Gelsenkirchen. Die Bildhauerin Gudrun Schuster hat eine kranke Esche in Gelsenkirchen in eine Fantasiefigur verwandelt. Brasilien diente als Inspirationsquelle.

Eine Reise durch Brasilien hat dieser alten Esche in den Berger Anlagen zu einem vollkommen neuen Aussehen verholfen: Die Bildhauerin Gudrun Schuster hat den hochgewachsenen Baum im Stadtnorden mit einem Kolibri verziert. Buntes Gefieder inklusive. Ihr Werk ist ein weiteres Kapitel der Geschichte „Kunst am Baum“, die der Kunstverein Gelsenkirchen kontinuierlich mit wechselnden Künstlern weiterschreibt.

Arbeiten mit Holz

„Gudrun Schuster haben wir bei einer Kunst-Demonstration in Duisburg kennenlernt“, erklärt Ulrich Daduna, der Vorsitzende des hiesigen Kunstvereins. Auch dort hatte die Neusserin Kunst aus Teilen eines gefällten Baumes geschaffen.

Die Künstlerin Gudrun Schuster hat diese kranke Esche in Gelsenkirchen in einen Kolibri verwandelt.
Die Künstlerin Gudrun Schuster hat diese kranke Esche in Gelsenkirchen in einen Kolibri verwandelt. © Funke Foto Services GmbH | Joachim Kleine-Büning

In Gelsenkirchen sind die Voraussetzungen für die „Kunst am Baum“ indes etwas anders: Hier werden die Bäume vorab nicht gefällt, der Künstler muss jeweils mit Motorsäge und schwerem Gerät auf ein Gerüst klettern, um die kreativen Arbeiten im Holz zu hinterlassen. „Ich habe mir dafür aber einen Flaschenzug zur Hilfe genommen, dann war das mit der Säge nicht mehr so schwer“, erzählt Gudrun Schuster, die „ihren“ Baum in den Berger Anlagen innerhalb von zwei Arbeitstagen in ein Fantasiewesen verwandelte.

Rautenmuster entlang des Baumstamms

„Ich war gerade von einer Brasilien-Arbeits-Reise zurückgekehrt, als ich die Anfrage des Gelsenkirchener Kunstvereins zu dieser Aktion erhielt“, erinnert sich die 58-Jährige. „Und da ich dort sehr vielen Kolibris begegnet war, die sehr zutraulich sind und mit ihrem glänzenden Gefieder einfach wunderschön aussehen, kam mir sofort die Idee mit diesem Kolibri am Baum“, sagt sie lachend.

Den dadaistischen Titel „Der Kolibri unter’m Brustgefieder startet“ erfand sie dazu – und begann umgehend mit den ersten Studien, die Ergebnisse dieser Vorarbeiten sind nun bis zum 18. August im Kunstmuseum Gelsenkirchen live zu sehen. Die Holzarbeiten zeigen eindrucksvoll, wie sich Gudrun Schuster von geraden Linien zu diagonalen Mustern vorarbeitete. „Das diagonale Rautenmuster soll das Gefieder der Vögel darstellen“, erklärt sie.

Vogelköpfe werden aufgesetzt

Die Köpfe der „Kolibris“ mit den markanten langen Schnäbeln fügt sie nachträglich mit langen Nägeln hinzu. „Der lange Schnabel am Baum in den Berger Anlagen wird inzwischen auch von echten Vögeln als Rastplatz genutzt“, hat Ulrich Daduna beobachtet. „Am liebsten arbeite ich mit Zedernholz“, verrät Gudrun Schuster derweil. „Das Eschenholz lag mir nicht so sehr, da es sehr weich und langfaserig ist, dadurch ist es nicht so einfach zu bearbeiten“, fügt sie dann hinzu. Dennoch habe ihr die Arbeit an einem so hohen Baum Spaß gemacht.

Die Künstlerin Gudrun Schuster zeigt in der Ausstellung „Der Kolibri unter’m Brustgefieder startet“ weitere Arbeiten aus Holz, die für ihre Baum-Skulptur als Studien dienten.
Die Künstlerin Gudrun Schuster zeigt in der Ausstellung „Der Kolibri unter’m Brustgefieder startet“ weitere Arbeiten aus Holz, die für ihre Baum-Skulptur als Studien dienten. © Funke Foto Services GmbH | Joachim Kleine-Büning

Auch für diese „Kunst am Baum“ musste übrigens kein lebendiger Baum sterben: Die natürlich gewachsenen Kunstwerke sind alle ohnehin dem Tode geweiht und sollen nach und nach verrotten – allerdings auf kunstvolle Weise. „Die Esche war leider von einem Pilz befallen“, erklärt Daduna. Der Kolibri hat sie jedoch noch einmal beflügelt. . .

Besichtigung am Sonntag

Am Sonntag, 16. Juni, lädt der Kunstverein Gelsenkirchen ab 11.30 Uhr zur Besichtigung des Baum-Kunstwerkes in die Berger Anlagen an der Adenauer-Allee.

Die Arbeiten im Kunstmuseum Gelsenkirchen an der Horster Straße 5-7 sind bis zum 18. August jeweils dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.