Gelsenkirchen. . Das Berufskolleg Königstraße, die Gesamtschulen Horst und Ückendorf und das Ricarda werden Talentschulen. Sie bekommen mehr Lehrer und Geld.
Eine Expertenjury hat die ersten 35 Talentschulen für NRW ausgewählt – mit dabei sind vier Schulen aus Gelsenkirchen. Der Schulversuch geht zum Schuljahr 2019/2020 mit 22 Schulen aus der Region Ruhr an den Start, unter ihnen das Berufskolleg Königstraße, die Gesamtschulen Horst und Ückendorf und das Ricarda-Huch-Gymnasium.
Groß ist die Freude bei Achim Elvert, Leiter der Gesamtschule Ückendorf (GSÜ): „Gleich viermal den Zuschlag zu bekommen, das zeigt, dass der besondere Förderungsbedarf Gelsenkirchens erkannt wurde.“ Größere Städte wie Dortmund (3) und Essen (1) sind nämlich weniger bedacht worden. Elvert rechnet mit mindestens neun zusätzlichen Lehrerstellen für die GSÜ, die ersten neuen Lehrenden könnte er schon zum 1. Mai begrüßen. Noch aber fehlen die offiziellen Bescheide, um Stellen ausschreiben zu können. Elvert: „Die Stellen sind nicht über die Projektzeit zeitlich befristet, – das macht uns für jüngere Zugänge attraktiv.“
Extra-Fortbildungsbudget von 2500 Euro
Die Talentschulen bekommen neben Beratung und einem Extra-Fortbildungsbudget von 2500 Euro einen Stellenzuschlag von 20 Prozent auf den Grundstellenbedarf im Bereich Sekundarstufe I. Für die landesweit 15 Berufskollegs im ersten Durchlauf wird es insgesamt 100 Stellen geben, ihre Bewerbungen wurden deshalb gesondert gesichtet. „Wir fühlen uns sehr geehrt“, sagt Hannelore Pohl, Leiterin des Berufskolleg Königstraße. Die kompletten Sommerferien hatte das Kollegium an der Bewerbung gefeilt. „Wir haben uns noch einmal genau überlegt, wo unsere Stärken liegen.“ Mit Erfolg, wie sich am Freitag herausstellte. Die Innenstadtschule mit zurzeit 2500 Schülern und 150 Lehrern war mit ihrer Bewerbung erfolgreich. Pohl: „Mit den zusätzlichen Kollegen und Mitteln können wir unsere Programme weiter ausbauen.“
Markus Hogrebe: „Wir haben es auch verdient“
Ebenso freudig überrascht zeigt sich Markus Hogrebe, Leiter der Gesamtschule Horst: „Wir sind stolz und glücklich, aber wir finden, wir haben es auch verdient.“ Der MINT-Schwerpunkt, Sprachförderung, Förderung von Haupt- und Realschulabgängern: „Wir wollen unseren guten Weg weiter gehen!“
Ähnlich äußerte sich Schulleiter Rolf Möller über die Förderungszusage für das Ricarda-Huch-Gymnasium „Wir freuen uns sehr, dass wir unser geplantes Konzept für das Vorhaben ‘Haus der Persönlichkeitsentwicklung’ nun umsetzen können.“ Der Schwerpunkt solle dabei auf „kultureller Bildung“ liegen, etwa mit Instrumentalunterricht und Orchesterklassen, ergänzt Isabel Asmus-Werner, die stellvertretende Schulleiterin: „Die Schüler des Jahrgangs 5 und 6 sollen ihre Kompetenzen erkennen können, in den Jahrgängen 7 und 8 steht die ‘Selbst-Entwicklung’ im Mittelpunkt, in 9 und 10 dann das ‘Selbst-Management’ der eigenen Schwerpunkte.“
Schuldezernentin beglückwünscht Schulen
Auch Schuldezernentin Annette Berg beglückwünschte die erfolgreichen Schulen: „Es ist wichtig, dass jedem Kind ein Bildungserfolg ermöglicht wird und das unabhängig von seiner Herkunft. Mit der Teilnahme an dem Schulversuch erhalten Schulen weitere Möglichkeiten, die Förderung von Talenten zu begleiten und zu optimieren.“
2020/21 werden weitere 25 Schulen aufgenommen.
„Die Talentschulen können für die Schülerinnen und Schüler im Ruhrgebiet eine echte Chance für ihren individuellen Bildungserfolg sein. In dieser Region schlummert noch viel unentdecktes Potential. Und dieses Potential kann der Schulversuch entfachen. Talentschule und Ruhrgebiet – das ist eine vielversprechende Kombination, von der wir uns ganz besonders gewinnbringende Effekte erhoffen“, betonte Staatssekretär Mathias Richter.
Bestätigung für Oberbürgermeister Frank Baranowski
Die erfolgreiche Bewerbung von gleich vier Schulen unserer Stadt bestätigt, dass wir mit unserem Ziel, jedem Kind seine Chance zu geben, schon früh den richtigen Weg eingeschlagen haben“, steht für Oberbürgermeister Frank Baranowski fest. Talentförderung habe in Gelsenkirchen eine lange positive Geschichte. Jetzt können wir sie erfolgreich fortsetzen.“
Kritische Töne von den SPD-Landtagsabgeordneten
Kritische Töne kamen dagegen von den Landtagsabgeordneten Heike Gebhard und Sebastian Watermeier (beide SPD): „Für die ausgewählten Schulen ist das eine positive Nachricht. Leider bedeutet dies für alle anderen Schulen in Gelsenkirchen, dass sie keine Förderung durch die Landesregierung erhalten. Wir meinen, alle Schulen haben einen Anspruch auf bestmögliche Bildung.“
>>> 149 Bewerbungen landesweit
- Landesweit hatte es 149 Bewerbungen gegeben. Nach einer zweiten Auswahlphase werden zum Schuljahr 2020/21 weitere 25 Schulen in den Schulversuch aufgenommen.
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