandidat seiner Partei zu werden. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Nach WAZ-Informationen gab es diese Kampfabstimmung aber nur nicht, weil Kurth vor der finalen Entscheidung am Donnerstag einen Rückzieher gemacht hat. Auch er hatte ganz klar Ambitionen, als Kandidat anzutreten. Doch er wurde ausgebremst: Ausgerechnet der Parteichef musste in der vergangenen Woche feststellen, dass die Findungskommission der CDU Gelsenkirchen mehrheitlich hinter einem anderen Bewerber steht, nämlich hinter Malte Stuckmann. Mit 3:2 Stimmen war das Votum zwar knapp, aber es war trotzdem eins gegen den Vorsitzenden.

Kurth hätte sich natürlich trotzdem am Donnerstag in der Kreisvorstandssitzung zur Wahl stellen können. Aber offenbar hat es nach der Vorabstimmung eine mehr oder weniger hitzige Debatte gegeben, an deren Ende Kurth seinen Verzicht erklärt hat. Wie die WAZ aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, hätte Kurth im Vorstand trotz des Votums der Findungskommission offenbar gute Chancen gehabt, sich gegen Stuckmann durchzusetzen – nur wollte er zum einen eine Kampfabstimmung vermeiden, zum anderen hätte er sich ungern mit einem 60- bis 80-Prozent-Ergebnis zufrieden gegeben.

Interessanter Randaspekt: Der CDU-Kreisvorstand stimmte nur mit 78 Prozent für Stuckmann – und das ohne Gegenkandidaten.

CDU Gelsenkirchen will Größe der Ratsfraktion ausbauen

Was Kurth und Stuckmann dennoch eint, ist der Wille, die CDU bei der Kommunalwahl zu einem guten Ergebnis zu führen. „Es herrscht in Gelsenkirchen eine große Unzufriedenheit“, sagt Stuckmann. „Wir wollen die Attraktivität der Stadt steigern. Es gibt so viele Felder, die man angehen muss.“ Wo er zuerst ansetzen will, sollte er das angestrebte Amt bekommen, sagt er nicht. Aber loslegen will er. Das wolle auch die Partei: „Die Junge Union brennt. Die haben jetzt schon Bock auf Wahlkampf.“

Das Ziel – neben dem höchsten Amt der Stadt – ist klar: Die CDU will ihren Stimmanteil bei der Wahl und damit die Größe der Ratsfraktion ausbauen. „Mittlerweile bröckelt ja die halbe SPD“, sagt Fraktionschef Wolfgang Heinberg. „Frank Baranowski geht, Klaus Haertel geht, viele andere auch. Wir stehen für einen Neuanfang.“

Sollte der Neuanfang gelingen, kann Malte Stuckmann auf das Wichtigste zählen: seine Familie. Der 41-Jährige ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt in Heßler. Die Entscheidung zur Kandidatur habe er mit seiner Frau besprochen. „Ich bin mit ihr seit 22 Jahren zusammen. Sie hat gesagt: Lass uns das machen.“