Gelsenkirchen-Bismarck. Erneut hat es eine Kontrolle von Kommunalem Ordnungsdienst und Polizei rund um die Marina Graf Bismarck gegeben. Was die Anwohner sagen.

Raser und Poser sind Anwohnern und Gewerbetreibenden im Hafenquartier Graf Bismarck seit längerem ein gleichermaßen großes Ärgernis. Bürgerinitiative, Polizei und Stadt haben nicht zuletzt auch über den Präventionsrat beratschlagt, wie dem dröhnenden PS-Auftrieb Einhalt geboten werden kann. Eine Verschärfung der Hafenordnung ist eine der Maßnahmen, die jüngst umgesetzt worden sind.

„Die Kontrollen haben zugenommen und finden jetzt auch zur richtigen Zeit statt – nämlich abends und vor allem an den Wochenenden.“, sagt Wolfgang Kothe, Anwohner und Sprecher der Bürgerinitiative Graf Bismarck mit Blick auf Sicherheitsdienst und Kommunalen Ordnungsdienst (KOD), die verstärkt durchs Viertel Streife gehen. Die Kräfte achten darauf, dass die neue Hafenordnung – seit Juli in Kraft – eingehalten wird.

Lageplan mit den Standorten der Schilder rund um die Marina Graf Bismarck in Gelsenkirchen.  
Lageplan mit den Standorten der Schilder rund um die Marina Graf Bismarck in Gelsenkirchen.   © Foto:

Verbote : Shisha-Rauchen, Grillen, offenes Feuer, Lärm nach 22 Uhr

So sind zum Beispiel das Grillen und offenes Feuer verboten, das Benutzen von Wasserpfeifen nicht gestattet, und auch, wenn das kühle Nass lockt, gilt: „Baden und Schwimmen ist im Hafenbecken verboten“, mahnt Stadtsprecher Oliver Schäfer. Hunde gehörten selbstverständlich auch im Hafengebiet an die Leine und das Abladen, Wegwerfen und Zurücklassen von Müll und Unrat sei wie anderenorts ebenso strengstens untersagt wie Lärmbelästigungen, insbesondere nach 22 Uhr. Neue Schilder weisen darauf gut sichtbar an verschiedenen Stellen hin.

Wolfgang Kothe, Sprecher der Interessengemeinschaft Graf Bismarck.  Er beklagt, dass sich die Raser- und Poser-Szene in der Neubau-Siedlung trifft.
Wolfgang Kothe, Sprecher der Interessengemeinschaft Graf Bismarck. Er beklagt, dass sich die Raser- und Poser-Szene in der Neubau-Siedlung trifft. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Szene weicht auf die Gehwege an der Johannes-Rau-Allee aus

Also alles wieder in Ordnung? „Leider nein“, sagen Kothe und seine Mitstreiter, wobei sie nicht unerwähnt lassen, welche Verbesserungen bereits erzielt worden sind: „Das Abbindung der Bremer Straße in Höhe des Kinderspielplatzes hat beispielsweise dazu geführt, dass dort „keine Rennen mehr gefahren werden.“ Und auch an der Promenade liefen Spaziergänger nicht mehr durch wabernde Shisha-Schwaden und verkohlte Hinterlassenschaften. Aber: „Dafür werden jetzt die Gehwege der Johannes-Rau-Allee als Picknickplatz genutzt“, so Kothe. Tische und Stühle raus, und schon geht die Runde los – wahlweise im geparkten Auto am Rand. Was die Anwohner in der Richtigkeit ihrer Forderung bestärkt, die Verbotszonen größer zu fassen.

Auf Grund von Beschwerden der Anwohner hat die Stadt bestimmtes Freizeitverhalten eingeschränkt. Das Quartier wird von der Tuningszene heimgesucht. Die Folge: Lärm, Müll, schlaflose Nächte.
Auf Grund von Beschwerden der Anwohner hat die Stadt bestimmtes Freizeitverhalten eingeschränkt. Das Quartier wird von der Tuningszene heimgesucht. Die Folge: Lärm, Müll, schlaflose Nächte. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Die CDU Ratsfraktion will laut Kothe ihre nächste Sommersitzung im Eiscafé La Luna in Stölting Harbour abhalten und mit Bürgervertretern beratschlagen, was gegen die Szene zu tun ist.

Neues Problem: Single-Börse und „Laufsteg“ an der Promenade

Polizei, KOD und Sicherheitsdienst werden offenbar mit einem neuen Phänomen konfrontiert. Die Promenade dient neuerdings „als Laufsteg und Singlebörse“. Auf der entsprechenden Facebookseite wird das Quartier wie folgt angepriesen: „Jeden Tag treffen sich Singles aus jeder Stadt, egal ob Ladys oder Boys, am Hafen, cruisen in ihren Autos, stehen auf den Parkplätzen, hören Musik, angeln Fische, rauchen Shisha, unterhalten sich, essen Cekirdek (Sonnenblumenkerne, Anm. d. Red.) und haben Spaß. Fürchte dich nicht vor den 6 Streifenwagen, die tagtäglich vorbeifahren. Die gehören auch zur Familie.“

Haltestellenverlegung auf dem Weg

Aus Angst vor den Gefahren des Verkehrs hatten Eltern im Quartier Graf Bismarck sich dafür stark gemacht, dass die Haltestelle für die Kinder, die mit dem Bus zur katholischen Grundschule Resse gebracht werden, von der stark befahrenen Münster Straße an die Kita ins Quartier verlegt wird.

Im Verkehrsausschuss im September sollen jetzt dafür die Weichen gestellt werden. Aber der Vorschlag wurde abgeändert. Und zwar soll künftig der Einstieg in Höhe der Terrassenneubauten an der Johannes-Rau-Allee erfolgen.

Was wie ein Scherz Spätpubertierender aussieht, treibt Anwohnern wie Wolfgang Kothe die Sorgenfalten in die Stirn. „Wir befürchten, dass daraus etwas anderes erwächst.“ Er sagt nicht was, aber klar ist, er meint Prostitution.