Gelsenkirchen-Horst. Im Nordsternpark haben sich die Spezialisten von Müller-BBM angesiedelt. Weltweit tätig sind sie in den Bereichen Anlagen, Bau und Schallschutz.

Die Müller-BBM Holding AG hat vier Töchter unter einem Dach vereint und konzentriert im Nordsternpark technisches Know-how. Die international aufgestellten Spezialisten für Akustiklösungen vom Schallschutz für Industrieanlagen bis zum Konzertsaal, für Anlagenbau, Luftreinhaltung, Messung und Beratung haben dafür über 14 Millionen Euro in ein dreigeschossiges Verwaltungsgebäude investiert. Das Kernstück für die Ingenieure: ein neues Technikum.

Nordstern stand für hochmoderne Zechentechnik

Anthrazit-Grau ist die Fassade des Neubaukomplexes, eine Referenz an den Kohlestandort. Nordstern, das stand einmal für hochmoderne Zechentechnik und baulich herausragende Industriearchitektur. Letztere ist geblieben, das Umfeld hat sich gewandelt. Nordstern steht heute für gelungenen Strukturwandel, eingeleitet durch die Bundesgartenschau und noch nicht zu Ende durch die BBM-Ansiedlung. Gelungen ist die Transformation aber auch, weil hier heute wieder annähernd so viele Menschen arbeiten wie in Nordstern-Zeiten. 1500 waren es dort zum Schluss. Der heutige Gewerbepark, glaubt Oberbürgermeister Frank Baranowski, habe das Potenzial für bis zu 2000 Beschäftigte. Gut 85 sind bei Müller-BBM dazu gekommen. Seit September sind die Ingenieure bereits vor Ort, Einweihung gefeiert wurde an der Fritz-Schupp-Straße 4 offiziell am Donnerstag – mit Fachtagung, später einem Empfang, wenigen Reden und einer Hausbesichtigung.

Probandenkollektiv beschnüffelt bestimmte Bereiche

Alexander Ropertz (Geschäftsführer, 2.v.l.) führt mit Oberbürgermeister Frank Baranowski (rechts) am Donnerstag in den Räumen der Firma Müller-BBM im Nordsternpark in Gelsenkirchen eine Riechprobe durch. Links: BBM-Chef Norbert Suritsch. 2.v.r.: Stadtrat Christopher Schmitt. Im Technikum hat das Unternehmen Prüfstände aufgebaut, auch für Olfaktometrie, also die Messung der Reaktion von Prüfpersonen auf den Geruchssinn betreffende Reize.
Alexander Ropertz (Geschäftsführer, 2.v.l.) führt mit Oberbürgermeister Frank Baranowski (rechts) am Donnerstag in den Räumen der Firma Müller-BBM im Nordsternpark in Gelsenkirchen eine Riechprobe durch. Links: BBM-Chef Norbert Suritsch. 2.v.r.: Stadtrat Christopher Schmitt. Im Technikum hat das Unternehmen Prüfstände aufgebaut, auch für Olfaktometrie, also die Messung der Reaktion von Prüfpersonen auf den Geruchssinn betreffende Reize. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Womit sich die Firmengruppe beschäftigt und für wen sie tätig ist, machen bereits Hochglanzbilder auf den Fluren deutlich. Das Spektrum reicht von BP in Scholven und dem dortigen Uniper-Kraftwerk bis zur Oper in Sydney. Akustik- und Schallschutz, aber auch Lösungen für den Anlagenbau werden hier kreiert. Das neue Gebäude hat diverse Prüfstände, einen davon für Olfaktometrie, also die Messung der Reaktion von Prüfpersonen auf den Geruchssinn betreffende Reize. Nicht unwichtig, wenn es um Geruchsemissionen durch Industrie oder Biogasanlagen geht. „Das ist etwas exotisch“, räumt BBM-Müller Vorstandschef Norbert Suritsch ein. Aktuell beschnüffele ein „Probandenkollektiv bestimmte Bereiche“, dazu gehört ganz „klassisch die Emscher“. Wird sie nicht nur sauberer, sondern riecht sie auch so? Das gilt es zu ermitteln. „Gerüche sind ein Riesenthema in Deutschland“, sagt Suritsch. Gleiches gilt auch für die Soundanpassung von Autos mit Verbrennungsmotoren oder Elektro-Antrieb. Im Versuchslabor steht ein Kleinwagen als Vorführmodell. Diesel, Zweizylinder. Wer einsteigt, bekommt einen Eindruck, wie sich Fahrverhalten und -empfinden ändern, wenn das Gefährt innen auf einmal wie ein Ferrari dröhnt…

Firmengruppe mit über 1000 Mitarbeitern weltweit

Müller-BBM ist eine Mitarbeiterbeteiligungsgesellschaft. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Planegg bei München beschäftigt insgesamt weltweit über 1000 Mitarbeiter und macht rund 130 Millionen Euro Umsatz. Im Nordsternpark ist aus einer Dreimann-Niederlassung ein Standort mit zwei BBM-Töchterfirmen und zunehmendem Raumbedarf gewachsen. Neben dem Vivawest-Neubau hat die Holding deshalb ihren zweitgrößten deutschen Standort realisiert. Die beiden Sitze in Dortmund und Mülheim/Ruhr wurden dafür aufgegeben.

„Wir freuen uns. dass sie ihre Aktivitäten vor Ort bündeln“, bekennt Baranowski. „Was sie hier aufgebaut haben, ist eindrucksvoll.“

>>> Vier eigene Firmen und ein Mieter unter einem Dach

Der Neubau mit 3600 Quadratmetern Nutzfläche wird von der Müller-BBM GmbH, der BBM Akustik Technologie, Müller-BBM Vibroakustik Systeme und Müller-BBM Projektmanagement als Standort genutzt.

Als Mieter eingezogen ist die Firma Bouwens. Anfangs, heißt es bei Müller-BBM, sei man in der Zentrale in München skeptisch gewesen, ob man in Gelsenkirchen die Räume vermietet bekäme. „Doch das hat prima und schnell geklappt“.