Gelsenkirchen. . Gymnasien müssen keine Kinder mehr aufnehmen, die zieldifferent unterrichtet werden müssen. In Gelsenkirchen bleibt das Schalker trotzdem dabei.
Die Inklusion an den Schulen soll künftig anders umgesetzt werden, wenn es nach dem Willen von Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) geht. Statt an allen Schulformen gemeinsames Lernen anbieten zu müssen, ist es Gymnasien künftig freigestellt, ob sie zieldifferent lernende Schüler – also auch solche, die ein anderes Lern- und Abschlussziel anstreben – aufnehmen.
In Gelsenkirchen hatten das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium (AvD) und das Schalker Gymnasium bisher gemeinsames Lernen auch für diese Schülergruppe angeboten. Das AvD steigt nun jedoch aus, bereits im laufenden Schuljahr war kein zieldifferent lernendes Kind neu aufgenommen worden. Das Schalker Gymnasium hingegen bleibt als einziges Gymnasium zunächst im System des gemeinsamen Lernens, nimmt entsprechend Schüler auf.
Grundlage ist die Umsetzung der UN-Konvention
Der Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention sieht ein „integratives Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen” vor. Der Normalfall soll dementsprechend sein, dass Kinder „nicht aufgrund von Behinderung vom unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden”.
Weiter heißt es: Das allgemeine Bildungssystem soll jedem zugänglich sein. Ziel ist der gemeinsame Schulbesuch von behinderten und nicht behinderten Kindern in einer Regelschule als „Normalfall”.
Grundsätzlich hat Schulministerin Yvonne Gebauer – mit Verweis vor allem auf den gravierenden Mangel an Sonderpädagogen – gefordert, das gemeinsame Lernen künftig nur noch auf einige, im Vorfeld festzulegende Schulen zu konzentrieren, um die Lern- und Lehrbedingungen für alle Beteiligten zu verbessern.
Problem Sonderpädagogen
Dies ist entsprechend der Weisung nun auch in Gelsenkirchen auf den Weg gebracht worden. Im Gesamtschulbereich sind allerdings weiterhin alle eingebunden: die Evangelische Gesamtschule, Buer-Mitte, Berger Feld, Ückendorf und Erle ebenso wie die Sekundarschule Hassel. Auch die Hauptschulen Emmastraße und Schwalbenstraße bieten weiterhin gemeinsames Lernen an. Nicht dabei sind die Hauptschulen Grillostraße und am Dahlbusch.
Bei den Realschulen gibt es Angebote zum gemeinsamen Lernen an der Gertrud-Bäumer-, der Lessing- und der Mulvany-Realschule. Lediglich an der Realschule Mühlenstraße ist dies nicht der Fall. Zum Teil scheiterte die Möglichkeit, gemeinsames Lernern anbieten zu können, auch an fehlenden Raumkapazitäten für Differenzierungsräume. Insgesamt lernen in Gelsenkirchen in der Sekundarstufe I derzeit 570 Mädchen und Jungen mit besonderem Förderbedarf an einer Regelschule, an den Grundschulen sind es 230 Kinder.
Schulamtsdirektor: Inklusion ist gemeinsame Aufgabe
Schulamtsdirektor Bernhard Südholt, in Gelsenkirchen unter anderem mit der Umsetzung der Inklusion betraut, bedauert ebenfalls den gravierenden Personalmangel im Bereich von Sonderpädagogen und die dadurch erschwerte Umsetzung des gemeinsamen Lernens. Doch: „Persönlich bin ich der Meinung, dass Inklusion eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und damit eine Aufgabe auch für alle Schulformen. Aber natürlich setzen wir in Gelsenkirchen den vorgegebenen politischen Willen um.“