Gelsenkirchen. Mit der IBA entstanden Großprojekte, die vor 20 Jahren den Strukturwandel symbolisierten. Die Architektur des Wissenschaftsparks signalisiert Aufbruch.

„Ein Symbol für den Strukturwandel wird 20 Jahre alt“, hat Dr. Heinz -Peter Schmitz-Borchert, Geschäftsführer des Wissenschaftsparks, seinen Beitrag im „Inside“ überschrieben. Die Rückschau in der Sonderveröffentlichung zum Jubiläum ist auch Bilanz und Analyse, vor allem aber zeichnet sie die Aufbruchsstimmung nach, die mit der IBA, der Internationalen Bauausstellung Emscherpark und ihrem profilierten Macher Prof. Karl Ganser Einzug hielt. An der Munscheidstraße manifestierte sie sich in Glas und Beton, in preisgekrönter Architektur, aber auch in neuen Ideen und Projekten.

Nicht nur dem Wissenschaftspark, sondern vielen der damaligen IBA-Projekten war eine „gewisse Großartigkeit eigen“, stellt Schmitz-Borchert fest. Die Architektur signalisiere den Aufbruch aus schwierigen soziökonomischen Strukturen, diene der Außendarstellung und helfe jedes Jahr mindestens fünfstellige Besucherzahlen anzuziehen. Dennoch erinnert der Geschäftsführer an einen Grund-Konflikt der Anfangszeit, der bis heute nicht so recht aufgelöst ist: Die riesige Arkade, „als Flaniermeile zur Schaffung von Nähe zu den Gelsenkirchener Bürgern gedacht“, passte nie wirklich zu Ückendorf. Zu diesem „wichtigen, eher soziologischen Aspekt tritt dominant die Frage nach der Finanzierung: zu viel technische Show, zu viel umbauter Raum kosten nun einmal viel Geld. Kurz gesagt: Unser Handeln in dieser Art von Großprojekten ist immer wieder vom Zielkonflikt zwischen volkswirtschaftlicher Funktionserfüllung und betriebswirtschaftlicher Kostendeckung bestimmt.“ Der Balanceakt läuft seit 20 Jahren – und Schmitz-Borchert hat den Anspruch, die Seiten weiter auszutarieren. Wenigstens noch bis 2016. Dann geht er als Geschäftsführer in den Ruhestand.

Flaggschiffe für den Stadtteil

Wie ein gelandetes Ufo wirkte der Wipa lange Zeit am Rand von Ückendorf, unwirklich im Kontrast zum unübersehbaren Abschwung an der Bochumer Straße. Park und direktes Umfeld haben sich in den letzten Jahren entwickelt, mit dem Justizzentrum wird das Tor zum Stadtteil nun breiter positiv besetzt, ein weiterer Ankerpunkt soll mit der Kirche Heilig Kreuz als neuem Multifunktionsraum für den Stadtteil entstehen.

Für Oberbürgermeister Frank Baranowski ist der Wissenschaftspark seit 20 Jahren eine „wichtige städtebauliche Marke“, eine „Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft, von deren Mietern Impulse für unsere Stadt und Region ausgehen – ob das nun bei der Energie- und Umwelttechnik ist, beim Klimaschutz, der Energie-Bildung, der Gesundheitswirtschaft oder bei der Erforschung der gesellschaftlichen Veränderungen im fortlaufenden Strukturwandel.“ Für Gelsenkirchen ist der Wipa zwar ein Alleinstellungsmerkmal – allein steht er aber nicht. Angedockt sind vom Gründungszentrum bis zu den Ateliers auf Rheinelbe sechs (Büro)-Standorte längs der Leithestraße.

„Kulturfest ohne Grenzen“ - das Programm:

20 Jahre Wissenschaftspark werden gefeiert. Geplant ist ein „Kulturfest ohne Grenzen“ am Samstag, 22. August, von 15 bis 22 Uhr. Der Eintritt ist frei. Unterstützt wird das Programm durch das Marienhospital und das Kommuale Integrationszentrum Gelsenkirchen. Zentraler Festort ist der Platz zwischen Wissenschaftpark-See und Arbeitsgericht, bei Regen die Arkade. Der Überblick:

Tanz, Spiele und Informationen

Um 15 Uhr startet ein Pasodoble-Tanzwettbewerb für Senioren. Für Kinder fährt eine Bimmelbahn durch den Wissenschaftspark, zudem gibt es ein breit gestreutes Info-, Spiel- und Bewegungsprogramm, aber auch ein Kinder-Labor oder einen „Test der Sinne“.

Von Pop über Balkan bis Latin

Auf der Bühne am See wird es Live-Musik geben. Den Auftakt um 16 Uhr macht der Balkan Gipsy Express aus Gelsenkirchen. Die achtköpfige Band mischt sich mit Blasinstrumenten und Percussion gerne unters Publikum. Ab 17 Uhr spielt das Anadolu Rock Trio aus Duisburg, ab 18.30 Uhr sorgt Minerva Diaz Perez für Stimmung. Die Soulsängerin aus Essen tritt in Ückendorf mit der Band „small is beautiful“ auf. Ab 20 Uhr startet das Abendprogramm mit Eduardo Duquesne & Seis del Son. Die kubanisch-venezolanisch-deutsche Band ist eine der gefragtesten kubanischen Salsagruppen.

Internationales Essen

Die gastronomische Meile bestücken u.a. das Alevitische Zentrum, ein neuer bulgarischer Verein aus Gelsenkirchen, die Caritas-Frauengruppe vom Neustadttreff Bochumer Straße oder auch der Verein Engagierte Flüchtlinge (EFA). Serviert wird auch eine Innobvation: der „Ückenburger“.

Ausstellung in der Arkade

In der Arkade sind die Gewinnerbilder des Europäischen Architekturfotografiepreises zu sehen, zudem 28 Fotoserien zum Thema „Nachbarschaft“. Die Ausstellung „IBA meets IBA“ gibt einen Überblick über acht Internationale Bauausstellungen. Im goldenen Container zeigt Fotokünstler Jonny Vekemans seine mit der Lochkamera entstanden Revierfotos.