Gelsenkirchen-Ückendorf. . Raimond Kosseck und Jochen Kosseck-Brand gehen in den Ruhestand. Über 20 Jahre lang waren die Brüder Lehrer an der Gesamtschule Ückendorf.
Raimond (63) Kosseck und Jochen Kosseck-Brand (65) gehen zum 1. August in den Ruhestand. Der eine als Rentner, der andere als Pensionär. Mehr als zwei Jahrzehnte lang haben die Brüder den gleichen Arbeitsplatz gehabt: die Gesamtschule Ückendorf. Für beide kam nie in Frage, an eine andere Schule zu wechseln. Nicht, weil der Bruder da war. Sondern weil das Kollegium und auch die Leitung so war, wie es war. Und noch immer ist: Einfach richtig gut, finden die beiden.
Acht Eingangsklassen gab es beim Start 1982
Sonst geben sie einander allerdings nicht unbedingt in allem Recht. Im Gegenteil. Die freundlich-spöttischen Bälle fliegen zwischen den beiden nur so hin und her, die beiden sind da ein eingespieltes Team.
Jochen Kosseck ist Gründungsmitglied der Gesamtschule Ückendorf (GSÜ). Acht Eingangsklassen gab es beim Start 1982: Und die waren zwar mehrheitlich mit deutschen Kindern belegt, „aber deshalb nicht unbedingt einfacher als heute“, versichert der leidenschaftliche Fußballtrainer Jochen Kosseck. Von Anfang an hat er die Fußballmannschaften der Schule trainiert. Und mit ihnen sehr viele große Erfolge eingefahren. Und in diesem Jahr als Abschiedsgeschenk wurden sie erneut Stadtmeister der A-Jugend – mit sieben Nationalitäten in der Mannschaft, erklärt Kossack stolz. Im Sport sind Sprachbarrieren leichter zu überwinden, aber auch Raimond Kossack hat kein Problem damit, wenn Schüler ihr Wörterbuch im Smartphone zücken, um sicher zu sein, richtig verstanden zu haben. Im Gegenteil.
Gelernte Gymnasiallehrer für Sport und Englisch
Während Jochen sich in seinen 36 Dienstjahren („direkt aus dem Referendariat!“) schwerpunktmäßig um die Fußballteams aller Jahrgänge kümmerte – neben dem Englischunterricht – , zog es Bruder Raimond, ebenfalls gelernter Gymnasiallehrer für Sport und Englisch, bald zum Coaching der älteren Schüler in Sachen Bildungsweg in der Oberstufe. „Anfangs hab ich meinem Bruder noch bei den Fußballteams geholfen, aber das war sein Bereich. Und als ich dann älter wurde, hab ich gemerkt, dass diese Beratung der Älteren mir sehr liegt. Ich habe da auch sehr viel aus dem Leben der Schüler erfahren.“ Häufig habe er dabei auch gestaunt, was diese Heranwachsenden schon erlebt haben.
Zwischenzeitlich an der Volkshochschule unterrichtet
Bruder Jochen hat auch die Gebrüder Altintop im Schulteam trainiert. Darauf ist er stolz. Hamit hat an der GSÜ Abitur gemacht, Halil Fachhochschulreife. Und außerdem: „Wir haben hier so viele Kinder mit Hauptschulempfehlung, die trotzdem bei uns Abitur machen“, schwärmt er.
Raimond Kosseck hat erst zehn Jahre nach seinem Bruder an der GSÜ begonnen, weil er wegen des späteren Studiums in die Zeit des Einstellungsstopps für Lehrer rutschte. Zwischenzeitlich unterrichtete er an der Volkshochschule und ließ sich auch zum Waldorf-Lehrer ausbilden. „Aber das war nichts für mich. Ich hatte eine Klasse mit 39 Kindern, darunter sechs extrem schwierige. Hier an der Gesamtschule habe ich mich schnell sehr wohl gefühlt. Es kannte mich ja auch gleich jeder. Weil jeder meinen Bruder kannte.“ Spricht’s und grinst.
Das gemeinsame Zuhause von Überflüssigem befreien
Raimond will mit seiner Frau jetzt erstmal mit Bedacht das gemeinsame Zuhause von Überflüssigem befreien. Ob er nicht vielleicht auch weiterhin an der Schule mal aushelfen mag, hatte Schulleiter Achim Elvert angefragt? Nein. Erstmal ein halbes Jahr gar nichts, das steht für ihn fest.
Jochen Kossack indes, Vater von zwei erwachsenen Kindern und mittlerweile auch Großvater, kann sich ganz gut vorstellen, auch noch etwas mit Fußball und Training zu machen. Wie und wo auch immer. Vielleicht wollen die beiden sich jetzt auch privat mal wieder öfters treffen. „Das musste in den letzten Jahren ja nicht sein, wenn man sich ohnehin täglich sieht.“ Da sind sie sich einig.
>> Sportliche Erfolge der Fußballteams
20 Mal allein waren GSÜ-Fußballteams unterschiedlicher Altersklassen Stadtmeister in Gelsenkirchen. 1999 wurde die Unesco-Projektschule in Düsseldorf geehrt als erfolgreichste NRW-Schule Fußball im Rahmen von „Jugend trainiert für Olympia“.
Mehrfach waren GSÜ-Fußballteams Landesmeister, 2014 gar Deutscher Meister der Schul-Liga.