Gelsenkirchen-Feldmark. Jan Thirring hat seine Ausbildung im Trabrennstall beendet. Pferde sind seine Leidenschaft, daher nimmt er in Kauf, dass wenig Freizeit bleibt.
„Oft bin ich der Erste hier. Ich füttere dann die Pferde und bringe sie auf die Koppel. Und dann trinke ich erstmal einen Kaffee“, sagt Jan Thirring und lacht. Entspannt lehnt er sich in seinem Stuhl zurück, während er von seinem Arbeitsalltag erzählt. Diese Entspannung überträgt er auch auf seine vierbeinigen Schützlinge. „Ich habe im Moment so vier bis fünf Pferde, die ich betreue“, sagt er. Das heißt: füttern, pflegen, die Box ausmisten und natürlich trainieren. Denn all „seine“ Pferde starten auch bei Rennen.
Dabei ist der Nachwuchsfahrer sehr erfolgreich: Er ist der führende das Azubi-Championats für Trabrennfahrer. Der 25-Jährige, der aus Marl stammt, hat seine Ausbildung zum Pferdewirt mit dem Schwerpunkt Trabrennfahren im Juli abgeschlossen und arbeitet seitdem im Stall des Gelsenkirchener Pferdetrainers Ralf Oppoli. Für ihn ist das sein Traumjob.
Wochenenden und Feiertage sind Fremdwörter
Die Lehre zum Sport- und Fitnesskaufmann hatte der Sohn eines Amateurrennfahrers nach zwei Jahren abgebrochen: „Ich wollte erstmal einen normalen Beruf versuchen, hatte aber eigentlich nie Spaß daran.“ Seine Liebe zu Pferden war größer. „Ich habe eigentlich seit meiner Geburt mit ihnen zu tun.“ So begann er gegen den Wunsch seiner Eltern die Ausbildung bei Ralf Oppoli.
Dafür nimmt der leidenschaftliche Schalke-Fan einiges in Kauf. Wochenenden? Feiertage? Das sind für ihn Fremdwörter. „Ich habe schon mal einen Sonntag frei, aber sonst eine Sieben-Tage-Woche.“ Für ihn sei das aber kein Problem. „Ich mache das aus Leidenschaft und gehe jeden Morgen gern zur Arbeit.“ Durchzechte Nächte in Bars oder Clubs seien sowieso noch nie sein Ding gewesen.
Er greift schon seit der Kindheit zum Hockeyschläger
Jeden Morgen steht Jan Thirring um sieben Uhr im Stall. Sein Arbeitstag dauert dann bis etwa 15 Uhr. An Renntagen ist er sogar bis in die späten Abendstunden unterwegs. Nach Feierabend geht es für ihn direkt equestrisch weiter: Im Stall seines Vaters trainiert er auch einige Pferde. Und: „Ich habe mir vor ein paar Tagen ein Pferd gekauft.“ Nach Abschluss seiner Ausbildung wollte er gern einen eigenen Traber besitzen, um an Rennen teilzunehmen.
„Das hat schon genug Platz, viel mehr ist nicht mehr drin“, sagt Thirring selbst darüber, wie viel Raum die Pferde in seinem Leben einnehmen. Ein weiteres Hobby verfolgt der junge Mann allerdings trotzdem: Seit seiner Kindheit spielt Jan Thirring Hockey, war sogar deutscher Meister in der A-Jugend. „Die ersten beiden Saisonspiele habe ich aber dieses Jahr verpasst, weil ich bei Rennen war“, sagt er.
Erfolgreich bei Pferderennen gestartet
Seine Prioritäten sind da fest gesetzt. Seitdem er seine Zwischenprüfung nach dem ersten Lehrjahr abgeschlossen hat, darf er selbst bei Rennen starten. Dabei ist er sehr engagiert, wie auch Ralf Oppoli bestätigt. Doch sein Erfolg hängt untrennbar mit dem Talent seiner Pferde zusammen. Ein gutes Pferd zum Training zu bekommen, das sei oft gar nicht leicht, vor allem für Berufsanfänger, sagt Thirring. Über seinen dritten Platz beim letzten Renntag mit der Stute „Call me Brixton“ freut er sich deshalb sehr.
Das junge Pferd steht im Stall seines Chefs und lief in diesem Rennen ihre persönliche Bestzeit. „Wie junge Pferde zu Rennpferden werden, das zu sehen fasziniert mich“, erzählt er. Denn jedes Tier sei verschieden. Deshalb kann er sich auch vorstellen, sein Leben lang mit ihnen zu arbeiten.
>>> Angehende Pferdewirte wählen Fachrichtung
- Die Ausbildung zum Pferdewirt dauert drei Jahre. Vor Ausbildungsbeginn wählen Lehrlinge aus, welchen Schwerpunkt ihre Ausbildung haben soll.
- Neben den Fachrichtungen Pferdehaltung, Pferdezucht, Reitausbildung und Spezialreitweisen kann die Ausbildung auch im Bereich Trabrennfahren oder Rennreiten absolviert werden.