Bismarck. CDU-Ratsfraktion besucht neues Gelsenkirchener Stadtquartier Graf Bismarck. Themen: Raser und Poser, die ÖPNV-Anbindung der Siedlung.
Das Stadtquartier Graf Bismarck mit seiner Marina und Gastronomie gehört zu den Top-Adressen in Gelsenkirchen. Umso ärgerlicher für Anwohner und Besucher, wenn freitags und samstags ungebetene Gäste, sogenannte Auto-Poser, mit hochgezüchteten und röhrenden Fahrzeugen das abendliche Flair am Kanal stören, Gehwege zur Picknick- und Wasserpfeifenzone und umliegende Bürgersteige und Parkbuchten zu einer Art Singlebörse mutieren. Die CDU-Ratsfraktion hat am Montag das Gespräch mit den Anwohnern gesucht, die sich in einer mittlerweile 84 Mitglieder zählenden Bürgerinitiative organisiert haben.
„Je mehr das hören, umso besser“, sagen die Sprecher der Bürgerinitiative Wolfgang Kothe und Achim Götte beim Gang entlang der Johannes-Rau-Allee mit der Unionsdelegation. Zuvor war auch schon die SPD vor Ort, um gemeinsam mit den Anwohnern über Lösungen zu sprechen. Eines der neuen Verbotsschilder entlang der Promenade bildet einen Haltepunkt und gibt zugleich ein gutes Beispiel dafür ab, dass zwischen Theorie und Praxis reichlich Interpretationsspielraum bleibt: Zwei junge Männer pumpen eifrig ihre aufblasbaren Steh-Paddelboards an der Slipanlage (Rampe) für Boote auf - den umfassenden Verboten zum Trotz. Wobei: Auf dem Kanal gilt der Verbotskatalog nicht, allerdings für Stölting Harbor.
Lärm und Müll sind ein Ärgernis, keine Frage. Darüber ist man sich schnell einig. Immerhin sind die Hinterlassenschaften vieler Gäste deutlich sichtbar, unabhängig vom vergangenen Hafenfest. Selbst die verstärkten Kontrollen von Stadt und Polizei haben noch nicht dazu geführt, dass das Problem keines mehr ist, die erhöhte Präsenz der Ordnungspartner hat aber schon zur Folge, dass das Problem „kleiner geworden ist“, wie die Bürgerinitiative anerkennend berichtet. CDU-Fraktionschef Wolfgang Heinberg schließt daraus, dass es „in Sachen Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit im Quartier nicht zu Alibi-Aktivitäten kommen darf, sondern Stadt und Polizei müssen bei Verstößen gegen Gebote oder Verbote konsequent durchgreifen. Unser Gespräch hat eindrücklich gezeigt: Nur Schilder aufstellen reicht nicht! Ordnungswidrigkeiten sind konsequent zu ahnden und allen Anfängen in Sachen Regelverletzungen entschieden entgegenzutreten.“
Ergebnisse werden in Ausschusssitzung bekannt gegeben
Als ein Beispiel für die Alltagsuntauglichkeit des ÖPNV in Graf Bismarck nannte die Bürgerinitiative folgenden Fall: Wer von dort aus zur Arena auf Schalke fahren wolle, müsste zunächst mit der Buslinie 392 Richtung Zoom fahren, von dort aus weiter mit der Straßenbahn 301 zum Rathaus in Buer und dann mit der 380 oder 302 Richtung Arena.
Die Ergebnisse der Bürgerbefragung von Stadt und Bogestra sollen in der nächsten Sitzung des Verkehrsausschusses am 19. September (Rathaus Buer, Raum Cottbus, 16 Uhr) präsentiert werden. Auf Basis dieser Vorlage werden die Politiker eine aus ihrer Sicht geeignete ÖPNV-Erschließung beschließen. Vielleicht auch mit einem überarbeiteten Konzept nach der anhaltenden Kritik aus der Bürgerschaft.
Ein weiteres Aufregerthema ist die ÖPNV-Anbindung des Stadtquartiers. Die Anwohner fragen sich, „warum wir die Ergebnisse der Umfrage von Bogestra und Stadt von Anfang April noch nicht mitgeteilt bekommen haben“, kritisieren Kothe und Götte. Heinberg, seines Zeichens auch Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr, Bauen und Liegenschaften, kann zwar mit ersten Teilergebnissen und Vorschlägen aufwarten, doch die sind für die Anwohner indiskutabel und wenig lebensnah.
Statt dreier geplanter Haltepunkte der Linie 392 bräuchten die Anwohner „eigentlich nur einen“. Und mit Blick auf die Nord-Süd-Verbindung durch die Linie 380 eine kleine Schleife durch das Viertel mit Stopp direkt am Stölting Harbor, um die für sie „die wesentlich attraktiveren Zentren Buer und Innenstadt“ zu erreichen statt Consol. Kothe und Götte schenken dem Argument von Stadt und Bogestra, dass andere Fahrgäste durch den Umweg abgeschreckt würden, keinen Glauben. Wer tatsächlich vom ZOB in Buer zum Hauptbahnhof mit dem ÖPNV fahren wolle, der würde doch viel eher in die Straßenbahn 302 steigen, so ihre Argumentation. „Denn die braucht für diese Strecke nur 22 Minuten, der 380er-Bus aber 37 Minuten“. Dazu noch der Fünf-Minuten-Takt der 302. Warum also nicht eine kleine Schleife durch Graf Bismarck einbauen, das würde nur drei bis vier Minuten zusätzlich bedeuten.
Die CDU hat die Kritik aufgenommen. Wolfgang Heinberg: „Wir setzten auf eine Erschließungslösung beim ÖPNV, die die Interessen der Anwohner und örtlichen Unternehmen mit berücksichtigt. Die Lösung kann und muss pragmatisch und gleichzeitig effizient sein. Ich kann mir zu den aktuell zwei diskutierten Vorschlägen mindestens eine weitere Variante vorstellen, die ich gerne in einem Gespräch mit Anwohnerinitiative und Bogestra erörtern würde. Ich biete ein solches Gespräch gerne an und bin auch gerne bereit zwischen der Anwohnerinitiative und der Bogestra zu vermitteln.“