Gelsenkirchen. . Wer lernt in Gelsenkirchen Niederländisch? Und warum? Die WAZ Gelsenkirchen hat sich an der VHS umgehört – und kurzweiligen Unterricht erlebt.

Am 10. November 1919 startete das allererste Volkshochschulsemester in Gelsenkirchen mit 1116 Hörern. Fast 100 Jahre sind seither vergangen, doch die VHS als Ort für lebenslanges Lernen, politische Bildung und Wissen hat nichts von ihrer Popularität eingebüßt.

Kursteilnehmer Achim Fengler schlägt schnell noch einmal ein paar niederländische Vokabeln nach.
Kursteilnehmer Achim Fengler schlägt schnell noch einmal ein paar niederländische Vokabeln nach. © Anne Bolsmann

Besonders beliebt sind die Fremdsprachenkurse, in denen man unter anderem „Business Englisch“ oder „Italienisch für den Urlaub“ lernen kann. Neben Spanisch und Französisch hat die Gelsenkirchener VHS hier auch ausgefallenere „Urlaubssprachen“ wie Schwedisch und Kroatisch im Programm. „Insgesamt bieten wir 11 verschiedene Fremdsprachen hier vor Ort an“, erklärt Silke Sommerfeld, von der VHS. Im Verbund mit anderen Volkshochschulen in der Nachbarschaft sind es sogar deutlich mehr.

Nischensprachen im Programm

„Besonders beliebt sind natürlich die Englisch-Kurse, aber auch Spanisch ist stark nachgefragt“, sagt Wolfgang Rüdel, der den Programmbereich „Fremdsprachen“ leitet. Mit „Nischensprachen“ möchte man aber auch Sprachbegeisterte jenseits des „Mainstreams“ ansprechen.

„Niederländisch mit Muße“ etwa heißt ein Kurs, der jeweils donnerstags vormittags im Linden-Karree in Buer stattfindet. Anderthalb Stunden lang treffen sich hier zehn Teilnehmer, um miteinander Vokabeln zu pauken, in „Nederlandse taal“ zu klönen oder auch zu spielen. In dieser Woche hat Kursleiterin Jennifer Bruns kleine Kärtchen mitgebracht, auf denen die einzelnen Provinzen des Nachbarlandes, Flaggen und Städtenamen abgebildet sind. Nun sollen die Sprachschüler, übrigens altersmäßig

Die Teilnehmer lernen die Sprache hier in der VHS in Gelsenkirchen-Buer in geselliger Runde bei Kaffee und Nussecken.
Die Teilnehmer lernen die Sprache hier in der VHS in Gelsenkirchen-Buer in geselliger Runde bei Kaffee und Nussecken. © Anne Bolsmann

allesamt „höhere Semester“, die Kärtchen einander zuordnen.

Teilnehmer sind schon lange dabei

Bei Kaffee und Nussecken wird hier schnell Kärtchen für Kärtchen verschoben. „Zwolle ist doch hier, in der Nähe des IJsselmeeres, da fahren wir immer durch“, betont Susanne Behling (69), die schon dabei ist, seit der Kurs 2011 – seinerzeit noch neben der Schauburg – an den Start ging. Schnell wechselt sie dann von der deutschen in die niederländische Sprache, und manchmal auch wieder zurück. „Ich halte mich regelmäßig in Holland auf und finde es unhöflich, wenn man die Sprache nicht spricht“, erklärt sie. Bärbel Walter, die erst kürzlich zu diesem Kurs stieß, stimmt ihr zu: „Viele Niederländer sprechen gut Deutsch. Aber man möchte ihnen ja auch einmal sprachlich entgegenkommen. Und dieser Kurs macht auch einfach Spaß“, sagt sie lachend.

Initiative „Sprachen öffnen Türen“

Chinesisch, Dänisch und Griechisch sind wundervolle Sprachen – doch wer sie lernen möchte, findet vor Ort oft nicht viele Mitstreiter. „Für zwei oder drei Teilnehmer lohnt sich kein eigener Kurs“, sagt Detlef Eschmann, der bei der VHS Gelsenkirchen lange Zeit den Fachbereich Fremdsprachen leitete und inzwischen im Ruhestand ist.

Der Gelsenkirchener Detlef Eschmann brachte die Vernetzung der verschiedenen VHS-Standorte 2001 mit in Gang.
Der Gelsenkirchener Detlef Eschmann brachte die Vernetzung der verschiedenen VHS-Standorte 2001 mit in Gang. © Olaf Ziegler

„Zudem ist es oft gar nicht so leicht, geeignete Lehrkräfte zu finden. Denn nicht jeder, der eine Sprache als Muttersprache spricht, kann sie auch Lernanfängern vermitteln“, so Eschmann. Die Volkshochschulen in der Emscher-Lippe-Region zwischen Dorsten und Waltrop haben aus der Not eine Tugend gemacht – und sich miteinander vernetzt. „So können wir an verschiedenen Standorten verschiedene Sprachen anbieten“, sagt Eschmann begeistert. Das Vernetzungsprojekt startete vor 18 Jahren. „2001 war das Europäische Jahr der Sprachen, da haben wir uns einen Ruck gegeben“, erzählt Detlef Eschmann, der die Initiative „Sprachen öffnen Türen“ seither mit koordiniert und die Broschüre dafür erstellt.

„Anfangs war es gar nicht so einfach, die Kurse der verschiedenen VHS-Standorte einzuordnen, da die Beschreibungen oft sehr unterschiedlich waren“, erinnert er sich. „Wir waren damals die ersten in NRW, die den Europäischen Referenzrahmen mit den verschiedenen Kenntnisstufen von A1 bis C2 angewendet haben. Das vereinfacht die Kurssuche“, blickt er zurück. Immerhin: An 13 VHS-Standorten können jetzt 20 Fremdsprachen angeboten werden – von Thai bis Russisch. Und Plattdeutsch gibt es auch.