Gelsenkirchen. Bei der Gründung vor 140 Jahren war das „Schalker“ noch „Höhere Bürgerschule“ – nun ist es ein integrativer, multikultureller Ort des Lernens.

Vor 140 Jahren hieß sie noch „Höhere Bürgerschule“ und stand an der Kaiserstraße, der heutigen Kurt-Schumacher-Straße. Munter wurde bei Ungehorsam der Rohrstock gezückt, selbstverständlich zum Unterrichtsbeginn die Nationalhymne gesungen. Vorbei die Zeiten, zum Glück.

Heute heißt das Bildungsinstitut Schalker Gymnasium, führt (die Ausnahme) in 13 Jahren zum Abitur und befindet sich auf der Liboriusstraße. 600 Schüler besuchen diese weiterführende Schule, mehr Mädchen als Jungen. Es ist eine Inklusionsschule, heißt: Es werden auch seh- und hörbehinderte Schüler unterrichtet. Und solche mit „emotionalem und sozialem Förderbedarf“, wie es im politisch korrekten Beamtendeutsch heißt. Davon gibt es hier derzeit vier – „und die mischen die Klassen mitunter ganz schön auf“, sagt Schulleiter Wilhelm Derichs.

Ein hervorragendes Miteinander

Er wünscht sich mehr Unterstützung vom Land, denn Inklusion bedeute auch einen Mehrbedarf an Personal. „Wir kriegen’s schon halbwegs vernünftig hin“, sagt der 58jährige Lehrer für Mathematik und ev. Religionslehre. „Aber es könnte besser sein!“

Kaum besser sein könnte das Miteinander von deutschen Schülern und Schülern mit Migrationshintergrund. Die vielen Frauen in langen Mänteln und Kopftüchern an diesem Samstagvormittag, die auch viele selbstgemachte Leckereien mitgebracht haben, deuten darauf hin: Knapp 50 Prozent der Schüler haben einen Migrationshintergrund – und einen deutschen Pass. Kinder und Jugendliche aus 20 Nationalitäten besuchen hier das Gymnasium. Kopftücher sind erlaubt, in den Klassenzimmern hängen keine Kreuze.

Abkapselung und Cliquenbildung gebe es aber nicht. Derichs legt Wert auf die Verwendung der deutschen Sprache, auch auf dem Pausenhof. Doch durchsetzen müsse er diese Maxime nicht. „Es ist ein tolles Miteinander“, sagt er und erhält Unterstützung von Tom Wierzoch, einem ehemaligen Schüler, der meint: „Cliquenbildung von Migrantenkindern habe ich nie erlebt. Es ist eine unglaubliche Gemeinschaft.“

Festerlös für den Stadtteil

Rund 1300 Besucher nahmen teil an diesem Festtag – ehemalige und aktuelle Schüler, Lehrer, Eltern und Freunde des Schalker Gymnasiums. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Würsten, Kuchen und belegten Broten soll der Kinder- und Jugendarbeit im Stadtteil zugute kommen.