Gelsenkirchen-Feldmark. . Sabine Cuk kommt seit ihrer Kindheit auf die Trabrennbahn in Gelsenkirchen. Sie erzählt von großen Veränderungen und Pferden mit Kämpferherz.
Ihren Geburtstag verbringt Sabine Cuk in diesem Jahr auf der Trabrennbahn, denn es ist Renntag. Die 49-Jährige ist dabei unverzichtbar: Sie übergibt den siegreichen Fahrern nach den Rennen ihre Ehrenpreise. Gar keine leichte Aufgabe, wie sich schnell zeigt: Der Adrenalinspiegel von Pferd und Mensch ist nämlich so kurz nach dem Wettkampf auf dem Höchststand.
Schon als Kind in die Tiere verliebt
Die Siegerehrungen, das ist das Einzige, was der begeisterten Pferdefreundin noch geblieben ist vom Trabrennsport. Dabei verliebte sich die Mutter einer 16-jährigen Tochter bereits als Kind in die edlen Tiere. Ihre Großeltern wohnten unweit der Gelsenkirchener Wettkampfstätte und sie besuchte oft die Rennen dort.
„Das war eine ganz andere Zeit“, erinnert sie sich und schaut auf die vielen leeren Plätze hinter ihr. „Früher haben Sie hier kaum einen Sitzplatz gekriegt.“ Damals sei Gelsenkirchen die „Stadt der 1000 Pferde“ gewesen. 500 bis 600 Traber waren in den Stallungen der Rennbahn untergebracht, viele weitere im Umkreis. „Manchmal standen zwei oder drei Jährlinge in einer Box, weil man nicht wusste, wohin mit ihnen“, erzählt Cuk.
Eine Ausbildung zur Pferdewirtin absolviert
Arbeit gab es also genug. 1987 begann sie deshalb eine Ausbildung zur Pferdewirtin beim Gelsenkirchener Trainer Gerrit Westerfeld. Danach arbeitete sie in einem Privatgestüt, ebenfalls auf dem Gelände der Rennbahn in Feldhausen. „Da waren wir oft mit den Pferden auf Reisen“, erinnert sie sich. Selbst Rennen gefahren ist sie jedoch nie. „Da hätte mir einfach das letzte bisschen Mut gefehlt. Ich betüddel die Pferde lieber.“
Mittlerweile hat Cuk Pferdestall gegen Büro getauscht und arbeitet als kaufmännische Angestellte in einem Entsorgungsunternehmen. In ihrer Freizeit verbringt sie trotzdem viel Zeit auf den Trabrennbahnen des Landes. Ihr Lebensgefährte ist Fahrer und die Tochter auch pferdebegeistert.
Die große Leidenschaft zum Beruf gemacht
Diese Leidenschaft zum Beruf zu machen, davon rät die Mutter ihr jedoch ab: „Weil die Chancen zu schlecht sind. Und als Frau hat man es nach wie vor schwer.“ Eine Erfahrung, die sie selbst gemacht hat. Geld gebe es außerdem auch kaum noch zu gewinnen. Und die Konkurrenz aus den Nachbarländern werde immer stärker.
Dennoch fiebert die Fachfrau bei jedem Rennen mit. Sie kennt alle Fahrer, Trainer, Pferde und ihre Geschichten genau, begrüßt Besitzer und Besucher der Rennbahn namentlich und freut sich mit den Aktiven über ihre guten Leistungen.
„Man sieht den Pferden an, dass sie Spaß haben“
„Diese Spannung vor dem Rennen. Und dann zu sehen, wie die Pferde Renntempo aufnehmen, das ist so ästhetisch“, beschreibt Cuk die Faszination des Sports. „Man sieht den Pferden an, wie viel Spaß sie haben. Manchmal haben kleine Pferde ein wahnsinniges Kämpferherz und behaupten sich sogar gegen große. Das zu sehen ist hammermäßig“, schwärmt sie.
Eine Wette hat Cuk trotz ihres Insiderwissens noch nie platziert. Der Rausch des Rennens reicht ihr aus. Seit 2008 erlebt die den als Siegerehrungs-Beauftragte hautnah mit. Unmittelbar nach dem Zieleinlauf holt sie die siegreichen Gespanne ab, geleitet sie zur Siegerrunde und übergibt Ehrenpreise und Blumensträuße.
Helmpflicht für Fußgänger
„Das kann gefährlich werden“, sagt sie. Die Tiere seien noch voller Adrenalin und zu aufgeregt für eine feierliche Zeremonie. Glückwünsche gebe es daher manchmal nur im Vorbeifahren. Außerdem sei ein Helm Pflicht. Besonders brenzlich könne es werden, wenn Prominente oder Sponsoren Preise übergeben wollen. „Da muss man echt aufpassen.“
Passiert ist im Siegerring trotz einiger seht stürmischer Vierbeiner bisher noch nichts. Auch dieses Mal nicht. Das schönste Geschenk soll jedoch nicht an Geburtstagskind Sabine Cuk gehen. „TomNJerry Diamant“ macht es seinem Fahrer Michael Nimczyk und beschert ihm den 200. Sieg der Saison. Den schönsten Blumenstrauß des Tages nimmt dieser wiederum von Sabine Cuk entgegen.
>>>Die Farben der Schleifen
Gespanne, die in Gelsenkirchen ein Trabrennen gewinnen, dürfen als Erinnerung eine Schleife in den Farben des Rennvereins mitnehmen und dem Pferd an die Boxentür hängen.
Früher waren die Trophäen grün-weiß, mittlerweile sind sie rot-weiß. Blaue-weiße Schleifen gab es hingegen noch nie.