Gelsenkirchen. BP stellt im Gelsenkirchener Stadthafen die Weichen für die Transportlogistik neu. Der Konzern feiert den Start eines 45 Millionen-Euro-Projekts.

Dass der Vorstandsvorsitzende der BP Europa SE die übliche Sicherheitseinweisung („nicht rauchen, keinen Alkohol, aber den gibt es heute ohnehin nicht“) persönlich übernimmt, geschieht sicher nicht alle Tage. Aber es ist auch ein besonderer Termin, zu dem Wolfgang Langhoff eine aufgeräumte, gut 100-köpfige Besucherrunde im Festzelt direkt auf dem Trans-Tank-Gelände im Stadthafen begrüßt. Alles, was lokal und regional in der Chemiebranche Rang, Namen und Funktion hat, ist versammelt für den offiziellen Start eines Millionenprojekts.

Treibstoff für die Airlines in Düsseldorf

Das Tanklager und auch den Hafen-Anleger für den Umschlag von Chemiegütern wird BP bis 2012 umbauen.
Das Tanklager und auch den Hafen-Anleger für den Umschlag von Chemiegütern wird BP bis 2012 umbauen. © FFS | Olaf Ziegler

65 Tanks mit 244.000 Kubikmetern Fassungsvermögen betreibt Trans-Tank im Stadthafen. Benzin und Dieselkraftstoff, Heizöl, Chemieprodukte und Kerosin als Treibstoff für die Airlines in Düsseldorf werden hier auf Züge, Binnenschiffe und Tanklaster verladen. Der Standort ist der Dreh- und Angelpunkt für den Umschlag und Transport von Kraftstoffen sowie petrochemischen Produkten der Raffinerie-Standorte Scholven und Horst.

40 Neue Stellen bei Trans Tank und Gelsen Log

Gut 100 Gäste aus Wirtschaft und Politik kamen in den Stadthafen. Auf dem Gelände von Trans-Tank wurde der Baustart gefeiert.
Gut 100 Gäste aus Wirtschaft und Politik kamen in den Stadthafen. Auf dem Gelände von Trans-Tank wurde der Baustart gefeiert. © WAZ | Jörn Stender

Nebenan türmen sich bereits die Büro- und Service-Container der Bauleute, meterhohe Erdhügel zeugen von reichlich Bodenbewegung, verdecken fast den Ausblick auf die Großtanks. BP und fünf beteiligte Partner werden hier wie berichtet im Gelsenkirchener Stadthafen bauen und investieren – rund 45 Millionen Euro in die Versorgungssicherheit, die Logistik, die Umschlagkapazitäten, neue Jobs (40 werden es wohl sein), aber auch in die Standortsicherung, die Verlagerung von Verkehrsströmen und nicht zuletzt in die Öko-Bilanz. Bis 2021/22 entstehen eine neue Kesselwagenverladung, eine weitere Pipelineanbindung zum Raffineriestandort jenseits des Rhein-Herne-Kanals und drei neue Großtanks zur Lagerung von Flugkraftstoff.

Frachtanleger am Tanklager wird erweitert

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Zwei Millionen Tonnen Kraftstoffe will BP künftig zusätzlich auf die Schiene bringen. Sechs Züge pro Tag mit rund 8000 Tonnen Ladung, rechnet Langhoff vor, werden künftig vom Hof rollen. Zudem entstehen drei neue Großtanks mit jeweils 15.000 Kubikmeter Fassungsvermögen. Zusätzlich wird der Frachtanleger am Tanklager erweitert und – von Evonik als strategischer Partner der BP – eine weitere Pipeline zur benachbarten Raffinerie in Horst gebaut. Allein bis zu 1100 Schiffsbewegungen zwischen der Raffinerie und dem Tanklager sollen dadurch künftig pro Jahr entfallen. Die CO2-Ersparnis beziffert Langhoff mit 7000 Tonnen – „das ist so viel, wie eine Stadt mit 50.000 Einwohnern pro Jahr für die Beleuchtung braucht“.

2000 Beschäftigte im Stadthafen

Spaten mit Blumengebinden, Rollrasen auf geharktem Grund: Der Boden ist für den Baustart im Gelsenkirchener Stadthafen bereitet. Zehn Akteure aus Wirtschaft und Stadtverwaltung machen den obligatorischen ersten Spatenstich.
Spaten mit Blumengebinden, Rollrasen auf geharktem Grund: Der Boden ist für den Baustart im Gelsenkirchener Stadthafen bereitet. Zehn Akteure aus Wirtschaft und Stadtverwaltung machen den obligatorischen ersten Spatenstich. © FFS | Olaf Ziegler

Vor einem Projekt-Banner ist der Boden bereitet. Ein paar Bahnen Rollrasen sind ausgelegt, mit Blumengebinden geschmückte Spaten stehen bereit. „Es hat etwas zeremonielles, etwas friedhofsmäßiges“, findet Langhoff angesichts des Bildes, das sich allen bietet. „Doch wir vergraben ja nichts, wir legen einen Grundstein. Ich freue mich sehr, dass es jetzt offiziell los geht.“ Als wichtiges Projekt für den Hafen, für den Wirtschafts- und Chemiestandort wertet NRW-Staatssekretär Hendrik Schulte die Großinvestition. „Chemie ist die Basis unserer Wohlstands in NRW“, so Schulte. Mit 93.000 Beschäftigten und 43 Milliarden Umsatz sei sie auch „Treiber für Innovation“.

Verknüpfung von Bahn, Schiff und Straße

Doch wie empfindlich die Infrastruktur sei, habe der Hitzesommer 2018 gezeigt – mit Niedrigwasserständen und Einschränkungen für die Transportverkehre. Die Verknüpfung von Bahn, Schiff und Straße, wie sie in Gelsenkirchen geschehe, entspräche daher den verkehrspolitischen Zielen der Landesregierung.

BP erweitert Stadthafen

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    „Der Standort Hafen ist ein echtes Kraftzentrum unserer Wirtschaft, ja sogar mit internationalem Bezug. Vom Hafen aus gehen Güter in die ganze Welt“, stellt Oberbürgermeister Frank Baranowski fest. Über 2000 Menschen sind im Stadthafen beschäftigt. Dass weitere dazu kommen, begrüßt der Oberbürgermeister ausdrücklich, ebenso, dass die BP-Pläne „positiven Einfluss auf die Luftreinheit in Gelsenkirchen“ versprechen. Sein Fazit: „BP beweist mit dieser Entscheidung Weitsicht und Unternehmergeist.“

    Boden nach Kampfmitteln untersucht

    „Bauen macht Freude“, findet BP-Vorstand Langhoff. „Über neun Monate intensive Vorplanung liegen vor dem Baubeginn. An die 100 Bauleute werden ab Sommer täglich auf der Baustelle sein, an die 200 waren bei den beteiligten Unternehmen an den Vorarbeiten beteiligt. Gut 8600 Quadratmeter Grund wurden zudem nach Kampfmitteln untersucht. Für den Spatenstich kann der Vorstandsvorsitzende Langhoff mit Augenzwinkern getrost grünes Licht geben. Alles sicher im Hafen.