Gelsenkirchen. . In der Nacht zum Sonntag heißt es wieder: Zeitumstellung. Doch die soll bald auch in Gelsenkirchen Geschichte sein. Was dann kommt? Eine Debatte.

Sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr, dreimal täglich melken, das erste mal jeweils ab 4.30 Uhr in aller Herrgottsfrühe. Für Landwirt Klaus Drießen und seine 400 Rindviecher ist das Alltag. Am Wochenende erwartet den Hofchef in Resse etwas Zusatzarbeit. Zeitumstellung! Das bedeutet am Zeiger drehen – an Traktoren, an den Futterautomaten, den Lichtprogrammen. 40 Uhren werden es auch diesmal wieder sein.

Futterautomaten und Lichtprogramme umstellen

Morgens um 4.30 Uhr wird auf dem Hof von Klaus und Dorothee Drießen das erste Mal gemolken.
Morgens um 4.30 Uhr wird auf dem Hof von Klaus und Dorothee Drießen das erste Mal gemolken. © Michael Korte

Seine Kühe und Kälber, weiß Drießen, werden sich nach ein paar Tagen an den neuen Takt gewöhnt haben. Er selber aber könnte auf das zeitliche Hin und Her verzichten. Sollte es tatsächlich ab 2021 vorbei sein mit der Zeitumstellung in März und Oktober, wäre sein Votum klar. Der Landwirt wäre für dauerhafte Sommerzeit, aus praktischen Gründen.

Im Sommer wäre es morgens länger dunkel, was ihn besser schlafen ließe (zumindest bis 4.30 Uhr...), und abends bleibe es durchweg länger hell, was ihm Ernte- und Feldeinsätze erleichtern würde. „Arbeit bei Tageslicht“, sagt Driessen, „ist einfach angenehmer“

Friedtjof Unger, Leiter der Grundschule an der Erzbahn, ist privat Fan der Sommerzeit: „Aber für die Schüler wäre es grundsätzlich besser, eine Stunde später anzufangen. Auch jetzt schon. Sie sind morgens oft noch sehr müde. Umsetzen können wir das aber nicht, weil das mit dem Betreuungsbedarf der Eltern kollidiert. Und die Stunde Betreuung vor dem Unterricht aufzufangen, das ist angesichts des Lehrermangels personell gar nicht möglich.“

Helligkeitsargument ist kein grundsätzliches Problem

Bislang, sagt Wilhelm Derichs, Schulleiter des Schalker Gymnasiums, sei „diese Problematik im Kreis der Schulleitungen noch nicht wirklich diskutiert worden“. Auch mit beispielsweise dauerhafter Sommerzeit „gibt es ja keinen früheren Start – der Unterricht beginnt immer um 7.45 Uhr“. Auch das Dunkel- oder Helligkeitsargument ist hier für Derichs „kein grundsätzliches Problem. Im Winter kommen die Kinder sowieso im Dunkeln zur Schule“. Durch die dauerhafte Umstellung auf die Sommerzeit würde sich jedoch „die Quantität hinsichtlich der Anzahl der dunkeln Tage erhöhen“.

Der Biorhythmus gerät durcheinander

Persönlich findet Christian Donath, Leiter der Kindertagesstätte Eschweilerstraße in Buer, die Zeitumstellung „immer nervig“. Einige Kinder, stellt er fest, gerieten danach etwas aus dem Gleichgewicht. „Der Biorhythmus gerät durcheinander.“ Wenn man davon ausgehe, sei eine „einheitliche Zeit vielleicht wirklich besser“. Aber welche? „Man findet ja für alles ein Für und Wider“, ist Donath unschlüssig und gleichzeitig überzeugt: „Man gewöhnt sich daran. Auch, wenn es im Winter später heller wird.“

>>> Die Zeitfrage: Was wollen Sie?

Petra Schmidt.
Petra Schmidt. © Jörg Schimmel

„Mir ist die reguläre Zeit, also die Winterzeit am liebsten. Menschen und Tiere leben mit der Natur, dementsprechend sollte die natürliche Zeit dauerhaft gelten. Als Frühaufsteherin habe ich mit der Umstellung zwar kein Problem, aber ich begrüße die Abschaffung.“ Petra Schmidt

Martin Vogelberg.
Martin Vogelberg. © Jörg Schimmel

„Ich bin für die Zeitumstellung. Ich kann nicht verstehen, dass viele eine einheitliche Regelung haben wollen. Die Regel finde ich nicht wirklich durchdacht und die dauernden Reformen nerven mich. Wenn ich mich entscheiden müsste, wäre mir die Sommerzeit lieber.“ Martin Vogelberg

Gernot Hornung.
Gernot Hornung. © Jörg Schimmel

„Dass die Zeitumstellung abgeschafft wird, finde ich gut. Die Diskussion, welche Zeit dauerhaft gelten sollte, verstehe ich nicht. Die Winterzeit ist die richtige Zeit. Wenn ich im Sommer länger im Garten sitzen möchte, mache ich eben eine Lampe an.“ Gernot Hornung

Nathalie Steinhagen.
Nathalie Steinhagen. © Jörg Schimmel

„Ich habe mit der Zeitumstellung zwar nicht zu kämpfen, aber finde es gut, sie abzuschaffen. Allerdings bin ich auf jeden Fall für die Sommerzeit. Ich finde es gut, wenn es draußen länger hell ist und auch aus Sicherheitsgründen ist das für Frauen ein Vorteil.“ Nathalie Steinhagen