Ückendorf. Alexander Barsukov stellte im Wissenschaftspark sein Buch „Heimatgeschichte in den Straßennamen Gelsenkirchens“ vor.
Wer war Gottfried August Bürger, wer Fitz Schupp, August de la Chevallerie oder Rudolf Bertram? Es sind Persönlichkeiten, nach denen Straßen oder ein Platz in Gelsenkirchen benannt worden sind. Alexander Barsukov (61), der vor 23 Jahren von Russland nach Gelsenkirchen kam, hat im Internet 920 Straßennamen heruntergeladen. Er wollte mehr über den Hintergrund für die Namensgebung erfahren, recherchierte in vielen Schriften und im Institut für Stadtgeschichte. Herausgekommen ist ein Buch, in dem er mehr über die Heimatgeschichte der Straßennamen erzählt.
Beethoven hatte seine Jugendliebe in Buer
Im Wissenschaftspark stellte er in Kooperation mit dem Referat für Zuwanderung und Integration sein Buch vor. Schon der Gully der Gießerei Gelsenkirchen erinnert als Titelbild an heimische Geschichte. Die Motivation für die Erforschung der Straßennamen entstand bei seinen täglichen Autofahrten durch die Stadt. „Ich war genervt, laufend Namensschilder zu sehen, deren Bedeutung ich nicht kannte.“ So machte sich der gelernte Steuerungsingenieur an die Sucharbeit. Dabei entdeckte er auch eine berühmte Persönlichkeit, die einen Bezug zu Buer hatte: Die Bueranerin Maria Anna Wilhelmine Reichsgräfin von und zu Westerholt-Gysenberg war Beethovens Jugendliebe. Der Musiker war um 1790 musikalischer Hauslehrer im Hause Westerholt-Gysenberg.
Bei seinen Nachforschungen fand Barsukov auch heraus, dass hinter seiner Heimatadresse an der Bürgerstraße nicht Bürger Pate gestanden haben, sondern Gottfried August Bürger seinen Namen gab. Bürger (1747-1794) hat nicht nur lyrische Balladen verfasst, sondern ergänzte und übersetzte auch die von Rudolf Erich Raspe in England veröffentlichten Geschichten über die Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen, des Lügenbarons. Städtische Verdienste hatte sich auch August de la Chevallerie erworben. Der ursprünglich aus einer französischen Adelsfamilie stammende de la Chevallerie hatte als Buerscher Amtmann 1890 die alte Urbanuskirche abbrechen lassen, um drei Jahre später den Neubau voran zu treiben. Auch für den Neubau des Leibniz-Gymnasiums 1907 hatte er sich eingesetzt.
Der Rudolf-Bertram-Platz erinnert an den Mediziner am Horster St. Josef-Hospital Dr. Bernhard Rudolf Bertram. Der Arzt rettete im Krieg 17 jüdische Zwangsarbeiterinnen vor der Gestapo und dem Abtransport ins Lager Sömmerda. Als Baumeister hat Fritz Schupp bedeutende Spuren hinterlassen. Der Industrie-Architekt, der 1974 gestorben ist, hatte mehrere Dutzend Gebäudepläne für die Stadt erstellt, die unter anderem für die Zechen Alma, Hugo und Nordstern auch realisiert wurden.
Auch Beispiele für multikulturelles Leben
Das Buch Heimatgeschichte in den Straßennamen Gelsenkirchens ist vom Literaturverein EditaGelsen verlegt worden. Interessenten können sich wenden an www.editagelsen.de.
Auch Beispiele für multikulturelles Leben in der Stadt sind in dem Buch festgehalten. So gibt es nur in Gelsenkirchen einen Garcia-Lorca-Platz, der an den spanischen Dichter erinnert.