Gelsenkirchen. Seit 125 Jahren produziert die Friedrich Geldbach GmbH in Gelsenkirchen Flansche und Formteile. Die Vereine aus der Nachbarschaft gratulierten.
Zwei Worte, die jeder auf Italienisch versteht: „Famiglia“ und „grazie“, „Familie“ und „danke“. Sie tauchten mit am häufigsten in allen Wortwechseln und Ansprachen bei der großen Feier des mittelständischen Unternehmens Friedrich Geldbach GmbH an der Bergmannstraße auf. 125 Jahre fertigt die Firma Formteile und vor allem Flansche für spezielle Ansprüche, und das auf dem globalen Markt, wie sich auch in der Gästeliste über die USA, Südamerika, Fernost und eben Italien zeigte. Denn seit 2003 gehört das Gelsenkirchener Traditionsunternehmen zur weltweit operierenden Farina-Gruppe.
Und so dienten ausnahmsweise gigantische Schmiedeöfen und Pressen in der Fabrikationshalle einmal als Kulisse für die Geburtstagsfeier, zu der der geschäftsführende Direktor Dr. Carlo Farina besonders herzlich die Nachbarn von Eintracht Gelsenkirchen, der Freiwilligen Feuerwehr Altstadt, des Lego-Modellbau-Clubs und des Stammtisches Rheinland begrüßte.
Feier in der Industriekathedrale
Als wahrscheinlich jüngster Geschäftsführer (seit 2009), so unterstrich er, habe mit der Übernahme des im Februar 1894 von Jakob und Friedrich Geldbach gegründeten Unternehmens im Mai 2003 eine andere, aber wieder eine Familie, das Erbe übernommen, „und das sollte nicht in den Maschen der Geschichte untergehen.“
Demut, Intuition und Scharfsinn
Die Halle als eher ungewöhnlicher Ort für dieses Event verdiene die Bezeichnung „Industriekathedrale“, die „stolz und streng das Ückendorfer Bild dominiert.“ Die alten Papiere, die nun im Verwaltungsgebäude ausgestellt waren, sprächen von „Leidenschaft und Kraft“, wichtig sei aber gewesen und immer noch gültig, dass es „ohne Menschlichkeit keine Arbeit in Würde“ geben könne. Mit den 125 Jahren Geschichte seien immer auch Hoffnungen verbunden gewesen, und die Perioden der einzelnen Verantwortlichen seien geprägt durch die Leitworte „Demut, Intuition und Scharfsinn“.
Soziales Unternehmen als Rückgrat der Wirtschaft
Als Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Nord-Westfalen verband Lars Baumgürtel die Überreichung der gerahmten Jubiläums-Urkunde mit einem Gruß aus Unternehmersicht. Was hier an Tradition und Werten vermittelt wurde und werde, sei mit dem Bergbau groß geworden, die familiengeführte Firma zu einem „sozialen Unternehmen“ gewachsen. „Gemeinsam mit vielen tausend weiteren mittelständischen Industriebetrieben bilden Sie das Rückgrat der Wirtschaft“, lautete seine Botschaft.
Viele Nationen arbeiten gemeinsam
Der Landtagsabgeordnete Sebastian Watermeier wusste seiner Gratulation eine persönliche Note zu geben, schließlich sei er im Schatten der Firma Friedrich Geldbach aufgewachsen. „In meiner kindlichen Wahrnehmung war das hier viel mehr die Industrie als ein Stahlwerk oder eine Zeche,“ plauderte der gebürtige Ückendorfer. Die Zeit der Gründung des Werkes 1894 war auch die, in der das Ruhrgebiet rasant zu wachsen begann, und die Städte wie auch die Bevölkerung wuchsen massiv an, erinnerte er, auch durch die Zuwanderung der dringend benötigten Industriearbeiter. „Es ist noch heute ein Beweis gegen die Abschottung nach außen unter allen sozialen, ökonomischen und ökologischen Umbrüchen und damit allen neuen Herausforderungen, dass die Tradition in dieser Firma so geblieben ist: Dass hier nämlich so viele Nationen gemeinsam arbeiten. Damit wird der Geist der Region gelebt.