Gelsenkirchen-Feldmark. . Der Gelsenkirchener Traber-Trainer bereitet Pferde auf Trabrennen vor. In seinem Stall stehen viele junge Talente. Goethe ist eines davon.

Mit großen, gleichmäßigen Tritten trabt „Call me Brixton“ vor dem Sulky her. Der Sand knirscht unter den Hufen der dreijährigen Stute. Ihr Atem ist ruhig und gleichmäßig. Der Blick des Rennpferdes ist auf die lange Gerade gerichtet und die Fahrleinen sind angespannt.

„Sie ist ein sehr gehfreudiges Pferd und zieht nach vorne“, erklärt Ralf Oppoli. Er ist Trainer für Trabrennpferde. 16 aktive Rennpferde hat er an der Gelsenkirchener Rennbahn eingestallt. „Das sind alles Hochleistungssportler“, sagt der 51-Jährige. Das Trainingsprogramm der Tiere ist entsprechend intensiv. Jeden Tag sitzen der Trainer und seine beiden Auszubildenden mehrere Stunden in den Sitzschalen ihrer Sulkys.

Zwei Leinen zum Lenken und Bremsen

Jeden Morgen steht Ralf Oppoli bei seinen Schützlingen im Stall. Auch am Wochenende.
Jeden Morgen steht Ralf Oppoli bei seinen Schützlingen im Stall. Auch am Wochenende. © Olaf Ziegler

In Rückenlage, das Gesäß unweit vom Boden und die Hinterbeine des Pferden unmittelbar vor sich, geht die Fahrt mit einer Pferdestärke los. Der Sand spritzt gegen die Rennbrille und überzieht den Helm nach wenigen Metern. Gelenkt und gebremst wird mit zwei Fahrleinen. Eine echte körperliche Herausforderung.

Call me Brixton wärmt sich gerade auf. Vier Runden à 1200 Meter absolviert sie dazu im lockeren Trab mit einer Geschwindigkeit von etwa zehn Kilometern pro Stunde. Im Rennen kann die Stute knapp 50 Stundenkilometer schnell werden.

Pferdesport liegt in der Familie

Traber Goethe ist eines der jungen Pferde, die Ralf Oppoli in Gelsenkirchen auf den Einsatz bei Rennen vorbereitet.
Traber Goethe ist eines der jungen Pferde, die Ralf Oppoli in Gelsenkirchen auf den Einsatz bei Rennen vorbereitet. © Olaf Ziegler

Für Oppoli, der aus einer Rennfahrerfamilie stammt, Routine. Sein Vater errang über 3000 Siege im Sulky. „Weil ich nie etwas anderes wollte und weil ich Pferde liebe“, antwortet der Filius auf die Frage, warum er diesen anstrengenden und entbehrlichen Berufsweg gewählt habe. Freie Wochenenden kennt er nicht.

„Das ist kein Beruf für Frauen“

Seine Tochter verbringt ihre Freizeit gerne bei ihrem Vater auf der Rennbahn. Schon mit sechs Jahren sei sie selbst gefahren, erzählt Oppoli. Eine berufliche Perspektive biete der Sport ihr aber nicht. „Das ist kein Beruf für Frauen. Die Arbeit ist zu hart, besonders die Stallarbeit“, sagt er, während er Call me Brixton von der Rennbahn zurück zum Stall lenkt. Dort wartet schon ihr Trainingspartner, der zweijährige Hengst Goethe. „Das ist heute ihr Sparringspartner“, sagt Oppoli.

Bereits in wenigen Tagen steht für die Stute ein Rennen an. Auf ihrer Heimatbahn gilt es, 2000 Meter zu absolvieren. Ihre Bestzeit: 2:40 Minuten. Damit sie die toppen kann, steht heute Intervalltraining auf dem Programm.

Gefühl für die Tiere entwickeln, denn jedes ist anders

Bei vielen Rennen müssen die Pferde hinter einem Startwagen bis zur Startlinie laufen. Im Training gewöhnt Fahrer Robin Bot sein Pferd an das Auto.
Bei vielen Rennen müssen die Pferde hinter einem Startwagen bis zur Startlinie laufen. Im Training gewöhnt Fahrer Robin Bot sein Pferd an das Auto. © Olaf Ziegler

Familienvater Oppoli liebt das Training aussichtsreicher Jungpferde wie Call me Brixton. „Mit jungen Pferde arbeiten und sehen, wie sie besser werden“, das sei seine Motivation. „Man kann keine zwei Pferde gleich trainieren. Jedes ist anders“, erklärt er. Ein Gefühl für die Bedürfnisse der sensiblen Tiere zu entwickeln, sei das Wichtigste, um in dem Beruf erfolgreich zu sein.

Während der heißen Sommertage stand der gebürtige Recklinghäuser schon um vier Uhr morgens im Stall. „Dafür hatte ich meistens um elf schon Feierabend.“ Schlimmer sei das Training im Winter. „Wenn man da sieben oder acht Pferde gefahren hat, sind die Finger komplett eingefroren“, erzählt er. Reich könne er damit nicht werden. 700 Euro bekommt der Sieger eines Rennens im Schnitt. „So viel kostet allein der Stall jeden Monat“, sagt der Trainer.

Pferd will gefordert werden

Er sitzt mittlerweile im Sulky hinter Goethe. Das junge Pferd kann seinen Einsatz kaum abwarten und trippelt unruhig auf der Stelle. Seine Ohren sind gespitzt als der Trainer das Gespann auf die Sandbahn lenkt. Dort gibt es für den Hengst kein Halten mehr. Mit spielerischer Leichtigkeit beschleunigt er und scheint mit seinen langen, kraftvollen Tritten die Gerade entlang zu schweben.

Eine Runde auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen

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    >> Der nächste Renntag ist am Mittwoch

    Am Mittwoch, 5. September, ist der nächste Renntag auf der Trabrennbahn an der Nienhausenstraße 42. Um 18.30 geht es los. Neun Rennen stehen auf dem Programm. Wer selber einmal das Gefühl im Sulky spüren möchte, hat dort die Gelegenheit, im Fohlenwagen mitzufahren. Der Fohlenwagen ist eine Kutsche für zwei Personen.