Gelsenkirchen. Die Autoren Barbara Kloubert und Klaus Ellenbeck haben ein Straßenlexikon für Gelsenkirchen erstellt. Es ist mit Anekdoten gespickt.
Wissen Sie, warum die Straße, in der Sie wohnen, so heißt, wie es auf dem Straßenschild steht? Zwei Gelsenkirchener wollen derartige Geheimnisse nun lüften und haben ein Buch über „Straßen in Gelsenkirchen“ geschrieben.
Immer auf der Spur von Familiennamen
„Bei der Recherche zu unserem ersten Buch über Friedhöfe in Gelsenkirchen (das im vergangenen Jahr erschien, Anm. d. Red.) haben wir auch viel über Straßen und Straßennamen und ihre Geschichte erfahren. Dabei ist uns aber aufgefallen, dass es für die Stadt Gelsenkirchen noch gar kein Straßenlexikon gibt. Das mussten wir natürlich rasch ändern“, erzählt Klaus Ellenbeck, der aus Rotthausen stammt und das Gauß-Gymnasium besuchte. Mit seiner Lebensgefährtin Barbara Kloubert hatte Ellenbeck schon beim ersten Buch das Hobby zum Rechercheprojekt gemacht, denn die ehemalige Lehrerin Barbara Kloubert ist leidenschaftliche Ahnenforscherin und daher immer auf der Spur von (Familien-)Namen.
Viele Unterlagen unvollständig
„Bei vielen Straßen, die nach Menschen benannt sind, liegt die Herkunft des Straßennamens ja auf der Hand. Bei anderen ist es schon schwieriger, herauszufinden, weshalb sie ihren Namen erhielten“, sagt Klaus Ellenbeck. Ein Jahr lang hat er mit Barbara Kloubert gemeinsam recherchiert, die im Institut für Stadtgeschichte aufbewahrten Bauakten, Benennungsdokumente und sonstige Katasterunterlagen durchforstet, aber auch Verwaltungsberichte und Amtsblätter der Stadt systematisch ausgewertet und dazu die entsprechende Literatur, etwa Publikationen des Heimatbundes, einbezogen. „Hinzu kamen neben allgemein zugänglichen Quellen, wie Lexika und sonstigen Nachschlagewerken nahezu achtzig Adressbücher, Straßenverzeichnisse und Stadtpläne oder Straßenkarten. All diese Unterlagen wurden mosaikartig für jede Straße zusammengefügt und im historischen Kontext betrachtet“, so erklären es die beiden Autoren in der Einleitung zu ihrem neuen Buch.
Einige Namen sind komplett verschwunden
Nicht immer konnte man jeden Straßennamen genau erklären: „Benennungs- und Entstehungsdaten wurden nach besten Kräften auf Plausibilität geprüft. Allerdings waren viele Unterlagen unvollständig, wahrscheinlich auch durch Kriegseinwirkung“, schätzt Ellenbeck.
„Bei den älteren Straßen existierte häufig zunächst nur ein Weg; dann wurden daran Häuser erbaut; eine unbefestigte Straße entstand, es folgten Straßengraben und Bürgersteige; die Straßendecke wurde befestigt; eine unterirdische Trinkwasserversorgung wurde an die Grundstücke geführt, eine unterirdische Kanalisation für das Abwasser ersetzte die offenen Straßengräben, Straßenbeleuchtung wurde installiert. Straßenreinigung und Müllabfuhr waren dann modernere Zutaten. Aber irgendwann auf diesem Wege wurde ein Name vergeben und eventuell später geändert“, erklären die Autoren den Wandel der Zeit im Buch. Einige Straßennamen seien inzwischen komplett verschwunden. „Aber auch denen widmen wir in unserem Buch einen Abschnitt“, erzählt Klaus Ellenbeck.
Jüngste Straße ist Rudi-Assauer-Platz
1535 Straßen hat das Autorenpaar in Gelsenkirchen aktuell ausfindig gemacht. „Die jüngste Straße ist dabei der Rudi-Assauer-Platz an der Arena, der erst am 30. Juni offiziell seinen Namen erhielt. Wir haben ihn dann noch schnell ins Buch gehoben“, so der Autor.
Im Buchhandel erhältlich
Das Buch „Straßen in Gelsenkirchen“ von Barbara Kloubert und Klaus Ellenbeck veranschaulicht die Geschichte der Namen auf 310 Seiten mit 250 Abbildungen. Es ist im örtlichen Buchfachhandel zu finden.
Es gibt bereits eine ähnliche Dokumentation, die 2017 erschien: „Heimatgeschichte in den Straßennamen Gelsenkirchens“ heißt die Publikation von Alexander Barsukov.
Da die Straßen alphabetisch geordnet sind, kann der Leser auch schnell zu bestimmten Einträgen blättern. Die Ahstraße in der Altstadt, in der unsere WAZ-Redaktion im Süden zu finden ist, wurde laut Buch „1877 benannt auf einer Skizze der Gemeindeverwaltung, allerdings 1823 bereits als (unbenannter) Weg auf einer Karte des Dorfes und der Bauerschaft verzeichneter Weg und 1840 als Viehweg in reger Benutzung zur Gemeindewiese Aah; benannt nach dem Ahbach (Ah, Ahe = fließendes Wasser), der entlang der heutigen Rotthauser Straße bis zur Mündung in den Leithebach (Ecke Rotthauser Straße / Wiehagen) floss; bemerkenswert war in der Ahstraße die große Zahl von Gaststätten und Kneipen; Bürgermeister Vattmann griff hier mit eiserner Hand durch und reduzierte die Schanklizenzen erheblich.“