Gelsenkirchen. Der Regionalverband Ruhr und die Freunde des Bahnwerks Gelsenkirchen-Bismarck streiten über Sanierungen. Der Verein will Touristen beherbergen.
Die Freunde des Bahnwerks Gelsenkirchen-Bismarck e. V. sind seit 1994 Mieter des Regionalverbands Ruhr mit einem Duldungsvertrag. Sie kümmern sich um die als technisches Denkmal bei der unteren Denkmalbehörde eingetragene Halle, sammeln Material, arbeiten manch altes Originalteil auf, das dem Laien auf den ersten Blick als unscheinbarer Schrott erscheint. Der Regionalverband hatte das Gelände von der Deutschen Bahn übernommen. Es geschah auf Drängen von Karl Ganser, dem Leiter der Internationalen Bauausstellung, betont Paul Lindemann, der Vorsitzende der Freunde des Bahnwerks. Ganser habe die Arbeit des Vereins sehr unterstützt und gefördert. Davon könne heute keine Rede mehr sein, klagt er.
Eine Idee: Übernachtungsmöglichkeiten für Radtouristen in Bahnwaggons anbieten
Dabei habe der Verein so viele Ideen, das Gelände mit seinen Originalwaggons, Lokomotive, der funktionierenden Drehscheibe im Außengelände auch touristisch zu vermarkten. „Wir sind hier nah an der Erzbahntrasse. Da könnte man Übernachtungsmöglichkeiten in Waggons für die Radtouristen anbieten und Versorgung. Das wäre eine Attraktion für Gelsenkirchen.“ Aber jetzt müsse man sich um ganz andere Dinge kümmern, weil der RVR eine Sanierungsaktion starten will, die Lindemann für überflüssig hält. „Die Rede ist von akuter Einsturzgefahr im Seitenbereich der Halle, wo wir unser Material in Regalen sortiert gelagert hatten. “
Lieber Drehscheibe an der Außenanlage sanieren
Der Vereinsvorsitzende wünscht sich, dass der RVR statt „unnütze Maßnahmen“ zu finanzieren auch Geld in die Drehscheibe an der Außenanlage investiere, das noch funktionstüchtig sei, aber Erhaltungsmaßnahmen dringend nötig habe. Das könne sein Verein allein nicht stemmen. Gut 50 Mitglieder habe der noch, allerdings davon nur bis zu zehn Aktive.
Der RVR hat nun das Lager räumen lassen. Die Einzelteile wurden auf einen Haufen geworfen, die Regale, in denen sie gelagert gewesen waren, aufeinander gestapelt. In der Tat wirkt zumindest der Haufen mit diversen Einzelteilen an der Wand wenig systematisch aufgetürmt.
Mehrfach zur Räumung aufgefordert
Allerdings hatte der RVR den Verein mehrfach schriftlich aufgefordert, den Hallenteil mit den Drahtverschlägen leer zu räumen, damit die Sicherungsarbeiten durchgeführt werden könnten. Es wurde auch der Stichtag 13. Mai genannt, bis zu dem das zu geschehen hätte. Das statische Gutachten habe akuten Sanierungsbedarf an dem Gebäudeteil des Bahnbetriebswerks Bismarck ergeben.
Gutachten liegt Stadt vor
Die Halle wurde 1991 als technisches Denkmal in die Denkmalliste der Stadt eingetragen. Nach Auskunft der Stadt liegt der Unteren Denkmalbehörde ein Antrag auf Erlaubnis für dringend notwendige Sicherungsarbeiten vor, das Gutachten dazu liegen der Stadt vor. Eine unmittelbar bevorstehende Einsturzgefahr sei dem Gutachten nicht zu entnehmen, erhebliche Schäden an der Substanz des Denkmals allerdings klar erkennbar.
Nach Auskunft der Stadt gab es mehrere Begehungen mit Vertretern des RVR, Statikern, Mitarbeitern der Unteren Denkmalbehörde und einer Kollegin von Landes-Denkmalpflege und teilweise auch Paul Lindemann. Jener könne das Gutachten auf Antrag einsehen. Einen solchen Antrag habe er aber noch nicht gestellt.
Bauzaun zur Sicherung während der Arbeiten
Durch einen fest installierten Bauzaun werde der Teil jetzt gesperrt, damit niemand zu Schaden komme, kündigt RVR-Sprecherin Barbara Klask an. Auf den ausgeräumten Flächen habe Paul Lindemann „bislang eigene Gegenstände gelagert“. Lindemann sei bereits im April darüber informiert worden, dass geräumt werde, wenn er selbst der Aufforderung nicht nachkomme. Und das sei nun geschehen. Nach Kenntnis des RVR sei die Räumung auch fachgerecht durchgeführt worden.
Lindemann: Stützpfeiler haben keinerlei Funktion
Paul Lindemann besänftigt das keineswegs. Er selbst habe auch einen Gutachter das Gebäude bewerten lassen und der habe keine Einsturzgefahr gesehen. Die Stützpfeiler stammten noch von einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme von 2001, so Lindemann, „bei der man die Teilnehmer irgendwie beschäftigen musste.“ Die Pfeiler hätten überhaupt keine Funktion. Und auch, dass der Putz damals überall abgeschlagen wurde, sei völlig unsinnig. „Jetzt sind die Eisen alle der Luft ausgesetzt, seit Jahren.“