Gelsenkirchen. . Das ausgesprochene Waffenverbot liefert der Bundespolizei die Basis für Personenkontrollen. Fündig werden die Kräfte in Gelsenkirchen kaum.
Die Bundespolizei hat nach zunehmenden gewalttätigen Übergriffen von jungen Männern am Wochenende ein Waffenverbot am Gelsenkirchener Hauptbahnhof verhängt - auch an den Drehkreuzen Dortmund, Essen und Mülheim an der Ruhr. Die Ausbeute fiel insgesamt nicht spektakulär aus: Messer, Elektroschocker und Drogen zeugen aber davon, dass die massiveren Kontrollen ihre Berechtigung haben. Und dass sich Beamte sowie ihre Klientel ständig belauern.
Keine halbe Stunde hat es am Freitag gedauert, da wurde die Bundespolizei am Hauptbahnhof Gelsenkirchen fündig. Die Beamten stellten gegen 18.30 Uhr bei einem wegen Körperverletzung einschlägig bekannten Mitglied einer Gelsenkirchener Großfamilie ein Schweizer Taschenmesser sicher. „Ein Erbstück von meinem verstorbenen Nachbarn“, gab der Mann zu Protokoll, dessen sichtbare Verärgerung über die Kontrolle erst nach einer eindringlichen Ansprache nachzulassen schien. Sein muskelbepackter Begleiter gab nebenher noch stolz ein Radiointerview, in dem er davon berichtete, schon öfters in Handschellen abgeführt worden zu sein, diesmal hätte er sich aber anders entschieden und keinen Widerstand geleistet bei der Kontrolle.
Viele junge Männer unterwegs im Bahnhof
Einer der fünf Beamten, die den Mann mit dem Messer und seinen Kumpel umstellten, war des Arabischen und Türkischen mächtig. So schaffte der Trupp es, beruhigend und Respekt einflößend auf ihn einzuwirken. Später erzählte der 22-jährige Bundesbeamte aus Dortmund, dass er und seine Kollegen sich oft „Rassismusvorwürfen ausgesetzt“ sähen bei solchen Kontrollen. Und dass ihre Gegenüber gern versuchten, die „Best Buddy“-Karte auszuspielen. Motto: „Du bist einer von uns, also lass doch gut sein.“ Was die Gesetzeshüter natürlich nicht tun.
Ein kleines Taschenmesser dabei
In Dortmund stießen die Bundespolizisten bei den Kontrollen auf zwei Messer, einen Schraubendreher sowie auf Drogen. Getarnt als Taschenlampe war zudem ein Elektroschocker, dessen Stromstöße einen Menschen kurzerhand außer Gefecht setzen können – sie lösen Schmerzen, Lähmungen aus und haben unter Umständen auch tödliche Wirkung – etwa bei langer Anwendung oder bei Herzschwäche.
Auffällig war wie viele junge Männer rund um den Gelsenkirchener Hauptbahnhof unterwegs waren. Während Teenager bereitwillig alle Fragen der Beamten beantworteten, mussten die Bundespolizisten bei älteren Heranwachsenden mit mehr Nachdruck auf sie einwirken.
„Die schicken außerdem gern jüngere vor, um uns zu beobachten“, berichteten die Beamten. Wie an diesem Wochenende. Eine Schar Jungen beispielsweise schlenderte gleich dreimal durch den Bahnhof und an den Beamten vorbei, ebenso einzelne Teenager, eifrig telefonierend und sich umschauend. „Ein ewiges Katz’und Mausspiel“, aus Sicht der Bundespolizisten. Die beklagen übrigens noch ganz andere, erschwerende Umstände: Und zwar ihren begrenzten Wirkungsraum. Der hört an den Türen des Bahnhofes auf respektive endet an den Abgängen U-Bahn. Zielführender hätte manch einer von ihnen gemeinsame Kontrollen mit der hiesigen Polizei vor und im kompletten Bahnhof gefunden. Dort, wo sich viele Gruppen sammeln. „Aber leider existiert diese Ordnungspartnerschaft nicht mehr.“
>>>Die Gesamtbilanz der Bundespolizei
Insgesamt haben Bundespolizisten im Verbotszeitraum an den vier betroffenen Bahnhöfen 513 Personen überprüft. Dabei wurden fünf Messer und ein Elektroschocker sichergestellt.
Im weiteren Verlaufe der Einsatzmaßnahmen wurden insgesamt folgende Delikte zur Anzeige gebracht beziehungsweise erfasst: Elf Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, ein unerlaubter Aufenthalt, acht Ingewahrsamnahmen und 26 Platzverweise
Wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen wurde ein 21-jähriger deutscher Staatsangehöriger lautr Bundespolizei angezeigt. Er störte die polizeilichen Maßnahmen, indem er entsprechende Parolen rief.
Nach Ende der Schwerpunktkontrollen am Sonntag zeigte sich die Bundespolizei mit dem Verlauf der Kontrollen zufrieden. Das Ergebnis wese darauf hin, „dass sich die Reisenden an die Verbotsverfügung gehalten haben“.