Gelsenkirchen.. Beim Logistiker in Erle werden Waren und Lieferungen für 37 Länder bewegt. Bei Auszubildenden setzt man daher gerne auf Vielsprachigkeit.
Morgens hat Alexander Vogt bei Loxx noch eine Spargelsortiermaschine mit auf den Speditionsweg gebracht. Das Ziel: Die Gemüseanbauregion im Süden Spaniens. Mittags dann hat sich der 21-Jährige so langsam ans Kofferpacken gemacht. Heute geht er auf die Reise. Richtung China. Der Auszubildende ist als Austausschüler für zehn Tage im Reich der Mitte unterwegs.
Grenzübergreifendes Räderwerk
Peking steht zunächst auf dem Besuchsprogramm, dann eine Küstenstadt, in der von den Chinesen derzeit der weltgrößte Überseehafen realisiert wird. Sozusagen das Eldorado für einen angehenden Kaufmann für Speditions- und Logistikdienstleistung. Besonderes Bonbon: Sein Arbeitgeber unterstützt den Auszubildenden finanziell beim Ferntrip.
Die Loxx Unternehmensgruppe mit gut 500 Mitarbeitern versteht sich als „Dienstleister für Spediteure“ und hat ihren Sitz an der Emscherstraße. Erle ist der Dreh- und Angelpunkt für den internationalen Umschlag von Direktladungen und Stückgut. 37 Länder von Belgien über Frankreich, Italien und Polen bis Iran, Kasachstan oder Russland werden von hier aus angefahren, seit 2015 steht sogar China beim Logistiker auf dem Tourenplan. Und Alexander Vogt ist einer von den Loxx-Azubis, die lernen, wie sie dieses grenzübergreifende Räderwerk in Gang halten, wie sie Fracht disponieren und verschicken, Zollformalitäten abwickeln, Touraufträge vergeben, Kosten berechnen und – von der Stückgutkiste bis zum kompletten Lastzug – Ladungen planen.
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„Kaufmännisch bilden wir aktuell 25 junge Leute aus, gewerblich-technisch sind es zwölf“, sagt Sylvia Pflüger, die Loxx-Personalleiterin. Die 14 Plätze für 2016 sind schon besetzt. Die Suche geht weiter. „Mindestens mittlere Reife“, gern auch Fachabitur oder Abitur sollten die angehenden Kaufleute mitbringen, im Lager ist der Hauptschulabschluss Einstiegsvoraussetzung. Hunderte Bewerbungen hat Pflüger mit der Zeit gesichtet. „Ich höre ständig vom sinkenden Niveau der Bewerber“, sagt sie. „Für Loxx kann ich das gar nicht unterschreiben.“
Vogt, der junge Essener, hat gezielt nach einer kaufmännischen Ausbildung gesucht, bevorzugt in der Speditionsbranche. „Nach 20, 30 Bewerbungen“ hat er die Zusage bei Loxx bekommen und ist froh, „dass mein Plan A geklappt hat. Auch wenn der erste Tag in der Ausbildung vor gut einem Jahr hätte durchaus abschrecken können. Um drei Uhr nachts ging’s los in der Abteilung Nahverkehr. Der Warenfluss kennt keine Pause...
Vom Nebenjob zur Ausbildung
Patryk Goc hat bei Loxx im Lager gejobbt, auf 450-Euro-Basis. „Nach einem halben Jahr wurde ich angesprochen, ob ich nicht eine Lehre machen wolle. Goc, die Fachoberschulreife in der Tasche, wollte. „Ich habe mich beworben. Gott sei Dank hat es geklappt,“ Fachkraft für Lagerlogistik will der 23-Jährige werden. Seine Schulnoten sind gut, die Ausbildung kann er verkürzt abschließen. In den Hallen ist er im Schichtbetrieb dabei, wenn der Warenumschlag abgewickelt wird. An über 90 Verladetoren docken die Lastzüge an, auf gut 10.000 Quadratmetern Hallenfläche wird die Fracht umgeschlagen, gelagert, kommissioniert. Goc hat dafür gleich im ersten Ausbildungsjahr den Staplerschein gemacht. Der junge Erler hat polnische Wurzeln, spricht die Sprache. Ein Vorteil im Speditionsalltag. „Eigentlich haben wir hier jeden Tag Fahrer aus Polen“, sagt Goc – mit anderen Fahrern aus Osteuropa lauf die Verständigung schon mal mit „Händenudn Füßen. Aber es geht.“
Vielsprachigkeit sieht man bei Loxx als strategischen Vorteil fürs internationale Geschäft. Rund 20 verschiedene Muttersprachen beherrscht die Belegschaft. Sylvia Pflüger sucht Kandidaten auch gezielt danach aus. 2016, sagt sie, „kommen ein Pole, ein Russe und ein Portugiese dazu.“
Berufe auf Augenhöhe bekannt machen
„Bosse als Lehrer“ war gestern. Bei der IHK hat man zusätzlich den Ausbildungsbotschafter kreiert, um jungen Leuten Berufsperspektiven zu vermitteln. Bei Loxx haben in diesem Jahr alle Azubis so zum Unternehmen gefunden. „Ich glaube, wir machen da einen guten Job“, sagt Personalleiterin Sylvia Pflüger. Angesprochen fühlen darf sich Anil Ketboga, 26, und bei Loxx im dritten Ausbildungsjahr als Speditionskaufmann. Er gehört zu denen, die durch die Klassen touren, in ihrer Präsentation von Ausbildung und Betrieb berichten. „Das Vertrauen ist halt schneller da“, stellt Ketboga fest, der an seinem künftigen Job „vor allem das Planen und Organisieren“ schätzt. Die Botschafter, sagt Alexandra Bernhardt-Kroke von der IHK Nord Westfalen, „sind seit einem Jahr unterwegs und sehr erfolgreich. Ich denke, das ist ein guter Weg, um Berufe auf Augenhöhe bekannt zu machen.“