Gelsenkirchen-Heßler. Die gute Nachricht: Die Deutsche Bahn baut den Schallschutz am Gleis in Gelsenkirchen aus. Die schlechte: Das dauert. Der Lärm nervt in Heßler.
Der Zug mit Kesselwagen rattert hinter Gebüsch, ein paar Bäumen und Fernwärmerohren vorbei. Zu sehen ist er auf seiner Fahrt aus Richtung Bismarck kaum. Zu überhören nicht. Wenig später rollt in Gegenrichtung ein Güterzug mit Seecontainern als Last parallel zur schmalen Hackhorststraße vorbei. Die ersten zehn, 15 Anhänger mit doppelseitiger Achsenfederung rauschen halbwegs leise hinter der Lok her, dann kommt einer, der offenbar nicht so geschmeidig übers Gleis geht: Kreischender Lärm. „So geht das hier Tag und Nacht“, sagt ein Anwohner.
Seine Mietwohnung liegt runde 30 Meter vom Gleis entfernt in einem GGW-Haus. Das Schlafzimmerfenster geht zur Bahnstrecke hinaus. „Nachts kann man das schwer aushalten. Und wenn man im Garten sitzt, kann man sich oft kaum unterhalten“, sagt der Mann – und hofft auf Schallschutz. Der sollte eigentlich in Arbeit sein.
Kerosintransport für Airlines am Düsseldorfer Flughafen
Vor zwei Jahren ist der Mieter nach Heßler gezogen. Wohnblocks und Doppelhaushälften reihen sich an der Seitenstraße. Hinter Klinkerbauten und Garagenhöfen liegen direkt die DB-Gleise. Jenseits der Gleise ist Hafengebiet: Schrauber-Werkstätten, Mühlenbetriebe, Chemie-Unternehmen, die Lager von Trans-Tank. Bis 2022 will BP die Kraftstofflogistik im Hafen umrüsten, vor Ort 45 Millionen Euro investieren. Unter anderem auch, um den Kerosintransport für die Airlines am Düsseldorfer Flughafen von der Straße auf die Schiene zu bringen. Zwei Millionen Tonnen Kraftstoffe werden es wohl pro Jahr sein, bis zu 40 Züge mit jeweils 22 Tank-Anhängern pro Woche werden über die Gleise rollen. Zusätzlich. Für den Mieter steht fest: Der Lärm wird steigen.
Investitionsprogramm wurde 1999 beschlossen
Im September 2016 hat die Bahn bereits angekündigt, den Schallschutz in Gelsenkirchen optimieren zu wollen. Das Investitionsprogramm wurde bereits 1999 auf die Schiene gesetzt, Gelsenkirchen erreichen sollte es im Frühjahr 2017. Insgesamt 6,6 Millionen Euro Finanzvolumen stellte die Bahn in Aussicht. In der Bauausführung oder bereits realisiert sind Schallschutzwände in Bulmke (405 Meter im Bereich Bismarckstraße) und Schalke-Nord (305 Meter, südlich der Parallelstraße). Sie gehören zum Bauabschnitt „Gelsenkirchen 1, zwei weitere plant die Bahn.
Plangenehmigung beim Eisenbahn-Bundesamt
„Für die Projekte Gelsenkirchen 2 und 3 sind die Anträge auf Plangenehmigung beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) eingereicht“, so ein Bahnsprecher. „Das Projekt Gelsenkirchen 2 soll in den Jahren 2021 und 2022 baulich realisiert werden; Gelsenkirchen 3 in den Jahren 2022 und 2023.“
„Die Stadt war mit ihrem Referat Verkehr beteiligt. Das Planungsverfahren war nicht ganz einfach“, sagt Stadtsprecher Oliver Schäfer. Aus Sicht der Kommune sei es nun abgeschlossen, entscheidend für das Startsignal sei nun die Genehmigung durch das EBA. „Wir erwarten die Bescheide für die Plangenehmigung bis Mitte 2020“, heißt es nun bei der Deutschen Bahn. Die mit 1389, 836, 770 und 510 Metern größte Baumaßnahme soll voraussichtlich bis 2021 längs des Nordrings realisiert werden, bis 2022 stehen die Bereiche (1526 und 839 Meter) in Horst längs der Emschertalbahn (Höhe Stinnesstraße, Zum Bauverein) auf dem Plan.
Drei Meter Höhe über Schienenoberkante
An der Hackhorststraße ist die Schallschutzwand erst im Bauabschnitt 3 geplant – mit einer Länge von 500 Metern und einer Höhe von drei Metern über der Schienenoberkante. „Das können wir nur begrüßen. Gerade auch für diesen Bereich in Heßler. Dort ist die Sache prekär“, sagt Stadtsprecher Schäfer.
Für den Anwohner heißt es also weiter: Geduld üben, Lärm ertragen. Mit ruhigeren Tagen und Nächten ist hier voraussichtlich erst 2022 zu rechnen.
>>> Trans-Tank weitet Bahn-Verkehr aus
Trans-Tank als Dienstleister unter anderem für BP im Gelsenkirchener Stadthafen wird in den kommenden Jahren seine Kapazitäten ausweiten.
65 Tanks mit 244.000 Kubikmetern Fassungsvermögen betreibt das Unternehmen im Hafen neben der Bahnstrecke für den Umschlag und Transport von Kraftstoffen sowie Petrochemischen Produkten aus den Raffinerien in Horst und Scholven. Drei neue Großtanks mit jeweils 15.000 Kubikmeter Fassungsvermögen sollen gebaut werden.
Übergabepunkt für die Kesselzüge der Hafenbahn ans DB-Netz ist die Anschlussstelle Bismarck. Als „Betreiber eines Betriebsbereichs, in dem Stoffe gelagert werden, die der Störfall-Verordnung unterliegen“, wurden die Nachbarn des Tanklagers – auch an der Bahnstrecke – jetzt per Flyer über mögliche Gefahren und Sicherheitsmaßnahmen informiert.