Gelsenkirchen. . 22.234 registrierter Straftaten in Gelsenkirchen: Damit gab es 2018 den niedrigsten Stand seit 2000. Die Quote liegt dennoch höher als in NRW.
22.234 Straftaten und damit fünf Prozent weniger als im Vorjahr registrierte die Polizei in Gelsenkirchen in 2018. Positiv auch: Zugleich stieg die Aufklärungsquote über alle Fälle von 51,33 auf 53,77 Prozent. Kein Grund, sich zurückzulehnen, aber ein Indiz, dass die Präventionsarbeit, die Konzepte und die Netzwerkarbeit mit vielen Partnern greifen, fasste die Polizeipräsidentin Anne Heselhaus-Schröer die Statistik zur Kriminalitätslage 2018 in Gelsenkirchen zusammen.
Strafanzeigen auch bei Beleidigung
Zugenommen hat die Zahl der registrierten Rauschgiftdelikte (852 gegenüber 789 bei einer gleichzeitig um 7,7 Prozent auf 95,19 Prozent gestiegenen Aufklärungsquote) sowie der Widerstand gegen Polizisten im Einsatz. 170 Widerstandsfälle, 24,1 Prozent mehr als im Vorjahr, verzeichnet hier die Statistik; in 13 Fällen gab es tätliche Angriffe gegen Beamte.
„In all diesen Fällen – auch bei Beleidigungen – stelle ich Strafantrag. Das bin ich den Kollegen schuldig, die das Gewaltmonopol des Staates verteidigen. Die Polizisten haben den Respekt verdient“, betonte die Polizeipräsidentin bei der Vorstellung der jüngsten Zahlen. Der Anstieg der registrierten Rauschgiftdelikte sei eindeutig auf die erhöhte Kontrolltätigkeit und Polizeipräsenz zurückzuführen, gerade auch ihm Rahmen von Ermittlungen gegen Clan-Kriminalität, betonte der neue Leiter der Direktor Kriminalität, Jörg Ziegler. Vor allem Cannabis und Amphetamine sind dabei ein großes Thema.
Den größten Anteil an registrierten Straftaten (43,76 Prozent) machten auch diesmal Diebstahlsdelikte aus, trotz eines leichten Rückgangs bei den absoluten Zahlen (-624). Etwas mehr als jeder vierte Fall konnte aufgeklärt werden (26,3 Prozent). Am stärksten war der Rückgang mit -38,2 Prozent ausgerechnet beim Wohnungseinbruchdiebstahl. Das sei vor allem der engagierten und gelungenen Aufklärungsarbeit der Kollegen aus der Präventionsabteilung, den erarbeiteten Profilingkonzepten und der Aufmerksamkeit von Nachbarn zu verdanken, so Ziegler. Bei der Aufklärungsquote (14,66 Prozent) ist allerdings noch Luft nach oben. Gleiches gilt für die nahezu unveränderte Zahl von Taschendiebstählen: 1400 wurden gemeldet, aufgeklärt lediglich 3,7 Prozent. Tipps zur Vorbeugung wie Mini-Glöckchen am Portmonee gibt es in der Präventionsabteilung gratis. . .
Jedes vierte Opfer unter 21 Jahre
Weniger Sexualstraftaten als im Vorjahr insgesamt, aber mehr aufgedeckte Fälle von Kinderpornografie und sexueller Kindesmissbrauch machen der Polizeiführung ebenso Sorgen wie gefährliche/ schwere Körperverletzung: 321 Fälle wurden in 2018 gemeldet auf öffentlichen Plätzen, insgesamt gab es 900 Fälle von Gewaltkriminalität, bei einer Aufklärungsquote von 68,2 Prozent. Drei von vier Tatverdächtigen in 2018 waren männlich, 22,8 Prozent unter 21 Jahren und zwei Drittel waren Deutsche. Unter den Opfern sind allerdings nur 54,2 Prozent Männer, fast jeder Vierte bis zu 21 Jahre jung und ohne deutschen Pass.
Der Häufigkeitswert der Straftaten im Verhältnis zur Einwohnerzahl liegt in Gelsenkirchen weiterhin um 19 Prozent höher als im NRW-Durchschnitt.
Jörg Ziegler folgt Jörg Henschel als Kriminaldirektor
Jörg Ziegler ist seit Januar Leiter der Direktion Kriminalität in Gelsenkirchen. Foto: Olaf Ziegler Jörg Ziegler (49) ist seit Januar neuer Leiter der Direktion Kriminalität. Er folgt Jörg Henschel, der 2018 in den Ruhestand wechselte. Der neue Chef der Kriminalpolizei ist gebürtiger Wanne-Eickeler, trat 1989 in den Polizeidienst, als Polizeihauptwachtmeister-Anwärter. Nach seinem Studium befasste er sich dienstlich unter anderem mit Gefahrenabwehr und Cyberkriminalität (im Innenministerium). Internetkriminalität will er hier im Fokus behalten.
>>Kommentar von Sibylle Raudies: Gewalt geht alle an
Weniger Straftaten und mehr aufgeklärte Fälle: Die Polizei scheint einiges richtig gemacht zu haben in Gelsenkirchen. Vor allem der Rückgang der Wohnungseinbrüche ist sicher guter Aufklärung und Vorausschau, dem Profiling-Konzept, zu verdanken. Und Bürgern, die Zivilcourage zeigen und die Polizei rufen, wenn sie Verdächtiges beobachten.
Konzepte gegen gewalttätige Tendenzen in der Gesellschaft kann die Polizei nicht allein entwickeln. Angriffe und auch Beleidigungen gegen Beamte per Strafanzeige zu verfolgen, ist richtig. Sie vertreten unseren Rechtsstaat, halten den Kopf dafür hin, dass dessen Regeln eingehalten werden. Wem die eine oder andere Regel nicht gefällt, verändert sie nicht durch Angriffe auf Polizisten.
Zumal es nicht allein Polizisten sind, die im Einsatz für die Gesellschaft angegriffen werden. Auch Lebensretter wie Sanitäter sind Opfer. Hier müssen Politik und Gesellschaft – und damit wirklich wir alle – gegenhalten, menschliche Werte hochhalten und pflegen. Straftaten gab und gibt es immer, überall. Je weniger, desto besser.