Gelsenkirchen-Feldmark. . Seit 30 Jahren ist der Jugendtreff der Amigonianer ein beliebter Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche. Auch ein Profiboxer war lange hier.
„Für viele Kinder sind wir ihr zweites Zuhause“, sagt Katja Schrader. Sie leitet den Jugendtreff der Amigonianer in Feldmark. Seit 1989 steht das bekannte Holzhaus am Rande der Siedlung Aldenhof-straße, an diesem Freitag findet anlässlich des 30-jährigen Bestehens eine große Feier statt.
30 Jahre Jugendtreff bedeuten auch 30 Jahre Stadtteilarbeit, 30 Jahre offene Jugend- und Familienarbeit für Kinder und Jugendliche. Bruder Johannes war es, der 1986 nach Gelsenkirchen kam und später den Grundstein für den Jugendtreff legte, durch den bis heute über 1000 Kinder und Jugendliche gingen. Einer der prominentesten: der ehemalige Profiboxer Francesco Pianeta. Ab der 3. Klasse verbrachte er seine gesamte Jugend bei den Amigonianern. Besonders die Unterstützung von Bruder Anno ist ihm im Gedächtnis hängen geblieben: „Obwohl ich damals viel Blödsinn im Kopf hatte, hat er an mich geglaubt und mir einen Ausbildungsplatz als Bäcker besorgt und sich immer für mich eingesetzt.“
Spiele, Hilfe, warmes Essen
Feierlichkeiten beginnen an diesem Freitag
Die Feierlichkeiten zum 30-Jährigen starten am Freitag, 17. Mai, im Stadtbauraum an der Boniverstraße. Auch OB Frank Baranowski kommt vorbei. Insgesamt sind über 400 Personen eingeladen.
Dabei soll es aber nicht bleiben: Am 28. Juni ist ein Ehemaligentreffen geplant. Zum Amigofest am 6. Oktober wird der Bischof des Essener Bistums, Franz Overbeck, erwartet.
Vier Tage in der Woche bietet Katja Schrader mit ihrem Team eine Hausaufgabenhilfe an, die Kinder bekommen ein warmes Mittagessen und es gibt weitere Gruppenstunden für Mädchen und Jungen, sei es zum Thema Basteln, Selbstverteidigung oder Gitarre. Im offenen Treff können die Jugendlichen Tischtennis, Billard oder Darts spielen. Auch ein riesiger Außenbereich mitsamt Fußballplatz und Basketballfeld gehört zum Areal der Amigonianer an der Aldenhofstraße.
Jeder bekommt eine Chance, oft auch mehrere
Kein Wunder, dass stets großer Trubel um Schrader und ihren Kollegen Fabian Urban herrscht. „Täglich kommen so 50 bis 60 Kids“, erklärt Urban. Dazu gehören viele Stammbesucher, immer wieder bringen diese aber auch neue Freunde mit. Willkommen ist jeder. „Zu den Grundsätzen der Amigonianer gehört, dass man jedem eine zweite, dritte oder auch vierte Chance gibt. Familie ist ganz wichtig“, betont Schrader. Jeder Besucher wird mit Handschlag begrüßt. „Dadurch kann man häufig schon mitkriegen, ob jemand gute Laune oder etwas auf dem Herzen hat“, sagt Schrader. Die Kids vertrauen ihr und Urban häufig Sorgen und Probleme an. Momente, die auch an den Sozialpädagogen dann oftmals nicht spurlos vorbeigehen. „Sowas nimmt man auch durchaus schon mal mit nach Hause“, sagt Urban.
Ehemalige sagen: Es war eine wertvolle Zeit
Klar ist: Ohne ehrenamtliche Hilfe wäre die tägliche Arbeit für die beiden kaum zu stemmen. Zu den freiwilligen Helfern gehören viele junge Leute, die ihre Kindheit und Jugend ebenfalls größtenteils im Jugendtreff verbracht haben. Wie zum Beispiel der 22-jährige Marco, der immer da anpackt, wo es etwas zu tun gibt. „Ich bin überall und nirgends“, lacht er. Er erinnert sich gerne an die Zeit zurück, als er selbst noch zum Spielen vorbei kam: „Als man älter wurde, durfte man in den Bereich für die Jugendlichen. Da hat man sich richtig cool gefühlt. Mir haben die Jahre hier gut getan.“ Er dürfte nicht der einzige sein, der so über seine Zeit hier denkt.
Bruder Anno zum Generaloberen gewählt
Große Ehre für Bruder Anno: Der gebürtige Kölner und seit über 25 Jahren in Gelsenkirchen lebende und arbeitende Amigonianer-Bruder wurde im Rahmen des Generalkapitels seines Ordens in Rom zum stellvertretenden Generaloberen der Amigonianer gewählt. Zusammen mit dem Venezolaner Frank Perez als Generaloberen wird er in den nächsten sechs Jahren die Geschicke des überwiegend in Lateinamerika, Spanien und den Philippinen tätigen Ordens lenken.
Bruder Anno, Jahrgang 1967, trat im September 1986 im spanischen Burgos in den Orden der Amigonianer ein. Der Diplom-Sozialpädagoge und Diplom-Theologe war nicht nur in der Gefängnisseelsorge aktiv, sondern konzentriert sich seit 1993 auf die offene und stadtteilorientierte Kinder- und Jugendarbeit in Gelsenkirchen.
Orden hat weltweit etwa 400 Mitglieder
Der 1889 in Spanien von Luis Amigo gegründete Orden ist mit rund 400 Mitgliedern weltweit tätig. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen dabei Kinder und Jugendliche, die es nicht so leicht haben im Leben, die sich alleingelassen fühlen und einen rauen Weg gehen. Unterstützt werden die Patres dabei von vielen tausenden ehrenamtlichen und hauptberuflichen Helferinnen und Helfern der amigonianischen Familie.
In Deutschland sind sechs Brüder der Amigonianer tätig. Neben der Kommunität in Gelsenkirchen gibt es eine weitere in Köln. Diese wird noch in diesem Jahr nach Gladbeck verlegt.