Gelsenkirchen. . Dunia Houssa ist Muslima und bei den christlichen „Amigonianer“ angestellt. Kein Problem, denn das Wichtigste seien doch die Gemeinsamkeiten.
„Wir unterscheiden uns in den Grundwerten gar nicht – und generell in der Ausübung unseren Religionen weniger, als viele denken!“ – sagt Dunia Houssa. Die 28-jährige Muslima ist seit kurzem im Jugendtreff der Amigonianer an der Aldenhofstraße in der Feldmark als neue Projektleiterin angestellt. Dass sie in einem christlichen Verbund tätig ist, ist für Houssa überhaupt kein Proplem. „Ich habe eventuell einen anderen Zugang zu Jugendlichen und deren Eltern, die einen muslimischen Hintergrund haben“, sagt Houssa, „aber ich möchte mich hier für alle engagieren.“
Eltern-Workshops, Krabbelgruppen, Elterncafé
Dunia Houssa wird zukünftig vor allem für das Familienprogramm der Amigonianer zuständig sein – Eltern-Workshops, Krabbelgruppen oder auch das Elterncafé fallen in ihre Verantwortung. Lange hat die Bochumerin in einem Flüchtlingsheim in Essen-Stoppenberg gearbeitet – ein Jahr hat sie die Einrichtung sogar geleitet. „Ich habe viel Erfahrung sammeln dürfen und weiß, dass es Jugendliche gibt, die sich nicht ganz angenommen fühlen“, so Houssa. „Ich habe selbst marokkanische Wurzeln, bin aber in Deutschland geboren.“ So kann Dunia Houssa nachvollziehen, wie es ist, sich zwischen den Kulturen zu fühlen, weder von der einen, noch von der anderen Seite angenommen zu sein. „Da liegt auch die Stärke von Dunia“, sagt Katja Schrader, Leiterin der Jugendeinrichtung an der Aldenhofstraße. „Sie kann sich in die unterschiedlichen Kulturen hineinversetzen – weiß auch um die Probleme oder den Zwiespalt innerhalb der Familien.“
Es geht vor allem ums Zuhören
Von den Kollegen der Amigonianer hat sich Houssa sofort gut aufgenommen gefühlt. „Es war eine sehr herzliche Begrüßung; dass es hier keine Ausgrenzungen gibt, war da schon klar.“ In ihrer neuen Aufgabe als Mitarbeiterin im Familienprojekt geht es vor allem ums Zuhören. Familien aus dem Wohngebiet sollen Vertrauen fassen und sich gegebenenfalls helfen lassen. „Das heißt für uns: auf die Bedürfnisse der Familien eingehen, schauen, was den Eltern und den Kindern gut tut“, sagt Houssa. „Probleme müssen natürlich aufgegriffen werden, aber es geht auch darum, den Familien Freude zu bereiten, zu zeigen, wie sie gemeinsam ihre Freizeit gestalten können.“
Niederschwelliges Angebot
Denn, da sind sich Dunia Houssa und Katja Schrader einig, die Familie sei der entscheidende soziale Faktor in der Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Dieser müsse unterstützt und gerade in sozial schwachen Gegenden besonders gefördert werden.
„Wir möchten durch ein niederschwelliges Angebot viele Familien erreichen“, sagt Standortleiterin Katja Schrader. „Die Hemmschwelle spielt eine große Rolle – und die sollte so klein als möglich sein.“
>>>Info: Jugendtreff der Amigonianer
Montags bis freitags bieten die Amigonianer an der Aldenhofstraße 1a einen offenen Treff für 6- bis 18-Jährige, Ferienprogramme und -fahrten, Hilfe bei Hausaufgaben, Schulabschluss und Start ins Berufsleben, Gruppenstunden, Beratung für Jugendliche sowie ihre Familien und Vermittlung weitergehender Hilfen jeder Art.
Seit 1989 steht das Holzhaus am Rande der Siedlung Aldenhofstraße und ist für viele Kinder und Jugendliche zur zweiten Heimat geworden. Pädagogen halten auch Kontakt zu Lehrern und Eltern und vermitteln bei Konflikten mit ihnen oder untereinander. Außerdem werden lernschwache Schüler intensiv gefördert.