Gelsenkirchen-Bismarck. . Eigentlich sollte das Haus in Gelsenkirchen schon lange abgerissen werden. Nun bleibt die Bismarckstraße wegen der Einsturzgefahr gesperrt.
Der Morgen danach: Die Bismarckstraße ist mit Warnbaken und weißen Sperrzäunen vor dem einsturzgefährdeten Eckhaus Nummer 300 gepflastert. Die Jäger-und die Lenaustraße sind dicht. An Braubauerschaft und Bickernstraße weisen Verkehrszeichen darauf hin, dass man hier in eine Sackgasse fährt. Mindestens vier bis fünf Wochen soll das so bleiben, allein Fußgänger und Fahrradfahrer kommen noch auf einer Straßenseite durch den Engpass.
Die kleine Straße Auf der Hardt ist Ausweichstrecke Richtung Süden. Einseitig wurde hier über weite Strecken ein Halteverbot eingerichtet, damit sich Fahrzeuge zumindest einigermaßein unbehindert begegnen können. Die Vorfahrtsbeziehungen wurden geändert, um den Verkehr zu beschleunigen. Dazu wurde die Fahrradstraße aufgehoben und an der Einmündung Trinenkamp / Auf der Hardt eine abknickende Vorfahrt eingerichtet. Die Signalzeiten der Ampel an der Kreuzung Bismarckstraße / Trinenkamp / Bickenstraße, teilt die Stadt mit, werden noch angepasst, damit der ausfahrende Verkehr aus dem Trinenkamp länger Grün bekommt. Um 10 Uhr früh ist die Lage seelenruhig. Dafür brodelt es an anderer Stelle.
Ein Anwohner ärgert sich mächtig über die Umwege
„Das ist so ein Scheiß, den die hier gemacht haben. Dat Ding steht hier schon seit zehn Jahren so. Ich wohn’ da hinten und komm jetzt nicht mehr raus? Soll ich jedesmal so’n Riesenumweg nehmen?“ Der Mann mit dem Hund im Schlepptau zeigt, dass das eher eine rhetorische Frage ist. Er räumt wild entschlossen eine Absperrung auf der Bismarckstraße weg, drückt sich durch die Lücke und verschwindet mit seinem Vierbeiner. Von der Jägerstraße gibt es seit Montagabend keine Verbindung mehr zur Bismarckstraße. Alles dicht. Zur Sicherheit. Und zum Ärger einiger.
Das Haus Bismarckstraße 300 hat ein Gutachter, eigentlich mit Voruntersuchungen für den Abriss beschäftigt, Montag für einsturzgefährdet erklärt. „Wir wollten jedes Restrisiko ausschließen“, erklärt GGW-Geschäftsführer Harald Förster die Sperrung. 36 Bewohner der direkt angebauten Nachbarhäuser Jägerstraße 1 und Bismarckstraße 302 mussten wie berichtet ihre Wohnungen verlassen, ihre Häuser wurden versiegelt. Sie sind alle untergekommen.Teils bei Angehörigen, teils im Haus Heege, in der Flüchtlingsunterkunft Katernberger Straße und auch in Monteurswohnungen, die die GGW, die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft angemietet hat.
Gebäude bilden mit den Nachbarhäusern eine Einheit
Der GGW gehört das Eckhaus. Als Schrottimmobilie sollte es bereits 2017 abgerissen werden. Doch dann zeichnete sich ab, dass die Giebelwände der Nachbarhäuser mit dem Gebäude eine Einheit bilden. Eine Sanierung des Gebäudes wurde zwischenzeitlich überlegt und verworfen. Der Zustand ist zu schlecht. Zwischendurch schien es möglich, dass für die Schrottimmobilie NRW-Fördermittel fließen könnten. Auch das brachte Zeitverzug.
Im Haus müssen Stützen eingepasst werden
Nun wird die Sache kompliziert, drängt die Zeit: „Das wird wie eine Operation am offenen Herzen“, sagt Stadtsprecher Martin Schulmann. Im Gebäude müssten nun Träger und Stützen eingepasst werden, die die Nachbarhäuser bei einem Abriss stützen können. Sie einzubauen, wird zeitaufwendig und schwierig. Auch deshalb geht man von rund sechs Wochen Sperrzeit aus, bis die Bismarckstraße zumindest wieder einseitig Richtung Norden freigegeben werden kann und die Hausnachbarn wieder in ihre Häuser zurückkehren dürfen. Bis der Verkehr wieder in beide Richtungen fließt, rechnet man bei der GGW, wird es September.
Die Umleitungsstrecke Richtung Norden
In Fahrtrichtung Buer wird der Verkehr aktuell über das Hauptverkehrsstraßennetz der Stadt Gelsenkirchen (Bickernstraße, Reckfeldstraße und Grimbergstraße zur Münsterstraße) umgeleitet. Die derzeitige Umleitung wird laut Verwaltung am Freitag, 5. April, im Laufe des Vormittages angepasst. Die Umleitung erfolgt dann über die Bickernstraße, Eichendorfstraße und Braubauerschaft. In der Eichendorfstraße wird eine Einbahnstraße in Fahrtrichtung Braubauerschaft eingerichtet, hierzu sind Haltverbote erforderlich.
„Die Anwohner werden schriftlich unterrichtet, dass die Fahrzeuge entsprechend umzusetzen sind“, so ein Stadtsprecher. Zur Verbesserung des Verkehrsflusses wird die Ampel Bismarckstraße / Braubauerschaft ausgeschaltet. In der Straße Braubauerschaft wird zudem eine Fußgängerbedarfsanlage aufgestellt. Der Schwerlastverkehr wird weiterhin über die Bickernstraße, Reckfeldstraße und Grimbergstraße zur Münsterstraße umgeleitet.