Gelsenkirchen-Erle. . Firmen schickten Mitarbeiter ab 12 Uhr in die lange Mittagspause oder gleich heim. Nah der Emscher lag der Blindgänger in sechs Metern Tiefe.

Das ging zügig: Um 12 Uhr wurde das Sperrgebiet geräumt, mussten Bewohner und Angestellte von mehreren Betrieben ihren Schreibtisch oder die Werkbank verlassen. Anderthalb Stunden später war der Spuk längs der Emscherstraße bereits wieder vorbei, war ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft.

Im Gewerbegebiet nah der Willy-Brandt-Allee in Erle war der Sprengkörper Dienstag freigelegt worden. Die 500 Kilogramm schwere amerikanische Fliegerbombe lag sechs Meter tief im Erdreich. Rund 30 Meter vom Pumpwerk an der Emscher entfernt, musste der Fundort mit einem Verbau gegen eindringendes Grundwasser abgedichtet werden, damit die Kampfmittelexperten arbeiten konnten. Bei Bauarbeiten der Emschergenossenschaft hatten sich Verdachtsmomente für den Bombenfund ergeben – die sich schließlich Dienstag bestätigten.

Wirtschaftsdelegation aus Indien bei Loxx

Im 500 Meter-Umkreis um den Fundort wurden Straßen und Zuwege nördlich und südliche des Rhein-Herne-Kanals abgesperrt – mit Folgen für den Frachtverkehr auf dem Wasser und zu Land. Die Berufsschifffahrt musste eine Zwangspause an den Schleusen einlegen. Beim Logistiker Loxx musste man Lkw-Fahrern aus Spanien, Italien oder auch Russland klar machen, dass sie bitteschön ihre Lastzüge abstellen und das Firmengelände sicherheitshalber zu verlassen haben. „Wir hatten zudem gerade eine 15-köpfige Wirtschaftsdelegation aus Indien im Haus“, sagt Loxx-Geschäftsführer Alexander Brockt, „Den Besuchern mussten wir erst einmal erklären, was es mit so einem Bombenfund auf sich hat“.

Stölting Group ist gleich mit zwei Standorten betroffen

Die Bürobelegschaft schickte die Geschäftsführung in eine längere Mittagspause. „Die Kommunikationskette hat gut funktioniert. Es ist gut, wenn man Evakuierungsübungen relativ häufig durchspielt, und das machen wir regelmäßig“, freute sich Brockt. Um 13.41 Uhr meldete sich Loxx via Mail dann bei allen Kunden zurück: „Wir sind wieder für Sie da!“

Masterflex beginnt Betrieb wieder mit der Spätschicht

Beim Schlauchspezialisten Masterflex beendete der kaufmännische Bereich die Arbeit mittags. Die Produktion wurde mit der Spätschicht wieder aufgenommen. Mit den Standorten in Erle und Graf Bismarck war die Stölting Service Group gleich doppelt betroffen – und Chef Hans Mosbacher wenig beglückt. Beide Gebäude mussten geräumt werden. „Das kostet uns ein Schweinegeld. Ich frag mich, warum man mit der Entschärfung nicht bis zum Wochenende warten konnte. Die Bombe hat schließlich über 70 Jahre dort gelegen. Da kommt es auf die paar Tage doch nicht an.“

Rund 400 Anwohner müssen die Häuser verlassen

© Olaf Ziegler

Rund 400 Anwohner mussten ihre Häuser verlassen, Als Ausweichquartier wurde ihnen die nahe Realschulaula angeboten, wovon allerdings nur wenige Gebrauch machten. Nur aus einem Haus mussten Bewohner mit Nachdruck zum Gehen aufgefordert werden. Ansonsten lief der Tag rund, stellt man beim städtischen Referat Sicherheit und Ordnung fest. Bombenentschärfungen abzuwickeln, ist dort beinahe schon Routine.

>>>Informationen per Lautsprecher und App

Mit Lautsprecherdurchsagen der Polizei wurden Awohner in Erle auf die Bombenentschärfung aufmerksam gemacht. Über die App Nina wurde im Anschluss Entwarnung gegeben.

Geräumt werden musste auch eine Demenzwohngruppe in einem Seniorenheim der APD. Die Einrichtung wurde am Abend zuvor über die Lage informiert.