Gelsenkirchen-Feldmark/Essen. In Gelsenkirchen steigt das Saisonfinale der Minitraber. Beim Rennen auf der Heimatbahn wartet eine besondere Herausforderung auf die Favoritin.

„Wolle“ scharrt nervös mit den Hufen. Das Shetlandpony kann kaum abwarten, dass endlich der letzte Haken des knallroten Geschirrs verschnallt ist. Seine kleinen Ohren sind voller Erwartung gespitzt, als Melina Melzer aus Essen im Sulky hinter ihm Platz nimmt. Die 10-Jährige hat die Fahrleinen noch nicht ganz in der Hand, da zieht der vierbeinige Sportler im Miniaturformat schon an. Es geht zur Rennbahn. Dort messen sich gerade die „großen“ Traber im ersten Rennen des Tages. Danach sind Melina und „Wolle“ dran.

Mit zwei Jahren das erste Mal auf einem Pony

Melina und „Wolle“ auf dem Weg zum Start.
Melina und „Wolle“ auf dem Weg zum Start. © Olaf Ziegler

„Als ich zwei war habe ich schon auf dem Pony gesessen“, erzählt die Fünftklässlerin. Sie hat auch schon an Reitturnieren teilgenommen. Doch beim Schlittenfahren im Schnee zeigte sich ihre Leidenschaft fürs Fahren, wie Mutter Sarah Melzer erzählt. „Mittlerweile sind wir fünf Mal in der Woche bei den Ponys und Melina fährt mindestens dreimal auf der Rennbahn“, sagt sie.

Zusammen mit fünf anderen Kindern und ihren Ponys geht es für Melina außen um die Rennbahn herum zum Start. Begleitet werden die Nachwuchsrennfahrer von ihren aufgeregten Eltern. Bevor es losgeht, fährt die Karawane ein paar Mal die Gerade auf und ab. Dort wartet schon die Konkurrenz. Insgesamt starten heute sieben Kinder zwischen acht und 16 Jahren beim Minitraber-Rennen im Gelsentrabpark.

Elf Renntage im Jahr für die Minitraber

Ordentlich einreihen: Vor dem Rennen wärmten sich alle Kinder gemeinsam mit ihren Ponys auf.
Ordentlich einreihen: Vor dem Rennen wärmten sich alle Kinder gemeinsam mit ihren Ponys auf. © Olaf Ziegler

Fahrer im Alter von sechs bis 16 Jahren messen sich bei der Rennserie und können in diesem Jahr an elf Renntagen in NRW Punkte sammeln. Wer die meisten hat, nimmt als Derbysieger einen Wanderpokal mit nach Hause. Aktuell steht der noch bei Melina zu Hause. Zusammen mit Tim Müller startet sie deshalb als Favoritin. Damit alle die gleichen Chancen haben, wird von unterschiedlichen Positionen ins Rennen gestartet: Das kleinste Pony muss die kürzeste Distanz laufen.

„Wolle“ startet mit seinen 86 Zentimetern an vierter Stelle von der 800 Meter-Marke. Melinas Ziel: „Gewinnen.“ Ihre Taktik: „Direkt Vollgas und in der Kurve etwas aufpassen.“ Dort hat „Wolle“ sich schon mal erschreckt und ist zur Seite gesprungen. Und das, obwohl er in Gelsenkirchen zu Hause ist und die Bahn gut kennt.

Das Mädchen aus Essen hat alles im Griff

Pony „Wolle“ und Fahrerin Melina Melzer freuten sich nach ihren Triumph über den Siegerpokal.
Pony „Wolle“ und Fahrerin Melina Melzer freuten sich nach ihren Triumph über den Siegerpokal. © Lena Reichmann

Aber heute hat das Mädchen aus Essen die Situation routiniert im Griff. Vor der Zielgeraden liegt sie an dritter Stelle. Mit federnden Tritten lässt „Wolle“ einen Konkurrenten nach dem anderen hinter sich. Mitte der Geraden übernehmen die beiden die Führung. Doch auch Tim Müller und „Mattin“ – von der letzten Position gestartet – haben Boden gutgemacht. Sie kommen dem Führungsduo immer näher

Melina, die bereits ihre vierte Saison fährt, bringt das nicht aus der Ruhe. Ohne sich umzusehen visiert sie die Ziellinie an. Auch „Wolles“ Blick bleibt nach vorn gerichtet. Mit knappem Vorsprung schaffen die beiden es, ihre Führung bis ins Ziel zu retten. Dort warten schon die stolzen Eltern und Großeltern – und der Siegerpokal.

Ob die Gymnasiastin später in den Trabrennsport möchte, weiß sie noch nicht. Eine gute Vorbereitung sind die Minitraber-Rennen dafür jedenfalls. „Hier ist alles wie bei den Großen, nur halt im Kleinformat“, erklärt Tanja Konrad. Sie organisiert die Serie, die im nächsten Jahr 25-jähriges Bestehen feiert. Nachwuchsarbeit, die Früchte trägt: Einige ehemalige Fahrer sind schon erfolgreich ins Erwachsenenlager gewechselt.

>>>Info: Bis zu 20 Stundenkilometer und mehr

Die Ponys erreichen je nach Größe im Trab Geschwindigkeiten von über 20 Stundenkilometern. Zum Vergleich: Große Traber können bis zu 50 km/h schnell werden.

Auch im zweiten Rennen des Tages schaffte Melina es aufs Treppchen: Platz zwei für sie und „Wolle“, Platz eins ging an Tim Müller.