Gelsenkirchen. . Eine Umfrage in der Gelsenkirchener Innenstadt zeigt: Die Spitzen-Kandidaten für die anstehende Europawahl sind den Menschen kaum bekannt.

In knapp zwei Wochen geht es wieder an die Wahlurnen: Am 26. Mai wird das neue Europa-Parlament gewählt. Doch trotz zahlreicher Plakate in der Stadt mit den Bildern der Spitzenkandidaten – wirklich eingeprägt haben sich die Gesichter bei den Gelsenkirchenern noch nicht.

Am Donnerstag machte diese Redaktion den Test in der Bahnhofstraße. Zehn Fotos von Politikern und Nicht-Politikern wurden den Passanten vorgelegt. Die Ergebnisse? In Schulnoten ausgedrückt wohl bestenfalls „mangelhaft“.

Die Optik als Hinwies auf die Parteizugehörigkeit

Katarina Barley, die Spitzenkandidatin der SPD und derzeitige Bundesjustizministerin, erkannten immerhin noch die meisten. Und wenn es nur „Ach, das ist doch die von der SPD...“ hieß. Doch schon bei ihrem Pendant von der Union, Manfred Weber, standen bei unseren Befragten vermehrt die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. „Oh Gott, ist das alles peinlich“, fasste Fabian F. sein Abschneiden selbst zusammen. Er probierte schließlich, durch optische Eindrücke zumindest auf die Partei zu kommen – eine Strategie, die einigermaßen funktioniert. „Die sieht aus wie eine von den Grünen“, so sein Kommentar zur Spitzenkandidatin Ska Keller.

Programm statt Porträts

Auch die Europa-Politiker aus dem Ruhrgebiet haben bei den Gelsenkirchenern scheinbar noch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Egal ob Dennis Radtke (CDU), Kirsten Eink (SPD) oder Terry Reintke (Grüne) – zumeist herrschte peinlich berührtes Rätselraten. „Ich habe sogar schon gewählt. Aber für mich geht es da mehr nach Programm und weniger nach Gesicht“, erklärte Katrin Borowiak. Ihre Freundin Victoria Werner ergänzte: „Bei anderen Wahlen stehen die Politiker selbst gefühlt schon mehr im Mittelpunkt, als bei der Europawahl.“ Dadurch erklärte sich vielleicht auch das schwache Abschneiden.

Teffsicher bei der Reality-Prominenz

Katrin Borowiak (links) und Victoria Werner blätterten durch die Fotos der Spitzenkandidaten. Bei Dennis Radtke (CDU) mussten sie passen.
Katrin Borowiak (links) und Victoria Werner blätterten durch die Fotos der Spitzenkandidaten. Bei Dennis Radtke (CDU) mussten sie passen. © Joachim Kleine-Büning

Bei Prominenten aus anderen Bereichen zeigten sich die Passanten indes treffsicherer, als bei den Politikern. Denn auch Unternehmer und Reality-TV-Star Robert Geiss und Ex-Schalke-Profi Leon Goretzka hatten sich auf die Bilder gemogelt. „Das ist doch der Robeeert!“, lachte ein Teilnehmer, der angesichts seines restlichen Ergebnisses nicht namentlich genannt werden wollte.

Ein Passant als rühmliche Ausnahme

Deutschland hat die meisten Sitze

Die Europawahl findet seit 1979 alle fünf Jahre statt. In diesem Jahr wird in allen EU-Staaten vom 23. bis 26. Mai gewählt, hier am 26. Mai.

Von allen 28 Mitgliedsstaaten entsendet Deutschland die meisten Sitze in das Parlament: 96 an der Zahl. Frankreich (74), Großbritannien und Italien (jeweils 73) folgen dahinter.

Es gab jedoch auch einen klaren Gewinner – der sich davon aber auch nichts kaufen konnte. Pat Kreß erkannte bis auf Kirsten Eink alle Bilder, darunter auch als einziger Teilnehmer überhaupt Nicola Beer (FDP) und Jörg Meuthen (AfD). Der 28-Jährige ist allerdings auch ein Experte, ist er doch selbst in einer Partei aktiv. Immerhin: Auch die Passanten, die eher mäßig abgeschnitten haben, können ja noch zwei Wochen lang üben...