Gelsenkirchen. Nach der Schlägerei zwischen Libanesen und Flüchtlingen am Gelsenkirchener Hauptbahnhof am Freitag sind die Hintergründe unklar. Die Polizei ermittelt.

Die Hintergründe der Schlägerei zwischen Libanesen und Flüchtlingen am Gelsenkirchener Hauptbahnhof sind auch drei Tage später nicht klar. „Wir haben noch keine neuen Erkenntnisse gewonnen“, sagte Torsten Sziesze, Sprecher der Polizei am Sonntag. „Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.“ Gruppen libanesischer Großfamilien sind demnach Freitag mehrfach „im Bahnhof als auch im Nord- und Südbereich“ auf Flüchtlinge losgegangen. Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an.

Wer am Freitagabend am Hauptbahnhof unterwegs war, dürfte ob des Polizeiaufgebots beunruhigt gewesen sein: Am Nachmittag kam es rund um den Bahnhof wiederholt zu Rangeleien und Schlägereien. Auf der einen Seite: Libanesen. Auf der anderen: Flüchtlinge. Ersten Angaben zufolge ging die Aggression und Gewalt von den Libanesen aus. Details sind bei der Polizei in Gelsenkirchen nicht zu erfahren. Nach Angaben von Sprecherin Katrin Schute stellte sich die Einsatzlage am Nachmittag ab etwa 15.30 Uhr wie folgt dar: „Unterschiedlich große Gruppen von Mitgliedern libanesischer Großfamilien haben gezielt Flüchtlinge angepöbelt, beleidigt und angegriffen.“ Die Polizei rückte an, schritt ein, löste die Situation „durch konsequentes Einschreiten“ auf.

Ermittlungskommission eingerichtet

„Die Polizei überprüfte zahlreiche Personen, stellte die Personalien fest und leitete Strafverfahren ein“, heißt es weiter im Polizeibericht, der am Samstag veröffentlicht wurde. Später kam es jedoch wieder zu erneuten Prügeleien, der Ablauf wiederholte sich. Es habe Verletzte gegeben – einer von ihnen musste stationär in ein Krankenhaus – und diverse Strafanzeigen.

Bis zum Abend habe es „etliche Einsatzanlässe“ gegeben, berichtet Schute. Wie viele genau, kann sie nicht sagen. Auch eine konkrete Zahl, mit wie vielen Einsatzkräften die Polizei vor Ort war, ist auf Nachfrage nicht zu erfahren. Zum erneuten Großeinsatz kam es schließlich am Abend gegen 20 Uhr. Eine etwa 40-köpfige Gruppe habe versucht, die Kontrolle zweier aggressiver Männer durch die Bundespolizei im Hauptbahnhof „massiv zu stören“. Die Beamten hätten Kollegen zur Unterstützung zusammengezogen und die Gruppe aufgelöst. Zwei der Beteiligten seien von der Polizei in Gewahrsam genommen worden, berichtet die Sprecherin weiter. Ob es sich dabei um Mitglieder der Libanesenclans oder Flüchtlinge handelte, bleibt offen. Ebenso, ob es etwa eine Vorgeschichte zu den Auseinandersetzungen gegeben hat.

Nach dem Großeinsatz ist die Polizei bemüht, eine klare Ansage in Richtung der Gewalttäter zu richten: „Wir werden“, sagt Katrin Schute, „so etwas auf gar keinen Fall tolerieren und weiter konsequent einschreiten.“ Die Polizei hat eine Ermittlungskommission eingerichtet.