Gelsenkirchen. . Kurz vor der Schließung des Bergwerks Prosper Haniel eröffnet Dienstag in Gelsenkirchen die Ausstellung „Schicht im Schacht – Leben ohne Kohle“.
Wenn am Freitag mit Prosper-Haniel in Bottrop das letzte Bergwerk im Ruhrgebiet dicht macht, endet auch ein Kapitel Reviergeschichte. Sarah Blümel, Natalie Richter, Wladimir Wegener und Thomas Pflaum haben die Häutung der vergangenen Jahre fotografisch dokumentiert. Die Ausstellung „Schicht im Schacht – Leben ohne Kohle“ zeigt jetzt im Wissenschaftspark die unterschiedlichen Blickwinkel der Fotografen auf ihre Heimat.
Alle Vier beschäftigen sich in einer künstlerischen Auseinandersetzung mit den Resten des Bergbaus und den Spuren, die dieser hinterlassen hat. Sarah Blümel widmet sich in ihren Bildern der Lebenswirklichkeit der Menschen im Revier: Sie fotografierte den Alltag der ehemaligen Bergarbeitersiedlungen in der Jetztzeit, ungeschönt, direkt. „Es geht dabei nicht darum, dass der Betrachter bestimmte Orte wiedererkennt. Es geht darum, das Phänomen abzubilden“, erklärt Peter Liedtke, verantwortlich für die Ausstellung. Das geschehe bei Blümel jenseits von Überhöhung und Hochglanzfotographie. Die Siedlungen erinnern daran, wie Arbeit und Lebensart nah und eng beieinander lagen.
Fotgrafen fangen auch die Rekultivierung der Halden
Eine ähnliche Ästhetik wie bei Blümel zeigt sich in Vladimir Wegeners Fotografien. Er inszeniert in seinen Arbeiten Bergehalden im Prozess der Rekultivierung. Der Blick auf die vom Menschen über industrielle Epochen hinweg veränderte Landschaft stellt die Frage nach dem Verhältnis zwischen Natur und Kultur.
Natalie Richters Arbeiten sind weitgehend im Studio entstanden. In ihren Fotografien nimmt sie Objekte im Spannungsfeld zwischen Arbeit und Kunst in den Blick: Den Grubenhelm, die Trinkflasche, das Werkzeug. Auch ihr geht es darum, die Dinge naturgetreu abzubilden. Die Gegenstände und Artefakte thematisiert sie als Teil des Brauchtums und der Verbindung zwischen Mensch, Arbeit und Region. Blümel, Wegener und Richter, die im Ruhrgebiet leben, absolvierten gemeinsam die Folkwang-Hochschule Essen und haben einen Teil ihrer Bergbau-Fotografien in einem Buch zusammengefasst.
Reichen alte Zechen als aufgehübschte Orte?
Die Ausstellung wird ergänzt durch Arbeiten des Fotografen Thomas Pflaum aus dem durch die VG Bild-Kunst geförderten Langzeitprojekt „Leben ohne Kohle“ (1993-2018). Darin geht der Fotograf der Frage nach: Wie geht es weiter nach der Schließung der letzten Zeche, wenn die Transformation einer ganzen Region vollzogen sein muss? Und: Reichen alte Zechen als aufgehübschte Orte, die sich vor allem an Touristen und die Freizeitgesellschaft adressieren, für ein „Leben ohne Kohle“?
>>>Info: Buchreihe „Unter uns“ bei Beck
In dem mehrjährigen Projekt der Folkwang Universität der Künste, unterstützt von der RAG Aktiengesellschaft, schufen Studenten unter der Leitung von Prof. Gisela Bullacher außergewöhnliche Fotoarbeiten zum Erbe des Steinkohlenbergbaus.
Die Bilder erschienen erstmals in der Buchreihe „Unter Uns“ im Beck Verlag