Gelsenkirchen. Bundespolizei erhöht Druck auf gewaltbereite Männer und Heranwachsende. Beamte stellen 2018 weit über 200 Waffen sicher, der Großteil Messer.

Die stärkere Präsenz der Bundespolizei an Bahnhöfen durch mobile Kontroll- und Überwachungseinheiten (MKÜ) war der erste Schritt, um die auffällige Gewalteskalation an den Bahnhöfen einzudämmen. Jetzt folgt der zweite: Die zuständige Bundespolizeidirektion Sankt Augustin hat ein Verbot zum Mitführen von Schusswaffen, Schreckschusswaffen, Hieb- und Stichwaffen sowie Messern aller Art unter Androhung eines Zwangsgeldes erlassen.

Verschiedene eingezogene Einhandmesser.
Verschiedene eingezogene Einhandmesser. © Bundespolizei Dortmund

Die Verfügung gilt zunächst im Zeitraum vom kommenden Freitag 22. März, 18 Uhr, bis zum Samstag, 23. März, 6 Uhr sowie am gleichen Tag von 18 Uhr bis Sonntag, 24. März, 6 Uhr. Eine Ausdehnung ist jederzeit möglich. Das Verbot gilt sowohl für den Gelsenkirchener Hauptbahnhof sowie für Dortmund, Essen und Mülheim (Ruhr). Ausgenommen ist der U-Bahn/Stadtbahn-Bereich.

Großplakate machen auf Verbot aufmerksam

„Wir wollen damit die Leute in den Griff bekommen, die uns Probleme machen“, sagen die beiden Sprecher der Bundespolizei Volker Stall und Achim Berkenkötter, als sie am vergangenen Freitag großformatige Plakate rund um den Gelsenkirchener Hauptbahnhof aufhängen, auf denen das Verbot nachzulesen ist. Parallel dazu macht die Bundespolizei die Sanktionen auch über die sozialen Medien öffentlich.

Problemgruppen sind für die Beamten Jugendliche und junge Heranwachsende, Clubgänger und Partyvolk, bei denen die Hemmschwellen auch durch den Konsum von Alkohol und Drogen auf ein gefährlich niedriges Niveau sinkt. Befindet sich dann auch noch eine Waffe in der Tasche, so wird aus einer verhältnismäßig harmlosen Pöbelei schlagartig eine lebensgefährliche Messerstecherei. Erst vor ein paar Tagen, so Stall und Berkenkötter, sei ein junger Mann beinahe „abgestochen“ worden, „zum Glück war ein Bundespolizist zugleich ausgebildeter Rettungssanitäter, sonst wäre der Mann tot.“

23-Jähriger drohte mit dem Springmesser

Der letzte Fall ähnlicher Natur ereignete sich in Gelsenkirchen am 9. Februar, als ein 23-Jähriger gegen 21 Uhr einen Jüngeren (17) mit einem Springmesser bedrohte.

Mit diesem Beil würde man üblicherweise Kotelettes hacken.
Mit diesem Beil würde man üblicherweise Kotelettes hacken. © Bundespolizei

Zwar hat das Horst Seehofer (CSU) unterstellte Bundesinnenministerium die Kriminalstatistik der Bundespolizei schon veröffentlicht, die Fallzahlen für Gelsenkirchen sind aber noch nicht offiziell freigegeben.

18.500 Straftaten in 2017

Nichtsdestotrotz zeichnet die zuständige Bundespolizei Dortmund für ihr Revier ein Bild, das Anlass zu Sorge gibt und das massivere Auftreten der Beamten vor Ort begründet. „18.500 Straftaten hat es 2017 in unserem Zuständigkeitsbereich gegeben. Und allein 2018 hat es weit über 200 Feststellungen mit Waffen gegeben“, sagen Berkenkötter und Stall.

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Der Großteil der entdeckten Waffen seien Messer gewesen. Das Spektrum reichte dabei vom Springmesser bis zur Machete. Wobei man fairerweise sagen muss, dass unter der Vielzahl an Straftaten auch solche wie Ladendiebstähle und Drogendelikte zu finden sind.

Schnell mit einem Griff zur Hand und lebensgefährlich sind solche Einhandmesser.
Schnell mit einem Griff zur Hand und lebensgefährlich sind solche Einhandmesser. © Bundespolizei Dortmund

Was Waffen wie Messer so gefährlich macht, ist dies: „Auf freier Fläche“, so Achim Berkenkötter, „kann man noch fliehen. Aber in Zug, Bus und Bahn oder in Tunneln und Gängen der Bahnhöfe nicht mehr. Das ist kaum Platz zur Flucht.“ Da läuft man einem Angreifer sprichwörtlich ins offene Messer.