Gelsenkirchen. . Entrümpelt wurde ein Problemhaus im Mai als Signal für den Kampf von Stadt und Land gegen Schrottimmobilien. Doch noch stehen Fördermittel aus.
- Im Mai wurde eine Schrottimmobilie an der Bismarckstraße medienwirksam entrümpelt und für den Abriss vorbereitet
- Seither hat sich am Zustand nichts geändert. Nun wurde die Abrissgenehmigung erteilt, aber noch fehlen Fördermittel
- Der Kampf gegen Gelsenkirchener Problemhäuser geht derweil weiter. Vier wurden bislang ersteigert
Die Symbolik war eindeutig im Mai, wenige Tage vor der NRW-Landtagswahl 2017: Vor dem Eckhaus Bismarckstraße 300 standen große Container.
Es wurde entrümpelt, Vertreter von Wohnungsbaugesellschaft ggw und Stadterneuerungsgesellschaft SEG, Oberbürgermeister Frank Baranowski und Stadtbaurat Martin Harter packten mit an, trugen Sperrmüll aus der längst freigezogenen und bereits 2015 für unbewohnbar erklärten Immobilie.
Mit Duisburg und Dortmund die Initiative ergriffen
Das Signal: Das Gebäude, Baujahr 1900, wird abgerissen. Es war die erste Schrottimmobilie in Gelsenkirchen, die mit Landesmitteln gekauft und niedergelegt werden sollte. Die Stadt hatte dafür mit – ähnlich durch eine zunehmende Zahl von Problemhäusern gebeutelten – Kommunen wie Duisburg und Dortmund die Initiative ergriffen und das Förderprogramm auf Landesebene mit angeschoben. Für Baranowski ist die Stadterneuerung ein Schwerpunktthema, dem er sich intensiv widmet.
Vier Monate später: Das Haus steht unverändert. Das Umfeld des Eckgebäudes wird immer noch durch Absperrzäune gesichert, der Erker im zweiten Obergeschoss nach wie vor von Stahlträgern gestützt. Der Abriss? Kommt, sagt Helga Sander Geschäftsführerin der SEG. Die beantragte Genehmigung liegt der ggw seit einigen Tagen vor. Was noch fehlt, sind die beantragten Fördermittel. „Eher können wir hier nicht beginnen, das wäre sonst förderschädlich.“
Ex-Staatssekretär Michael von der Mühlen
Mit dem Regierungswechsel in Düsseldorf und dem damit verbundenen Ausscheiden von Staatssekretär Michael von der Mühlen diesen Sommer (der Ministerialbeamte war zuvor von 1994 bis 2014 Stadtbaurat in Gelsenkirchen) ging der kurze Draht ins Düsseldorfer Bauministerium verloren. Auswirkungen auf die Förderkulisse insgesamt, glaubt Sander, werde das dennoch nicht haben. Die Zusagen stünden, „aber wir haben eben noch keinen definitiven Bewilligungsbescheid vom Land. Die formelle Abwicklung zieht sich.“
Bei Zwangsversteigerungen vier Häuser gekauft
5,7 Millionen Euro sollen je zur Hälfte von Bund und Land fließen, fünf Prozent steuert die Stadt selbst aus ihrem Etat bei, um Schrottimmobilien zu kaufen, zu überplanen oder abzureißen und so die Stadterneuerung voranzutreiben.
Insgesamt haben SEG und ggw im Zuge von Zwangsversteigerungen bereits vier Problemhäuser gekauft. Neben dem Gebäude an der Bismarckstraße ein Haus an der Robergstraße (Bismarck), weitere an der Kurt-Schumacher-Straße 110 (Schalke) und der Bochumer Straße 99 (Ückendorf). Dieses Gebäude soll nicht niedergelegt werden. Das Ladenlokal im Erdgeschoss, früher mal ein spanisches Restaurant, hat Sander mit Unterstützung des lokalen Berufsbildungsträgers Gafög für eine Zwischennutzung herrichten lassen.
Dort wird es Mittwoch den ersten lokalen, auf Stadtebene organisierten „Marktplatz der guten Geschäfte“ geben. Für Sander ist er ein weiterer Baustein für die Stadterneuerung.
>>> INFO: Marktplatz der guten Geschäfte in Ückendorf
Lokale Unternehmen und gemeinnützige Organisationen aus Ückendorf treffen beim Marktplatz der guten Geschäfte aufeinander und verhandeln verbindlich auf Augenhöhe. Beide Seiten bringen Know-How, Sachleistungen, Hilfsmittel und Manpower zur Realisierung gemeinsamer Projekte ein. Nur Geld ist tabu!
Das ist der Plan für die Kontaktbörse, die am Mittwoch, 13. September, um 18.30 Uhr im Gebäude Bochumer Straße 99 beginnt. Den Startschuss geben OB Frank Baranowski und Moderator Frank Bürgin. Dann haben alle Teilnehmer eine Stunde Zeit, Engagement-Vereinbarungen für gute Geschäfte auszuhandeln.